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FIFA tritt auf der Stelle

Florian Bauer4. Juni 2013

Der FIFA-Kongress auf Mauritius sollte der wichtigste in der Geschichte des Weltfußballverbands werden. Doch von den im Vorfeld angekündigten Reformen ist nicht viel übrig geblieben.

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Sepp Blatter bei dem 63. FIFA Kongress auf Mauritius. (Foto: ULMER/Markus Ulmer)
Sepp Blatter bei dem 63. FIFA Kongress auf MauritiusBild: picture alliance / Pressefoto ULMER/Markus Ulmer

Sie nennen sie die Perle im Indischen Ozean. Die Insel, wo der vielleicht wichtigste Sportverband der Welt, die FIFA, sich neu erfinden wollte. Irgendwo hinter Madagaskar, dort wo der Pfeffer wachsen soll und die Reformen wohl gleich mit: Mauritius, Kongresszentrum. Der Weltfußballverband hat eingeladen, wie immer einmal jährlich zum Treffen seiner 209 Mitgliedsverbände. Aber dieser Kongress sollte ein besonderer werden – für die FIFA, die Welt und für den seit 1998 amtierenden Präsidenten Joseph S. Blatter.

"Haben dem Sturm getrotzt"

Also sagt dieser zum Beginn des Kongresses, es sei das wichtigste Treffen der Geschichte. Und, dass man hier den Reformprozess abschließen wolle. Interessant denkt man sich und lauscht weiter. "Und als ihr Kapitän sage ich, wir haben dem Sturm getrotzt." So sieht das aber wohl nur die FIFA. Korrupte Vorstandsmitglieder, Vorwürfe des Stimmenkaufs rund um die WM-Vergaben – selten hat der Fußball in drei Jahren so viele Korruptionsgeschichten auf einmal verkraften müssen. Trotzdem meint der Präsident Blatter nun, die FIFA setze neue Standards in der weltweiten Korruptionsbekämpfung. Doch davon kann keine Rede sein.

Anträge im Vorfeld verschoben

Fast alle Vorschläge des von ihr selbst beauftragen externen Beratungsgremiums IGC (Independent Governance Committee) wurden schon im Vorfeld abgelehnt oder verschoben. Externe Mitglieder im Vorstand, externe Überprüfung der Vorstandsmitglieder, nein, sagt die FIFA. Offenlegung der Gehälter und Boni des Vorstandes und des Präsidenten, auch hier gab es keine Einigung.

"Spektakuläre Fortschritte"

Trotzdem fand sich nur eine einzige kritische Wortmeldung im Kongress. "Es ist unglücklich, dass wichtige Reformen aus politischen Gründen zur Seite geschoben wurden", sagte Mark Pieth, Vorsitzender des IGC und Anti-Korruptions-Experte. "Derzeit müssen wir erkennen, dass wir eher am Anfang als am Ende der Reform sind. Die FIFA-Offiziellen müssen sich zu dieser Reform bekennen." Allerdings revidierte selbst Pieth seine Aussage später wieder und sprach auf der Abschluss-Pressekonferenz plötzlich von "spektakulären Fortschritten".

Nur welche? In Mauritius wurde erstmals eine Frau in den Vorstand gewählt. Im 21. Jahrhundert kann das allerdings als überfällig bezeichnet werden. Außerdem entscheidet künfit der FIFA-Kongress über die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft und nicht mehr nur der 24-köpfige Vorstand. Korruption wird dadurch deutlich erschwert.

"Es ist einiges gelungen"

Am Ende wurde allerdings auch noch der letzte verbliebene Reformpunkt des IGC verschoben, die Amtszeitbegrenzung und Altersgrenze für den schon seit 1998 amtierenden Präsidenten oder den Vorstand. "Man kann sich jetzt nicht in die Arme fallen und sagen, wir haben alles geschafft", fand DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Aber es ist doch einiges gelungen, so dass man sagen kann, wir sind auf dem richtigen Weg.“

Und auch der einflussreiche Präsident der europäischen Fußball-Union UEFA, Michel Platini, selbst Mitglied des FIFA-Vorstands, wies jegliche Kritik zurück und sagte, man könne ja nicht alle Vorschläge akzeptieren: "Der Vorstand diskutiert und entscheidet, so ist es!"

Machtkampf aus Mauritius

Hinter den Kulissen tobte in Mauritius schon der Machtkampf zwischen Platini und Amtsinhaber Blatter. Wer tritt an fürs FIFA-Präsidentenamt 2015? Noch wollte sich keiner äußern. Platini und die UEFA wollten die Amtszeitbegrenzung nur für den Präsidenten und nicht für den Vorstand, da die UEFA im FIFA-Vorstand selbst zu viele Mitglieder hat, die von einer Amtszeitbegrenzung hätten betroffen sein können. Da schadet man lieber dem politischen Gegner, als seine eigenen Leute zu gefährden. Es war ein durchsichtiger und dazu noch unsinniger Vorschlag und zugleich ein Affront gegen Blatter. Der ließ auch diesen Reformpunkt einfach platzen und aufs nächste Jahr verschieben.

Mauritius und die FIFA. Ein Kongress, der Großes bewirken sollte und für das Image der Fußballwelt wenig gebracht hat. Kleine Reformen nach großer Ankündigung.