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Genial - Lernen im Schlaf

15. Februar 2010

An der Sache mit dem Buch unterm Kopfkissen ist doch etwas dran! Schweizer Forscher können das jetzt beweisen. Wer am Tag lernt, kann darauf bauen, dass sich das Gelernte über Nacht ganz von selbst vertieft.

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Schlafende Frau (Foto:BilderBox)
Bild: BilderBox

Florian Hauck ist 12 Jahre alt und hat in den 7 Jahren, die er schon in die Schule geht, so seine Erfahrungen gemacht. Er sagt: "Wenn ich eine Prüfung habe, schaue ich mir die Sachen am Abend vor dem Schlafengehen noch mal an und habe das Gefühl, dass mir das hilft."

Der Schweizer Neurobiologe Reto Huber will herausfinden, ob das nur ein Gefühl ist, oder nachweisbar mehr. Was geschieht im Gehirn von Florian, wenn er lernt und wenn er schläft?

Junge mit Elektroden auf dem Kopf.
Florian beim Lernen.

Der Versuch

Huber hat einen speziellen Lerntest entwickelt, um das zu untersuchen.

Florian bekommt eine Haube mit 128 Elektroden aufgesetzt. Dann geht es los. Er soll am Computer mit einem virtuellen Ball nacheinander mehrere Zielpunkte treffen.

Was er nicht weiß: Die Maus schummelt. Sie ist so programmiert, dass sie Florians Bewegungen um einige Millimeter versetzt. Der 12-Jährige wundert sich: "Das geht immer nicht so gut." Seine Trefferquote ist zunächst gering.

Doch schon nach kurzer Zeit gleicht Florians Gehirn - unbewusst - die Abweichung aus. Es lernt. Und Florian trifft zunehmend besser.

12.02.2010 DW-TV Projekt Zukunft Lernschlaf 01
Florian und Forscher Hauk beim Lerntest.

Lernen ist messbar

Die Hirnstrommessung während des Tests zeigt: Eine Region in Florians Gehirn ist beim Lernen besonders aktiv. Reto Huber erklärt, für die Bewegung "ist der motorische Kortex verantwortlich. Bei Florian als Rechtshänder ist das der linke motorische Kortex, in der Mitte des Hirns."

Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da …

Florian geht mit den Elektroden auf dem Kopf ins Bett. Während er schläft soll sich zeigen, ob es wirklich einen Zusammenhang zwischen Lernen und Schlafen gibt. Und tatsächlich: Reto Huber stellt fest, "dass genau die Hirnregion, die für das Lernen gebraucht worden ist, tiefer geschlafen hat als der Rest des Gehirns."

Das könnte verschiedene Gründe haben: "Eine Theorie besagt, dass Gelerntes während des Schlafes wieder abgespielt und dadurch verstärkt wird und am Morgen einfach abrufbar ist. Die andere Hypothese besagt, dass während des Schlafs generell Informationen wegradiert werden, bis auf das, was am Abend vorher am besten gelernt worden ist."

12.02.2010 DW-TV Projekt Zukunft Lernschlaf 03
Das markierte Hirnareal ist beim Lernen besonders aktiv.

Die Probe aufs Exempel

Florian hat – trotz Elektrodenhaube und ungewohnter Umgebung – gut geschlafen und fühlt sich fit. Bald nach dem Aufstehen sitzt er am Computer. Wieder soll er mit dem virtuellen Ball die Zielpunkte treffen. Und natürlich ist auch die Schummelmaus wieder mit von der Partie. Florian findet: "Irgendwie ist es einfacher als gestern." Und tatsächlich. Florian trifft besser, wie die Auswertung zeigt.

Das Fazit

Der Schlaf hat also den Lernerfolg sichtbar verstärkt. Reto Huber hat auch bei Versuchen mit anderen Kindern festgestellt, dass sich die Leistungen "…nach dem Schlafen verbessert haben, so um einen Faktor zwischen fünf und zwanzig Prozent."

Lernen im Schlaf funktioniert also. Aber nur dann, wenn man vorher geübt hat.