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Gauck plädiert für Vielfalt

22. Mai 2014

Deutschland erlebt einen Zuwanderungsboom wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Bei einer Einbürgerungsfeier für Zuwanderer in Berlin hält Bundespräsident Joachim Gauck ein Plädoyer für Integration und Offenheit.

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Bundespräsident Joachim Gauck bei der Einbürgerungsfeier mit den Zuwanderern (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die Einwanderung nach Deutschland bei einer Einbürgerungsfeier im Berliner Schloss Bellevue in Berlin als Bereicherung. "Wir verlieren nicht, wenn wir Vielfalt akzeptieren", mahnte er in seiner Rede. Im Schloss Belleviue waren auch mehr als 20 Zuwanderer aus mehr als einem Dutzend Herkunftsländern anwesend, denen der Bundespräsident ihre deutschen Pässe überreichte.

Es sei "skurril", der Vorstellung anzuhängen, es könne so etwas wie ein "homogenes, abgeschlossenes, gewissermaßen einfarbiges Deutschland" geben, sagte Gauck. Er räumte aber ein, dass Einwanderung starke Gefühle freisetze und Konflikte berge. Probleme dürften nicht verschwiegen werden. Gleichzeitig mahnte der Präsident Gelassenheit bei Debatten über Zuwanderung an. "Wir werden solche Auseinandersetzungen immer öfter erleben - aber nicht, weil Integration immer schlechter, sondern im Gegenteil, weil sie immer besser gelingt", sagte das Staatsoberhaupt.

Angesichts der aktuellen Debatte um Maßnahmen gegen angeblichen Sozialleistungsmissbrauch durch EU-Zuwanderer erinnerte Gauck zudem an die Geschichte deutscher Migranten. Zu Hunderttausenden hätten Deutsche einst ihr Glück in der Fremde gesucht, sagte Gauck bei der Einbürgerungsfeier im Schloss Bellevue. "Viele von ihnen würde man heute 'Armutseinwanderer' oder 'Wirtschaftsflüchtlinge' nennen", sagte der Bundespräsident.

Umgekehrt wüssten die Deutschen auch, wie es ist, andere aufzunehmen. "Die Kowalskis und de Maizières gehören heute so selbstverständlich zu uns, dass wir uns kaum mehr erinnern, wie sie heimisch wurden", sagte Gauck.

Zuwanderung erreicht 20-Jahres-Hoch

Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Zuwanderungsboom erlebt: Im Jahr 2013 seien 1,226 Millionen Menschen nach Deutschland gezogen, 146.000 mehr als im Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das sei ein Zuwachs von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Werden die Auswanderer abgezogen, so kamen unterm Strich 437.000 mehr Menschen in die Bundesrepublik als weggingen. Das ist der höchste Wert seit 1993.

"Die meisten ausländischen Zuwanderer stammen nach wie vor aus Polen", sagten die Statistiker. Aus dem Nachbarland zogen 72.000 Menschen mehr nach Deutschland als in die umgekehrte Richtung. Auch bei anderen osteuropäischen Staaten wie Rumänien, Ungarn oder Bulgarien fiel dieses so genannte Wanderungsüberschuss hoch aus.

Viele Zuwanderer kamen auch aus Ländern der Europäischen Union, die von der Finanz- und Schuldenkrise besonders betroffen sind, wie aus Spanien, Portugal und Italien.

Erst am Dienstag hatte die OECD einen Bericht vorgestellt, nach dem Deutschland im Jahr 2012 das zweitbeliebteste Ziel unter Industrieländern für Zuwanderer nach den USA war.

cr/haz (dpa, rtr)