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Ecclestone: Alles Lüge und Erpressung

24. April 2014

Für den 83-Jährigen geht es um sein Lebenswerk. Vor dem Landgericht München begann gegen den Briten der Prozess wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Ecclestone wirft dem wichtigsten Zeugen Erpressung vor.

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Bernie Ecclestone Gericht München 24.4.14
Bild: Reuters

"Die behauptete Bestechung gab es nicht", teilten die Verteidiger Bernie Ecclestones am Donnerstag am Rande des Prozessbeginns gegen den Briten vor dem Landgericht München I mit. Sie kündigten zugleich neue Beweise an, um ihren Mandanten zu entlasten.

Der Formel-1-Boss soll dem ehemaligen Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen US-Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben, damit die Bank, wie dann tatsächlich geschehen, ihre Formel-1-Anteile an einen von Ecclestone bevorzugten Investor verkauft. Der britischen Investor CVC hatte zuvor klar gemacht, Ecclestone als Geschäftsführer der Formula One Group behalten zu wollen.

Stimmbänder der Verteidiger strapaziert

Der wegen der Annahme des Geldes vor zwei Jahren zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Gribkowsky hatte Ecclestone belastet und gilt deshalb nun als wichtigster Zeuge der Staatsanwaltschaft. Der Formel-1-Chef bestreitet die Vorwürfe jedoch und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. "Es war klar, er wollte Geld", sagte Ecclestone laut einer von seiner Verteidigung verlesenen Erklärung. Der Deutsche habe gedroht, Ecclestones "undurchsichtiges Geschäftsmodell" den britischen Steuerbehörden zu melden. Dabei sei es um Ecclestones Anteile an der Formel 1 gegangen, die dieser an seine damalige Frau überschrieben hatte und die sie in eine Stiftung namens Bambino übertragen hatte.

Mit seiner vorbereiteten, telefonbuchdicken Erklärung zum Bestechungsvorwurf hatte Ecclestone zum Prozessauftakt die Stimmbänder seiner Anwälte strapaziert. Bei der Verlesung mussten sich die Verteidiger abwechseln. Die ersten zwei Stunden las Rechtsanwalt Sven Thomas die Erklärung vor, danach übergab er seinem Kollegen Norbert Scharf das Wort. Ecclestone wollte das Schriftstück auch wegen eines Sehfehlers nicht selbst vortragen, verfolgte die Verlesung aber konzentriert.

"Alles unter Kontrolle"

Ein- bis zweimal in der Woche wird Ecclestone nun auf der Anklagebank in München Platz nehmen müssen, 26 Verhandlungstage sind bis September angesetzt.

Im Falle einer Verurteilung drohen dem Sportmanager bis zu zehn Jahre Haft und die Absetzung als Formel-1-Chef. Die Rennsportserie ist sein Lebenswerk - der Brite hat die Königsklasse des Motorsports seit den 1970er Jahen zu einem weltweiten Geschäft ausgebaut. "Ich habe weltweit einen guten Ruf, weil ich in der Lage war, Dinge zu tun, die andere nicht konnten", sagt er heute. "Ich konnte aus diesem Sport für Gentlemen ein richtig großes Geschäft machen." Es wurde ein Milliardengeschäft, eines, in dem der Brite immer mehr an Einfluss gewann. Seine Macht sicherte er dabei auch durch den Aufbau eines schwer durchschaubaren Geflechts von Firmen, die die Formel 1 steuern.

"Alle operativen Strukturen sind auf seine Bedürfnisse zugeschnitten und wurden von ihm alleine kontrolliert", heißt es dazu in der Anklageschrift.

se/cr/sc (rtr, afp, dpa)