1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Proteste gegen Rentenreform

10. September 2013

Die Rentenreformpläne der Regierung in Paris bringen die Franzosen weiter auf die Palme. Abstriche bei der Rente, wie die schrittweise Anhebung der Beitragszeiten, wollen sie sich nicht gefallen lassen.

https://p.dw.com/p/19fcM
(Foto: dpa/picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa

In ganz Frankreich sind die Menschen gegen die Pläne der sozialistischen Regierung von Staatspräsident François Hollande für weitere Änderungen bei der Rente auf die Straße gegangen. Demonstriert wurde unter anderem in der Hauptstadt Paris und in den Großstädten Marseille, Lyon, Toulouse und Nantes. Gewerkschaftsvertreter schätzten die Zahl der Teilnehmer an den landesweit rund 180 Aktionen am Dienstagnachmittag auf rund 350.000. Die Polizei nannte die Zahl von 155.000 Demonstranten. Aber gleich welche Zahl in etwa der Realität entspricht, 2010 gingen deutlich mehr Menschen wegen der Rentenreform des damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf die Straße. Mehrfach fanden damals Großdemonstrationen mit bis zu 3,5 Millionen Teilnehmern statt.

Rente mit 62 steht nicht zur Disposition

Zu den Protesten hatten die Gewerkschaften CGT, Force Ouvrière, Solidaires und FSU aufgerufen. Die Gewerkschaften, die jetzt mobil machten, fordern nicht, dass die Reformpläne ganz gekippt werden. Sie wollen Änderungen an dem ihrer Meinung nach inakzeptablen Reformprojekt der Regierung erzwingen. Sie sind vor allem gegen eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Die Mindestbeitragszeit für den Erhalt der vollen Rente soll von aktuell 41,5 auf 43 Jahre im Jahr 2035 angehoben werden.

Die Regierung von Präsident Hollande will das Defizit in der Rentenkasse durch steigende Sozialbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie durch die schrittweise Anhebung der Beitragszeiten bekämpfen. Allerdings bleibt es bei dem vergleichsweise niedrigen Renteneintrittsalter von 62 Jahren in Frankreich. Ohne eine Reform droht der französischen Rentenkasse im Jahr 2020 ein Defizit von 20 Milliarden Euro.

Streiks im Verkehrssektor, mit denen die Gewerkschaften ihren Forderungen Nachdruck verleihen wollten, hatten nur geringe Auswirkungen. An den Hauptstadtflughäfen gab es kaum Behinderungen. Die Staatsbahn SNCF rechnete mit nur wenigen Zugausfällen auf bestimmten Strecken.

Proteste gegen Rentenreform Frankreich (Foto: reuters)
37, 5 Jahre Arbeit und dann die volle Rente - so der Wunsch der DemonstrantenBild: Reuters

Sicherlich sind das deutsche und französische System nur begrenzt vergleichbar, aber in Deutschland erwirbt ein Durchschnittsverdiener erst nach 45 Beitragsjahren den Anspruch auf die sogenannte Standard- oder Eckrente. Und das offizielle Renteneintrittsalter wird derzeit schrittweise auf 67 Jahre angehoben.

qu/cw (afp, dpa)