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Gefragt: Ausbildung im Handwerk

Monika Lohmüller4. August 2012

Am 1. August beginnt das neue Ausbildungsjahr. Die Chancen für Schulabgänger, eine passende Lehrstelle zu finden, stehen so gut wie nie. Die Handwerksbetriebe werben intensiv um den Nachwuchs.

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Konditoren
Bildergalerie HandwerkBild: ZDH

Die Deutschen werden immer älter, gleichzeitig gehen die Geburtenraten zurück. Seit 1972 sterben mehr Menschen als Neugeborene auf die Welt kommen. Der "Branchenkompass 2012 Public Services" von Steria Mummert Consulting  in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut hat kürzlich eine Untersuchung veröffentlicht, nach der 2030 Deutschland mit 46,2 Prozent den höchsten Rentneranteil der EU haben wird, 2050 werden doppelt so viele Rentner wie Kinder in Deutschland leben.

Wie alle Branchen, so haben auch die Handwerksbetriebe den demographischen Wandel fest im Blick. Denn Nachwuchskräfte zu bekommen, so sagt Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) zur DW, ist schon heute ein Problem. Das Handwerk könne sich im Gegensatz zu großen Wirtschaftskonzernen nicht mit "Greencards" oder größerer Zuwanderung behelfen. Die Betriebe müssten ihre Lehrlinge selbst ausbilden. Auf diese Weise könnten sie auch dem drohenden Fachkräftemangel begegnen.

Sogar der Wunschberuf ist möglich

Während es junge Leute noch vor einigen Jahren schwer hatten, eine Lehrstelle in einem Handwerksbetrieb zu bekommen, hat sich die Situation inzwischen deutlich verändert. Die Zahl der freien Lehrstellen übersteigt in den meisten Kammerbezirken das Angebot des Vorjahres.

Porträt des Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler. Copyright: ZDH/Stegner
ZDH-Präsident Otto Kentzler: "Jugendliche haben mehr Chancen denn je"Bild: ZDH/Stegner

Handwerkspräsident Kentzler sagt, dass viele kleinere Betriebe, die jahrzehntelang das Rückgrat der Ausbildung waren, Probleme hätten, Auszubildende zu finden. Sie kämpften jetzt um Nachwuchs: "Die Jugendlichen haben daher mehr Chancen denn je, eine Lehrstelle zu finden, auch in den Wunschberufen." Unter den Ausbildungsplätzen seien viele Lehrstellen in den zukunftsträchtigen Berufen, die von der Energiewende profitierten -  etwa der Anlagenbauer Sanitär Heizung Klima oder der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik.

Wer in Deutschland eine Ausbildung beginnen möchte, hat die Qual der Wahl. Es gibt mehrere hundert Berufe. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Ausbildungsberufe modernisiert, darunter technische wie Geomatiker oder Papiertechnologe, aber auch traditionelle wie Friseur oder Seiler. Außerdem wurden neue Ausbildungsberufe ins Leben gerufen, da die Wirtschaft hier einen Bedarf erkannt hat. Dazu  gehören zum Beispiel Industrieelektriker, Fotomedienfachmann oder Speiseeishersteller.

Umworbener Nachwuchs

Die Betriebe, so Handwerkspräsident Kentzler, müssten sich für die Zukunft attraktiv aufstellen und den Jugendlichen Arbeit und Aufstiegschancen bieten. Bei der Suche müssten die jungen Leute aber auch beweglich sein.

Das Werben um den Nachwuchs geht weiter. Es gibt mehrsprachige Ausbildungsplatzbörsen, Intiatoren sind meist die Handwerkskammern vor Ort. Im ostdeutschen Thüringen beispielsweise gab es eine Aktion "Thüringen braucht dich". Hier wurden ältere Jugendliche ohne Berufsabschluss angesprochen, die eine betriebliche Ausbildung nachholen wollten. Vor allem aber, so Otto Kentzler, steige die Zahl der Projekte und Informationskampagnen in der Schule - also direkt vor Ort.