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Asyl für Christen aus dem Irak

28. Juli 2014

Vor der Terrormiliz ISIS flohen Tausende Christen aus Mossul. Frankreich will den Vertriebenen helfen. Die Minister Fabius und Cazeneuve erklärten, die verfolgten irakischen Christen seien in Frankreich willkommen.

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Kirche in Mossul (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten Frankreichs Außenminister Laurent Fabius und Innenminister Bernard Cazeneuve die Übergriffe auf Christen durch die Terroristen des "Islamischen Staats im Irak und in Syrien" (ISIS) "auf das Schärfste". Die französische Regierung habe humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt und werde sich in den kommenden Tagen weiter international für einen Schutz der Christen stark machen. "Wir helfen den Vertriebenen, die vor der Bedrohung des 'Islamischen Staats' fliehen und in Kurdistan Zuflucht gesucht haben", erklärten die Minister in Paris. Eine Aufnahme der irakischen Christen in Frankreich solle "gefördert" werden.

Laurent Fabius (rechts) und Bernard Cazeneuve (Foto: AFP/Getty Images)
Laurent Fabius (rechts) und Bernard Cazeneuve auf dem Weg in den Elysee PalastBild: Getty Images

Die Situation der Christen im Irak bezeichneten Fabius und Cazeneuve als dramatisch. Das abgelaufene Ultimatum der ISIS gegen die Christen in Mossul sei ein erneutes Beispiel für die schreckliche Bedrohung durch Dschihadisten-Gruppen im Irak, so die Minister. In Frankreich wuchs zuletzt der Druck auf die Regierung, den irakischen Christen beizuspringen.

Exodus nach fast 2000 Jahren

Die Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe ISIS, die sich inzwischen in "Islamischer Staat" umbenannt hat, hatten nach der Eroberung von Mossul im Juni damit begonnen, christliche Kirchen und Kulturgüter zu zerstören und die Christen ultimativ aufgefordert, zum Islam überzutreten oder die Stadt zu verlassen. Sonst werde es für sie "nichts als das Schwert geben". Vor Ablauf des Ultimatums vor einer Woche verließen die letzten 3.000 Christen die zweitgrößte irakische Stadt, in der bis dahin eine der ältesten christlichen Gemeinden der Welt zuhause war. Die meisten flohen in die kurdischen Autonomiegebiete im Norden, ein Teil auch an andere Orte im Irak, wo noch christliche Gemeinden ausharren.

Die Vertreibung der Christen hatte international Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Vertreibung von Christen und anderen Minderheiten aus dem Norden des Irak als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki sagte den irakischen Christen Unterstützung zu. Die Regierung erlaube nicht, dass Christen und andere Minderheiten im Irak von Extremisten ins Visier genommen würden. Es bleibt die Frage, wie die von Maliki zugesagte Hilfe aussehen soll. Die ISIS-Milizen hatten Anfang Juni mit Hilfe anderer militanter Dschihadisten-Gruppen mehrere Provinzen im Norden und Westen des Irak erobert und dort ein islamisches Kalifat ausgerufen. Die Regierung des Schiiten Maliki hat über diese Gebiete keine Kontrolle mehr.

Vor der US-Militärintervention im Irak im Jahr 2003 lebten im Irak rund 1,2 Millionen Christen, etwa 60.000 von ihnen in der Region Mossul. Inzwischen sollen bis zu zwei Drittel der Christen das Land verlassen haben.

qu/kle (afp, rtre, kna, epd)