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Multiresistente Tuberkulose

Gudrun Heise24. März 2014

Am 24. März 1882 beschrieb der deutsche Mediziner Robert Koch den Erreger "Mycobacterium Tuberculosis". Auch heute leiden noch Millionen Menschen weltweit unter Tuberkulose. Viele kostet sie das Leben.

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Bild: picture-alliance/dpa

Weltweit wird die Zahl der an Tuberkulose erkrankten Menschen auf etwa neun Millionen geschätzt. Laut Angabe der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) starben 2012 weltweit etwa 1,3 Millionen an dieser Krankheit. Die aktuellen Zahlen für Deutschland gehen aus dem jährlichen Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose hervor, veröffentlicht vom Robert-Koch-Institut Mitte März. Demnach wurden 4220 Tuberkulosen im Jahr 2012 registriert. die Zahlen sind leicht rückläufig.

Die hochansteckende, bakterielle Erkrankung gilt als Krankheit der Armen. Vor allen Dingen ist die Bevölkerung in Entwicklungsländern davon betroffen. Bei Mangelernährung oder schlechten hygienischen Verhältnissen haben die Bakterien leichtes Spiel. Das gleiche gilt für Menschen mit geschwächtem Immunsystem - wie es etwa bei HIV-Infizierten der Fall ist. Die sind dann oft doppelt betroffen, sie leiden an Aids und an Tuberkulose.

Übertragung wie bei einer Grippe

Übertragen wird das "Mycobakterium Tuberculosis" ähnlich wie bei einer Grippe, zum Beispiel als Tröpfcheninfektion durch Husten. Befallen ist zu über 80 Prozent die Lunge, aber auch andere Organe wie Haut, Darm oder Knochen können betroffen sein. Müdigkeit, Appetitlosigkeit, geschwollene Lymphknoten, Fieber und Husten über längere Zeit sind erste Anzeichen für Tuberkulose. Bei schweren Verläufen kommt es oft zu blutigem Auswurf und zu starkem Untergewicht. Tuberkulose kann sogar zu einer Hirnhautentzündung führen, zu Koma und im schlimmsten Fall zum Tod.

Tuberkulose-Patient (Foto: AP).
Tuberkulose kann durch Husten übertragen werdenBild: AP

Der Verlauf ist abhängig davon, ob die Krankheit früh genug erkannt und mit Antibiotika behandelt wird. Das ist dann meist ein Cocktail aus mehreren Medikamenten, die über einen Zeitraum von sechs Monaten verabreicht werden und auch dann noch eingenommen werden müssen, wenn die Erkrankung bereits wieder abgeklungen ist.

Multiresistente Tuberkulose-Bakterien

In den vergangenen Monaten wurden in Europa und den USA zwei neue Tuberkulose-Medikamente zugelassen - allerdings vorerst nur für Ausnahmefälle. Es müssen nun dringend Kombinationstherapien mit diesen Antibiotika entwickelt werden. Die bisherigen Mittel, die bei Tuberkulose verabreicht werden, sind nach Angaben der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hoffnungslos veraltet. Die Medikamente wurden zwischen 1944 und 1966 entwickelt.

Große Sorge bereitet Ärzten und Forschern derzeit die multiresistente Tuberkulose. Dabei sind die eingesetzten Medikamente wirkungslos, weil sich die Bakterien daran angepasst haben. Die Behandlung ist sehr aufwändig und teuer und dauert bis zu zwei Jahre. Durch Ansteckung werden diese multiresistenten Bakterien immer weiter verbreitet und damit auch die Gefahren, die mit dieser Infektionskrankheit verbunden sind.

Vereinfachte Diagnosemethode

Während Forscher daran arbeiten, geeignete Therapien für die multiresistenten Formen der Tuberkulose zu finden, könnte die Diagnose schon bald etwas einfacher werden. Bisher analysieren Ärzte - genau wie vor rund 130 Jahren, als Robert Koch das Tuberkulose-Bakterium entdeckte - den Auswurf eines Erkrankten unter dem Mikroskop. Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen" setzen seit Ende 2011 in einigen Gebieten ein neuartiges Gerät ein. Das könne, nach Angaben der Organisation, in Stunden das leisten, wozu vorher Monate notwendig gewesen seien. Aber das Gerät braucht eine gewisse Infrastruktur und geschultes Personal. Genau daran aber mangelt es in Entwicklungsländern.

Röntgenbild von Lungen und Brustkorb mit Oberlappen-Tuberkulose (Foto: dpa).
In 80 Prozent aller Fälle ist bei Tuberkulose die Lunge befallenBild: picture-alliance/dpa

Hoffen auf einen Impfstoff gegen Tuberkulose

Nach einem wirksamen Impfstoff gegen Tuberkulose wird noch immer geforscht. Ein gängiges Mittel ist BCG - Bacillus Calmette Guerin - ein Lebendimpfstoff aus Rinderzellen, der bereits vor über 90 Jahren entwickelt wurde. Dieser Stoff aber wirkt nur, wenn er Kleinkindern injiziert wird, nicht bei Erwachsenen. Und so suchen Mediziner und Wissenschaftler weiter nach einem wirksamen Mittel, das bei der Eindämmung der Krankheit hilft und gleichzeitig Neuinfektionen mit der gefährlichen Tuberkulose verhindert.

Petrischale (Foto: Jan-Peter Kasper/FSU).
Die TB-Impfung BCG hilft nur im KindesalterBild: picture-alliance/dpa