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Freiwillige vor!

Olivia Gerstenberger13. Februar 2014

25.000 Volunteers arbeiten bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi. DW-Reporterin Olivia Gerstenberger hat drei der Freiwilligen getroffen, einer kommt sogar aus Stuttgart.

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Die drei Volontäre Victor Isaev, Dmitriy Basov, Alexander Ufimzaew (vl.n.r.) posieren für ein Foto
Bild: DW/O. Gerstenberger

Dmitriy (Foto m.) hatte eine lange Anreise. Er stammt aus Prokopjewsk in Westsibirien. Das ist über 4600 Kilometer von Sotschi entfernt, also weiter als Deutschland. In Prokopjewsk herrschen im Moment Temperaturen bis minus 25 Grad, erzählt er. Die 15 Grad in Sotschi findet er unglaublich warm. Für die nächsten Wochen ist er als einer der 25.000 freiwilligen Helfer bei den Olympischen Winterspielen im Einsatz. Dmitriy spricht fließend Englisch, obwohl in seiner Heimat nur wenige Menschen zwei Sprachen beherrschen. Die meisten leben dort vom Bergbau. "Ich wollte nach Sotschi, um mein Englisch zu verbessern und um viele Menschen aus aller Welt kennenzulernen", sagt er.

Nicht ganz so weit entfernt, dafür aber tief aus dem Norden kommt Victor (Foto l.). Seine Heimatstadt Archangelsk ist eine der wichtigsten Industriestädte Nordrusslands und liegt nur gut 200 Kilometer vom Polarkreis entfernt. "Dort gibt es Eisbären", behauptet Dmitriy und Victor lächelt nachsichtig. "Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen gesehen", sagt er. Bei Victor zu Hause ist es noch kälter als bei Dmitriy. "Bei uns gibt es ein Sprichwort: Drei Monate im Jahr ist es bei uns kalt. Neun Monate ist es sehr kalt." Momentan seien es minus 40 Grad, habe ihm seine Frau erzählt. Stolz zeigt er ein Familienfoto. Seine siebenjährige Tochter vermisse er schon sehr. "Aber als ich ihr erklärt habe, dass ich als Helfer zu den Olympischen Spielen fahren kann, hat sie gesagt. Okay, Papa, du darfst."

Russen haben eine großzügige Seele

Natürlich haben sie davon gehört, dass die Spiele kritisiert wurden und viel Geld verschlungen haben, doch das stört die beiden Russen nicht: "Es ist gut für unser Land. Außerdem ist es doch normal, dass wir das Geld rausschmeißen. Wir haben eine großzügige Seele", sagt Victor. Stolz sei man in Russland, endlich "richtige" Olympische Spiele ausrichten zu können, meint Volunteer Alexander. "Die Boykottspiele von Moskau 1980 gelten nicht. Das hier sind richtige Spiele und die meisten freuen sich sehr darüber."

Freiwillige Helfer bei der Ski- und Biathlon-Strecke
Schöne Aussicht: Freiwilliger Helfer bei der Ski- und Biathlon-StreckeBild: picture-alliance/dpa

Der gebürtige Kasache (Foto r.) wohnte zunächst lange in Russland, dann verschlug ihn die Liebe nach Stuttgart. Er ist einer von 60 deutschen Volunteers mit Migrationshintergrund, die durch das Bundesprogramm "Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mithilfe der Landessportverbände Baden-Württemberg und Brandenburg nach Sotschi geschickt worden sind. Zunächst musste Alexander einen Sprachtest bestehen und dann ein zweitägiges Seminar absolvieren. "Es ist großartig, hier zu sein. Wir sind alle sehr große Sportfans." Seine Lieblingssportart ist Biathlon.

Chance des Lebens

Victor, Dmitriy und Alexander teilen sich ihre Unterkunft mit noch weiteren sieben freiwilligen Helfern, zehn Männer wohnen drei Wochen lang in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Nach vier Tagen Arbeit haben sie einen Tag frei. Täglich werden sie an unterschiedlichen Wettkampfstätten eingesetzt. Kost und Logis bekommen sie gestellt, die Flugtickets mussten sie teilweise selbst zahlen. Freitickets für die Veranstaltungen haben sie auch schon bekommen, allzu gern werden die noch leeren Sitze mit Volunteers gefüllt.

Die Freiwilligen feiern die Spiele und sich selbst
Die Freiwilligen feiern die Spiele und sich selbstBild: picture-alliance/dpa

Zu Hause müssen sie bereits jetzt alles haarklein erzählen, Freunde und Familie wollen alles wissen. "Sogar, was wir hier zu essen bekommen", sagt Dmitriy. "Es ist so toll, so eine Chance bekommt man nur einmal im Leben." Vielleicht können die drei sogar einige der Sportler hautnah treffen, das wurde ihnen zumindest versprochen. Victor ist schon ein Schnappschuss gelungen: Im Skilift saß er neben dem ehemaligen deutschen Biathleten Sven Fischer. "Der hatte nichts dagegen", freut sich Victor, zeigt stolz das Foto und verstaut seinen Fotoapparat schnell wieder. Die drei müssen weiter - in zwei Stunden beginnt Eishockey.