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Rating: Frankreich und Großbritannien unter der Lupe

14. Dezember 2012

Die Rating-Agenturen machen mal wieder von sich reden - und drohen gleich zwei EU-Ländern mit dem Entzug des Spitzenratings. Große Unruhe löst das momentan noch nicht aus.

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Das Gebäude der Fitch Ratingagentur in New York (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Ratingagentur Fitch bescheinigt Frankreich nach wie vor eine erstklassige  Kreditwürdigkeit, droht aber zugleich mit einer Abstufung. Zunächst werde die Top-Note "AAA" bestätigt, teilte Fitch am Freitag mit. Die Agentur sieht jedoch eine gut 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft ihre Höchstnote 2013 verlieren könnte. Dementsprechend ist der Ausblick für das Rating negativ. Die Entwicklung hängt davon ab, ob Frankreich grundlegende Reformen auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen kann.

Frankreich müsse seine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, um das Wirtschaftswachstum zu steigern, schreibt Fitch. Zudem bestünden erhebliche fiskalische und ökonomische Risiken wegen der Euro-Schuldenkrise. "Eine Verschärfung der Krise würde zusätzlichen Druck auf das Rating Frankreichs ausüben."

Lobend hebt Fitch hervor, dass Frankreich eine gesunde und breit aufgestellte Volkswirtschaft mit stabilen politischen Verhältnissen sei. Zudem seien die privaten Haushalte vergleichsweise gering verschuldet. Die Netto-Auslandsverschuldung des Landes, also die Gesamtverschuldung abzüglich der Auslandsforderungen, sei im internationalen Vergleich nicht besonders hoch.

Groß seien allerdings die Risiken infolge der Schuldenkrise im Euroraum. Frankreich ist nach Deutschland die zweitwichtigste Säule in der Euro-Rettung. Fitch ist die letzte der drei großen Ratingagenturen, die Frankreich noch mit der Höchstnote bewerten. Standard & Poor's und Moody's hatten das Land in diesem Jahr bereits abgestuft.

Großbritanniens Bestnote in Gefahr

Standard & Poors (S&P) hat seinerseits Großbritannien mit dem Entzug ihrer Bestnote für die langfristige Kreditwürdigkeit gedroht. Zwar bekräftigte die Agentur am Donnerstag das bisherige AAA-Rating, senkte aber den Ausblick auf negativ von stabil. Als Grund führte S&P unsichere Erholungs- und Wachstumsaussichten für das Königreich an. Die Chancen für eine Herabstufung innerhalb der nächsten zwei Jahre bezifferte die Agentur mit eins zu drei. Großbritannien gehört neben Deutschland und Kanada zu dem kleinen Kreis von Ländern, die noch über eine Spitzenbewertung bei den Ratingagenturen verfügen. So haben die USA und Frankreich im Zuge der Finanzkrise ihre AAA-Note bereits verloren. Allerdings hatten die Herabstufungen beider Länder jeweils keine größeren Auswirkungen auf ihre Kreditkosten.

Der britische Finanzminister George Osborne hatte erst in der vergangenen Woche eingeräumt, dass die Regierung wegen des schwachen Wirtschaftswachstums die eigenen Sparziele verfehlen wird. Die Regierung von Premierminister David Cameron will ihren von der Opposition scharf kritisierten Sparkurs aber weiter verfolgen. Wegen der mauen Wachstumsaussichten für Großbritannien hatten die beiden anderen großen Rating-Agenturen Moody's und Fitch ihren Ausblick bereits Anfang des Jahres gesenkt.

rbr/hb  (dpa, rtr)