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Frankfurt will Yuan-Handelsplatz werden

Zhang Danhong25. März 2014

Vor dem Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in Deutschland haben Wirtschafts- und Bankenverbände für Frankfurt als ein Zentrum für Renminbi-Geschäfte geworben.

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China Banknote
Bild: picture-alliance/dpa

"Frankfurt als Finanzzentrum der Eurozone und Deutschlands steht für politische und ökonomische Stabilität und wäre deshalb ein vorteilhafter Standort", schrieben die Verbandspräsidenten, darunter auch der Ko-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, kürzlich an Xi Jinping. Das chinesische Staatsoberhaupt wird am Freitag (28.03.2014) im Rahmen seiner Europa-Reise in Deutschland erwartet.

Das Bundesland Hessen, in dem Frankfurt liegt, führte bereits Gespräche mit der chinesischen Zentralbank und dem Handelsministerium. Gerüstet ist die Main-Metropole, Sitz der Europäischen Zentralbank, durch ein Abkommen zwischen der EZB und der People's Bank of China, das im vergangenen Oktober unterzeichnet wurde. Der EZB wird demnach in den kommenden drei Jahren ein Yuan-Volumen von umgerechnet 42 Milliarden Euro garantiert.

Das bedeute, dass die EZB bei zu geringer Yuan-Liquidität einschreiten könnte, sagt Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance. Ein solcher Engpass könnte aber nur eintreten, wenn Investitionen in größerem Ausmaß möglich wären. Schon jetzt können deutsche Unternehmen in Frankfurt ein Yuan-Konto eröffnen und ihre Geschäfte mit dem Reich der Mitte in chinesischer Währung abwickeln. Ein Siebtel des Handels zwischen Deutschland und China werde bereits in Yuan abgerechnet, sagt Markus Taube von der Universität Duisburg. Das zeige auch die steigende Marktmacht Chinas, sagt Taube, "weil es natürlich immer günstiger ist, wenn man in der eigenen Währung fakturieren kann."

Prof. Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance (Foto: Frankfurt School of Finance & Management)
Prof. Horst Löchel von der Frankfurt School of FinanceBild: Frankfurt School of Finance & Management

Konkurrenz oder Ergänzung?

Ein Kauf von Yuan-Anleihen, die nicht auf realen Geschäften basieren, ist im Moment außerhalb Asiens nur in London möglich. "London ist bislang deutlich stärker in die globale Kapitalwelt integriert. Hinzu kommt, dass sich China in der Vergangenheit sehr an Hongkong angelehnt hat und dort die ersten Schritte vollzogen sind", sagt China-Experte Taube. So wurden 2007 die ersten Yuan-Anleihen, auch Dim-Sum-Anleihen genannt, in der ehemaligen britischen Kolonie begeben. "Von daher gibt es durchaus eine gewisse Affinität, die China unter Umständen doch in Richtung London tendieren lassen könnte."

Für Horst Löchel stehen beide Finanzplätze nicht unbedingt in Konkurrenz zueinander: "London ist der größte Devisenmarkt auf der Welt. Was Unternehmensanleihen betrifft, aber auch die ganze Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs, der eben auf Waren und Dienstleistungen beruht, da ist Frankfurt führend."

Zudem steht hinter Frankfurt die stärkste Volkswirtschaft Europas. Während Deutschland als Chinas größter Handelspartner in Europa gilt, ist China der wichtigste Geschäftspartner für Deutschland in Asien. Diese engen Beziehungen würden noch weiter ausgebaut, wenn demnächst der chinesische Staat oder chinesische Unternehmen Anleihen in Frankfurt emittieren und Kapital einsammeln könnten. Deutsche Unternehmen könnten damit ihre Direktinvestitionen in China finanzieren.

Ein anderes Marktverständnis

Bis die chinesische Währung, die in China Renminbi (Volkswährung) genannt wird, ganz frei handelbar wird und dem Dollar den Status als Weltleitwährung streitig macht, ist es aber noch ein langer Weg. Was die Öffnung des Finanzsektors betreffe, sei China bisher übervorsichtig gewesen, sagt Taube: "Das chinesische Verständnis vom Markt ist nicht unbedingt unseres. China glaubt immer noch, den Markt irgendwie im Käfig halten zu können."

Prof. Markus Taube von der Universität Duisburg (Foto: privat)
Prof. Markus Taube von der Universität DuisburgBild: privat

Mit diesem vorsichtigen Kurs ist China allerdings relativ unbeschadet durch die Finanzkrise gekommen. Auf der anderen Seite zwingt die Dauerkrise die Zentralregierung in Peking, die Internationalisierung des Yuan schneller voranzutreiben, weil sie sich aus der Abhängigkeit von der US-Notenbank befreien möchte. Deren ultralockere Geldpolitik ließ den Wert von Chinas drei Billionen US-Dollar-Reserven wie Butter in der Sonne dahinschmelzen.

Genau aus diesem Grund hat die neue Führung beschlossen, die Zügel an der Währung noch ein Stück lockerer zu lassen, um die Veränderung des Wachstumsmodells zu beschleunigen, "dass man weg kommt von den billigen Exporten und mehr inländischen Konsum hinbekommt und so insgesamt die Abhängigkeit von den Exporten vermindert, so dass sich die weitere Aufwertung des Yuan nicht so negativ auf das chinesische Wachstum auswirkt", sagt Löchel von der Frankfurt School of Finance.

China testet Freigabe des Yuan-Wechselkurses

Dabei wird China weiterhin den Spagat versuchen, sinnvolle Yuan-Investitionen zu ermöglichen, ohne die Währung Spekulationen auszusetzen, was wiederum Frankfurt ein starkes Argument für einen Yuan-Handelsplatz liefert.

Ob bei Xis Besuch eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet wird, ist laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" noch unsicher: Beobachter am Finanzplatz Frankfurt am Main fürchten, dass der für Mai geplante Besuch des Dalai Lama in der Stadt das Vorhaben gefährden oder verzögern könnte.