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Keim in Kiel: Patient gestorben

26. Januar 2015

An der Uniklinik Kiel ist ein weiterer Patient gestorben, der sich mit einem gefährlichen multiresistenten Erreger infiziert hatte. Die Gewerkschafts Verdi kritisiert die Krankenhausleitung.

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Die Uniklinik in Kiel (Foto.dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Damit erhöhte sich die Zahl der gestorbenen Patienten, die zusätzlich zu ihren teils schweren Erkrankungen auch das Bakterium 'Acinetobacter baumannii' trugen, auf zwölf. Insgesamt wurden am Universitätsklinikum Kiel (Artikelbild) nun 31 Patienten positiv auf das gegen fast alle Antibiotika resistente Bakterium getestet, teilte Klinik-Chef Jens Scholz mit. Nach Angaben der Klinik war die Infektion bei neun Gestorbenen allerdings nicht die Todesursache. Die übrigen Fälle werden noch untersucht.

Verdi sieht Hygienmängel

Die Gewerkschaft Verdi warf dem Klinikum Hygieneverstöße infolge von Personalmangel vor. Auf Personalversammlungen, zuletzt am 12. Januar, sei auf eine dramatische Arbeitsverdichtung gerade auf den betroffenen Stationen hingewiesen worden. Personal- und Zeitmangel führten zu Verstößen gegen Hygiene-Vorschriften, erklärte Verdi. Auch der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker, Klaus-Dieter Zastrow, sprach von Hygienemängeln als Ursache. "Wie soll sich so ein Keim sonst weiterverbreiten", fragte er.

'Acinetobacter baumannii' ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) ein gut bekannter Auslöser für Krankenhausinfektionen. Ausbrüche seien trotz umfassender Hygienemaßnahmen nicht vollständig auszuschließen und auch bei optimalen Gegenmaßnahmen schwer einzudämmen. Gegen den Verdacht von Fehlern oder Hygienemängeln nahm die DGHM die Uniklinik in Schutz. Den vorliegenden Informationen zufolge täten die Mediziner alles Erforderliche, erklärte die Fachgesellschaft.

Experten aus Frankfurt helfen

Auch das Kieler Gesundheitsamt als zuständige Behörde hatte der Klinik nach Bekanntwerden des Ausbruchs bescheinigt, alle nötigen Schritte eingeleitet zu haben. Betroffene Patienten werden strikt isoliert, um eine weitere Verbreitung des Keims zu erschweren. Die befallenen Stationen nehmen keine neuen Patienten auf, darüber hinaus wurden Desinfektionsmaßnahmen eingeleitet. Spezialisten der Universitätsklinik Frankfurt am Main, dessen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene als eine bundesweit führende Einrichtung gilt, unterstützen die Mediziner in Kiel beim Kampf gegen den Erreger.

Gröhe für schärfere Meldepflichten

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will im Kampf gegen resistente Krankenhauskeime die Meldepflichten verschärfen. Künftig müssten derartige Erreger nicht erst bei einem Krankheitsausbruch, sondern bereits beim ersten Nachweis gemeldet werden, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Eine entsprechende Verordnung solle im kommenden Sommer in Kraft treten.

Grohe wies darauf hin, dass den Krankenkassen bereits "gesetzlich aufgegeben" worden sei, durch Pilotprojekte zu erproben, wie Patienten vor geplanten Aufenthalten in Kliniken auf bestimmte gefährliche Keime untersucht werden könnten. Das soll ein Einschleppen verhindern.

Einen Hygiene-Aktionsplan von Bund und Ländern forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz. "Es ist nicht akzeptabel, dass wir jedes Jahr 40.000 Tote durch Krankenhausinfektionen beklagen", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.

wl/kle (dpa, afp)