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Fährunglück: Haftbefehl gegen Kapitän

18. April 2014

Zwei Tage nach dem schweren Fährunglück vor Südkorea gerät ein mögliches Fehlverhalten des Kapitäns in den Focus. Die Ermittler beantragten Haftbefehl. Es gibt kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden,

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Der Kapitän der havarierten Fähre, Lee Jun-Seok (Foto: Yonhap)
Bild: picture-alliance/Yonhap

Die südkoreanische Fähre "Sewol" ist zum Unglückszeitpunkt am Mittwochmorgen (Ortszeit) nicht vom Kapitän (Artikelbild), sondern von der dritten Offizierin gesteuert worden. Der Kapitän habe die Schiffsführung an die 26-Jährige abgegeben, obwohl diese nur wenig Erfahrung gehabt habe, teilte ein Ermittlerteam aus Staatsanwaltschaft und Polizei mit.

Wo sich Kapitän Lee Jun Seok zum Unglückszeitpunkt aufhielt, ist noch nicht abschließend geklärt. Nach Berichten südkoreanischer Medien beantragten die Ermittler gegen den 69-jährigen einen Haftbefehl, er wurde festgenommen.

Die Fähre war auf dem Weg zur südlichen Insel Jeju gekentert und gesunken. An Bord waren 475 Passagiere, unter ihnen mehr als 300 Schüler auf einer Klassenfahrt. 179 Insassen wurden gerettet, 25 wurden bislang tot geborgen. Etwa 270 Menschen werden noch vermisst. Sie werden im Inneren des gesunkenen Wracks vermutet.

Fehler beim Manövrieren

Die Unglücksursache ist noch unklar. Experten vermuten, dass das Schiff auf einen Felsen lief oder eine scharfe Kurve fuhr, wodurch die Ladung - darunter mehr als 150 Autos - verrutschte und das Schiff zum Kentern brachte. Es werde noch untersucht, ob es einen Manövrierfehler gegeben habe, teilte der Chef der Staatsanwaltschaft, Lee Seoung Yoon, mit.

Überlebende erklärten, es hätten mehr Passagiere gerettet werden können, wenn das Schiff früher evakuiert worden wäre. Nur eines von 46 Rettungsbooten wurde nach Medienberichten zu Wasser gelassen. Die Passagiere seien zudem aufgefordert worden, sich nicht von der Stelle zu bewegen oder in ihren Kabinen zu bleiben.

"Bleiben sie, wo sie sind. Wenn sie sich wegbewegen, könnte es gefährlicher werden", zitierten Gerettete die Durchsagen der Besatzung. Da das Schiff sank, waren diese Anweisungen möglicherweise verhängnisvoll. "Viele meiner Freunde konnten keine Rettungswesten mehr anlegen, weil das Wasser zu schnell hereinströmte", sagte der Oberschüler Lee Da Woon der Zeitung "Joong Ang Daily".

Taucher gelangen ins Schiff

Trotz schwindender Hoffnungen suchen die Rettungsmannschaften am fast ganz untergegangenen Wrack der "Sewol" weiter nach Überlebenden. Tauchern gelang es nach Angaben der Behörden, in den Frachtraum im zweiten Unterdeck vorzudringen. Einige der Passagiere könnten Experten zufolge den Untergang zunächst in einer Luftblase im Inneren überlebt haben.

Ein Schwimmkran auf dem Weg zur Unglücksstelle (Foto: Reuters)
Ein Schwimmkran auf dem Weg zur UnglücksstelleBild: Reuters

Allerdings sei es angesichts der niedrigen Wassertemperatur und des schwindenden Sauerstoffs schwierig, darin mehr als zwei Tage zu überleben. Ein Sprecher der Küstenwache sagte, die Chancen, Überlebende zu bergen, lägen bei "fast Null". Die Rettungskräfte rechneten mit einem dramatischen Anstieg der Opferzahl.

Die Arbeit der Einsatzkräfte wird durch schlechtes Wetter, starke Strömungen und eingeschränkte Sicht erschwert. Insgesamt sind rund 500 Taucher, 150 Schiffe und fast 30 Flugzeuge im Einsatz. Außerdem wurden zwei riesige Schwimmkräne zur Unglücksstelle gebracht, um die Fähre möglicherweise zu heben.

wl/kle (dpa, afp, rtr)