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Gefährlichen Feinstaub bei Holzfeuer vermeiden

Rainer Praetorius 18. September 2013

Heizen mit Holz ist günstig und - richtig gemacht - sogar umweltfreundlich. 15 Millionen Öfen gibt es mittlerweile in Deutschland. Doch der Ruß kann die Gesundheit auch gefährden. Es kommt auf die Technik an.

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Qualmender Schornstein. (Foto: Jan Woitas dpa/lsn)
Bild: picture-alliance/dpa

"Es ist unglaublich was alles verbrannt wird", erzählt der Schornsteinfegermeister Alfred Wolf aus Aachen. In den Kaminöfen seiner Kunden findet er oft Reste von Brennmaterialien, die dort nicht hingehören. "Da werden alte Schuhe, ölgetränktes Holz oder zersägte Kleiderschränke verbrannt. Dadurch wird der Kaminofen zur Dreckschleuder."

Denn wenn solche Bretter verfeuert werden, die vorher mit Holzschutzmittel oder Lack behandelt wurden, entstehen dadurch giftige Dioxine - Schadstoffe, die die Atemluft in der Nachbarschaft sehr belasten. Sie können sich aber auch auf Feldern absetzen, in den Boden eindringen und so in den Nahrungskreislauf gelangen.

Grundsätzlich sollte man im Kamin deshalb auch ausschließlich unbehandeltes Holz verbrennen. Für die Umwelt könnte das sogar vorteilhaft sein - zumindest theoretisch. Denn Holz verbrennt CO2-neutral. Das bedeutet: Durch die Verbrennung entsteht nur so viel klimaschädliches Kohlendioxid, wie der Baum zuvor bei seinem Wachstum aus der Atmosphäre herausgefiltert hat. Diese umweltfreundliche Gesamtrechnung funktioniert allerdings nur, wenn Holz auch richtig verbrannt wird.

Auf viel Sauerstoffzufuhr und trockenes Holz achten

"Eine gute Belüftung des Ofens ist dabei besonders wichtig", betont Wolf. Ältere Kaminöfen haben oft nur eine Luftzufuhr. Das reicht nicht aus. Denn der Sauerstoff für die vollständige Verbrennung ist gering - es werden noch viele kleinste Rußpartikel, sogenannter Feinstaub, und schädliche Gase frei. Moderne Kaminöfen haben dagegen mehrere Luftzuführungen und eine zusätzliche Filtertechnik. Sie heizen so schadstoffarm.

Trockenes Holz ist für die saubere Verbrennung ebenfalls wichtig: Feuchtes Holz vermindert die Verbrennungstemperatur und lässt den Ausstoß von Schadstoffen stark steigen. Holz mit einer Feuchte von mehr als 25 Prozent zu verbrennen, ist aus diesem Grund in Deutschland verboten. Doch nicht jeder achtet auf den Gesundheitsschutz und einige bevorzugen eine lang anhaltende Glut. Schornsteinfegermeister Wolf kennt die Tricks seiner Kunden. Da wird beispielsweise Holz feucht gemacht und in Papier gewickelt. "Das ist dann kein Kamin, das ist eine Rußfabrik", so Wolf.

Brennholz vor einem Kamin (Foto: Fotolia/maho)
Weniger Feinstaub: Mit hoher Temperatur verbrennen moderne Kamine saubererBild: Fotolia/maho

In Deutschland stoßen die Kamine jedes Jahr über 30.000 Tonnen Feinstaub in die Luft. Tendenz: stark steigend. Die Verursacher von Feinstaub sind außerdem der Verkehr, die Kohlekraft und Landwirtschaft. Der Anteil der Kamine an der Gesamtbelastung liegt bei fünf Prozent.

Feinstaub schädigt Gesundheit

"Feinstaubbelastung ist gefährlich", unterstreicht Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf. Die Epidemiologin beschäftigt sich seit rund zehn Jahren mit Luftverschmutzung und Feinstaub.

Der Durchmesser der Feinstaub-Teilchen ist geringer ist als ein hundertstel Millimeter. Das ist wesentlich kleiner als die Dicke eines menschlichen Haares. "Feinstaub besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Substanzen", erklärt Hoffmann. "Ein Beispiel dafür wären aromatische Kohlenwasserstoffe von denen man weiß, dass sie in hohen Konzentrationen Krebs auslösen können."

Barbara Hoffmann, Epidemiologin, Leibniz-Instiut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf. (Foto: FHU)
Barbara Hoffmann warnt vor FeinstaubBild: IUF

Feinstaub dringt über die Lunge in den menschlichen Körper ein, kann in nahezu jeden Winkel des Organismus gelangen und löst dann schwache Entzündungen aus. "Diese kleine Entzündung führt aber dennoch dazu, dass sich bestimmte Fließeigenschaften des Blutes ungünstig verändern", betont die Professorin. "Das Blut wird klumpiger und es kann zu einem Herzinfarkt kommen."

Ultrafeinstäube auf dem Weg ins Gehirn

Größere Staubpartikel werden in der Regel von natürlichen Barrieren - wie der Nasenschleimhaut - abgefangen. Je kleiner ein Schadstoff ist, desto besser kann er diese Barrieren überwinden. Aus diesem Grund sind Feinstaub-Partikel, die kleiner als ein tausendstel Millimeter sind, ein besonders Problem, erklärt Hoffmann: "Ultrafeine Feinstaubpartikel sind so klein, dass sie von der Lunge direkt in die Blutbahnen eindringen, und dann zu allen Organen transportiert werden können." Ultrafeinstäube kennen auf ihrem Weg durch den menschlichen Körper kaum Grenzen. Theoretisch können sie sogar bis ins Gehirn vordringen. In der Wissenschaft wird diskutiert, ob sich dadurch das Alzheimer-Risiko erhöht.

Viele Untersuchungen haben eindeutig gezeigt: Feinstaub in der Luft erhöht die Sterblichkeit und senkt die Lebenserwartung. Die Epidemiologin verfolgt solche Studienergebnisse auf internationaler Ebene: "Die Ergebnisse dieser Studien sind eindeutig. Die sind auf allen Kontinenten ähnlich. Da gibt es keine Zweifel in der Wissenschaft."

Vorgaben für moderne Kaminöfen

Um die Gesundheit zu schützen, reagierte bereits die EU-Politik. Seit 2005 darf der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Atemluft an höchstens 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Viele Kommunen reagierten und richteten sogenannte Umweltzonen ein und erließen Fahrverbote für Fahrzeuge mit sehr hohem Schadstoffausstoß.

Doch inzwischen wird die Wirksamkeit der Umweltzonen auch kritisch betrachtet. Trotz umweltfreundlicher Autos bekommen viele Städte die Feinstaubelastung nicht in den Griff. Für Klaus Meiners vom Umweltamt der Stadt Aachen liegt der Grund im "dramatischen Anstieg der Anzahl von Holzkaminen". Als Konsequenz hat bereits die Stadt Aachen reagiert. Sie stellte einen Luftreinhalteplan auf. Darin enthalten: Besonders strenge Vorgaben für Kaminöfen.