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Geldanlage mit Mission

Monika Lohmüller22. März 2012

Wer einen schnellen Euro machen will, ist bei der Steyler Bank an der falschen Adresse. Solidität, Seriosität und Ethik schreibt das Geldinstitut groß. Und Gewinne werden in Hilfsprojekte investiert.

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Steyler Bank in St. Augustin bei Bonn
Zentrale der Steyler Bank in Sankt Augustin bei BonnBild: Steyler Bank

Renditejäger brauchen sich gar nicht erst aufzumachen nach Sankt Augustin, dem kleinen Ort nahe der Bundesstadt Bonn. Denn die Steyler Bank bietet weder üppige Zinsen noch spekulative Investments an. In unmittelbarer Nachbarschaft des Steyler Missionsordens, der 1875 im niederländischen Steyl gegründet wurde, geht es ausschließlich um ethische Geldanlagen.

Die Steyler Bank, so Geschäftsführer Norbert Wolf, wurde von Missionaren gegründet. Und nicht etwa deshalb, weil sie sich plötzlich auf die Seite der Kapitalisten geschlagen hätten, sondern es habe handfeste Gründe dafür gegeben: "Die Missionare haben in ihren verschiedenen Missionsgebieten erkannt, dass Geld nicht immer zum Wohle des Menschen eingesetzt wurde", sagt Wolf. So habe es in einigen Ländern Menschenrechtsverletzungen, Korruption oder auch einen Raubbau an der Natur gegeben. Dies hat dazu geführt, dass die Ordensbrüder eine Institution ins Leben gerufen haben, um mit dem Geld etwas Gutes tun: "Und das", so Wolf, "hat letztendlich zur Gründung der Steyler Bank im Februar 1964 geführt".

Atom- und Rüstungsindustrie sind tabu

Die Steyler Missionsbank hat sich der Nachhaltigkeit verpflichtet und investiert beispielsweise auch nicht in die Atom- oder Rüstungsindustrie. Und Firmen, die mit Pornografie ihre Geschäfte machen, sind ebenfalls tabu. Kriterien also, auf die die wenigen in Deutschland tätigen ethischen und kirchlichen Banken alle achten. Die Steyler Missionsbank allerdings ist selbst unter ihnen ein "Exot", denn das Geldinstitut schüttet den erwirtschafteten Gewinn nicht an Anleger oder Anteilseigner aus. "Der Gewinn geht an die Steyler Missionare in den Einsatzgebieten", so Geschäftsführer Wolf.

Das Hauptziel der Bank ist es, die vielfältigen Hilfsprogramme der rund 10.000 Missionare zu unterstützen, die derzeit in über 70 Ländern der Erde tätig sind. Die Steyler Missionare sind der siebtgrößte katholische Männerorden weltweit.

Hilfe für aidskranke Kinder

In Brasilien beispielsweise unterstützt der Orden ein Heim für aidskranke Kinder: "Wir haben verschiedene Brunnen, die wir bauen. Auch Schulen und Ausbildungsprojekte gibt es in Afrika. Wir sind in Indonesien und auf den Philippinen. Dort investieren wir die Gelder, die wir in der Bank erwirtschaften." Die Bank hat im vergangenen Jahr weit über zweieinhalb Millionen Euro für internationale Hilfsprojekte investiert.

Die Steyler Missionare unterhalten in Papua-Neu-Guinea das St. Mary Hospital und halfen bei der Finanzierung eines Wassertanks.
Die Steyler Missionare unterhalten in Papua-Neu-Guinea das St. Mary Hospital und halfen bei der Finanzierung eines WassertanksBild: Steyler Bank

Erst vor kurzem besuchte Geschäftsführer Norbert Wolf den Subkontinent Indien, wo die Steyler Missionare schon seit Jahrzehnten arbeiten. In einer Missionsstation beispielsweise versuchen die Ordensleute die Lebenssituation eines Ureinwohnerstammes zu verbessern. In anderen Provinzen wird ein Altenheim errichtet und Jugendlichen der Besuch einer weiterführenden Schule ermöglicht, durch eigens dafür eingerichtete Hostels, wie Wolf sagt: "Hostels, das sind Internate mit angeschlossenen Schulen. Und da geht es darum, den Kindern aus den ländlichen Regionen eine Unterkunft zu geben, damit sie regelmäßig zur Schule gehen können."

Stabiles, solides Wachstum

Mit den Steyler Missionaren als Eigentümern steht die Ordensbank allen Kunden offen. 2011 lag die Bilanzsumme etwas über 300 Millionen Euro. Im Schnitt, so Wolf, wachse die Bank jährlich zwischen fünf und zehn Prozent. Nicht auf ein rasantes, sondern auf ein stabiles, solides Wachstum lege das Institut mit seinen 50 Mitarbeitern wert.

2008/2009 jedoch hat die Missionsbank die größten Zuwächse in ihrer Geschichte erzielt. Die weltweite Finanzkrise hat den ethischen Banken einen regen Zulauf beschert. Heute verwaltet die Steyler Bank etwa 20.000 Kundenkonten. Sie betreibt übrigens nicht nur in Deutschland seit 1964 das gesamte Bankgeschäft, sondern ist seit etwas über zehn Jahren auch in der österreichischen Hauptstadt Wien präsent.