1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Israel trauert um Rabbi Josef

7. Oktober 2013

Er war der wichtigste Führer der orientalischstämmigen Juden in Israel. Nun ist Rabbi Ovadia Josef im Alter von 93 Jahren gestorben. Für die ultraorthodoxen Juden ist das ein herber Verlust.

https://p.dw.com/p/19vW2
Rabbi Ovadia Yosef während eines Gebets in einer Jerusalemer Synagoge (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Mehr als eine halbe Million Menschen nahmen nach israelischen Medienberichten in Jerusalem an dem Begräbniszug des Rabbis Ovadia Josef teil. Der Geistliche erlag laut Medienberichten in einem Jerusalemer Krankenhaus den Folgen einer Herzoperation. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte "tiefe Trauer" über den Tod des Religionsführers. "Er war durchdrungen von Liebe für die Tora und das Volk", sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros.

Ovadia Josef war mit Israels Staatspräsident Schimon Peres befreundet, der in die Klinik geeilt war, nachdem deutlich wurde, dass Josef bald sterben würde. Auch zahlreiche Angehörige und Anhänger des Rabbiners besuchten ihn in seinen letzten Stunden im Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem.

Politischer Hardliner

In den vergangenen Jahrzehnten galt das Oberhaupt der strengreligiösen Schas-Partei als sehr einflussreich in der israelischen Politik. Seine Partei, die derzeit in der Opposition ist, war oft Zünglein an der Waage bei der Regierungsbildung. Ovadia Josef musste alle wichtigen Entscheidungen innerhalb der Partei absegnen.

Als religiöse Autorität und politischer Hardliner polarisierte der Gelehrte immer wieder mit provokanten Äußerungen. 2010 wünschte er, nur wenige Tage vor neuen Nahost-Friedensgesprächen, dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas und dessen Volk den Tod. Dabei hatte er zu Beginn des Friedensprozesses vor 20 Jahren zunächst einen Frieden mit den Palästinensern unterstützt.

Sohn ist Nachfolger

Josef wurde 1920 als Abdullah Josef im Irak geboren. 1924 kam er mit seinen Eltern nach Jerusalem. Mit 20 Jahren wurde er zum Rabbiner ordiniert. Unter anderem war Josef als Oberrabbiner Ägyptens und Richter an verschiedenen Rabbinergerichten, darunter dem Obersten Rabbinergericht, tätig. Von 1973 bis 1983 war Ovadia Josef sephardischer Oberrabbiner Israels, bevor er geistlicher Führer der ultraorthodoxen Schas-Partei wurde.

Josefs religiöser Einfluss ging weit über die Glaubensgemeinschaft der strenggläubigen sephardischen Juden hinaus, die von der iberischen Halbinsel sowie aus Nordafrika und Asien nach Israel eingewandert waren. Sein Sohn Izchak Josef wurde in diesem Jahr zu Israels neuem Oberrabbiner der sephardischen Juden gewählt.

nem/kle (dpa, rtr, afp)