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Klotzen für den Erfolg

Tobias Oelmaier24. August 2012

Der FC Bayern möchte nach zwei titellosen Jahren endlich wieder feiern dürfen. Der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte soll mithelfen, die hochgesteckten Ziele zu erreichen.

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Mario Mandzukic feiert mit seinen Bayern-Teamkameraden sein Tor gegen Borussia Dortmund im Supercup 2012 (Bild: Getty Images)
Bild: Bongarts/Getty Images

Dreimal Zweiter – was für andere Club ein Erfolg sein mag – für den FC Bayern ist es eine Katastrophe. Nicht nur für die Bosse, auch für die Spieler und für Trainer Jupp Heynckes. Der ist dennoch zuversichtlich, dass in der neuen Saison alles besser wird. Er will bei seinen Spielern festgestellt haben, "dass das, was zurückliegt, vergessen ist, abgehakt ist, ad acta gelegt ist, und dass wir jetzt wieder Kraft und Motivation geschöpft haben, um neue Ziele anzugehen."

Der Jungbulle im Kreis der Elefanten

Damit sich eine solche Schmach nicht wiederholt, damit die neuen Ziele, sprich: Meisterschaft und möglichst der Titel in der Champions League, erreicht werden können, haben die Bayern eingekauft. Insgesamt 70 Millionen Euro haben sie, so heißt es, für Neuzugänge ausgegeben, und das, obwohl doch der spektakulärste Wechsel ganz und gar kostenfrei war: Matthias Sammer wurde als Sportdirektor vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) abgeworben und soll nun die Weichen zurück in die Erfolgsspur stellen.

Matthias Sammer (R) und Uli Hoeneß sitzen bei einer Pressekonferenz nebeneinander (Bild: rtr)
Zwei meinungsstarke Männer: Matthias Sammer (r.) und Uli Hoeneß wollen die Bayern zu neuen Erfolgen führenBild: Reuters

Ausgerechnet Sammer, der sich als Dortmunder Meistermacher und brillanter Stratege in der DFB-Zentrale einen Namen gemacht hat, der aber auch immer wieder als Querulant und "Motzki" angeeckt war, soll sich mit den Granden beim Rekordmeister, mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, an einen Tisch setzen. Mit der so genannten Elefantenrunde. "Da bin ich sozusagen ein Jungbulle, ein frecher Jungbulle", gab Sammer am Medientag des FC Bayern den lachenden Journalisten zu Protokoll und fügte gleich noch artig an, dass es ihm eine große Ehre sei. "Nichtsdestotrotz bin ich, wie sie mich kennen, keiner, der da in völliger Ehrfurcht säße und kein Wort herausbrächte."

Der Verpflichtung Sammers, der als Sportdirektor direkt auch in den Vereinsvorstand berufen wurde, mag auch ein Zeichen sein. Ein Zeichen für einen Rückzug von Präsident Uli Hoeneß aus dem operativen Geschäft. So richtig hatte man ihm die rein administrative Rolle nicht abgenommen, so lange der unerfahrene Christian Nerlinger den Sportdirektor gab, aber mit Matthias Sammer scheint nun ein neuer starker Mann mit ausreichend Fachverstand gefunden.

Warten auf den Wahnsinns-Transfer aus Bilbao

Beim dem größten Transfer in der Bundesligageschichte, bei dem der Spanier Javi Martinez von Athletic Bilbao zum FC Bayern wechseln dürfte, konnte Sammer jedenfalls schon seine geschätzte Expertise mit einbringen. Wie gut, dass sie sich mit der von Jupp Heynckes deckte, und auch die bisherigen Beobachtungen der Bayern-Scouts bestätigte. Der defensive Mittelfeldmann soll der neue strategische Dreh- und Angelpunkt werden, auch wenn die Ablösesumme von 40 Millionen Euro Präsident Hoeneß sicher mehr Kopfzerbrechen gemacht hat, als der zugeben mag: "Wenn ein Spieler 20, 30, 35 oder 40 Millionen kostet, ist das natürlich Wahnsinn. Das muss man deutlich sagen. Aber wir haben hohe sportliche Ziele", sagte Hoeneß.

Athletic Bilbaos Javi Martinez jubelt über ein Tor (Bild: dpa)
Javier (Javi) Martinez soll Struktur ins Bayern-Mittelfeld bringen. Kostenpunkt: 40 Millionen EuroBild: picture-alliance/dpa

"Wirtschaftlich können wir uns das leisten und wir haben hier jahrzehntelang dafür gearbeitet, dass man auch für so einen Transfer nicht in die Kreditabteilung gehen muss." Zu Erleichterung von Hoeneß wird sich Martinez, wenn der Wechsel endgültig über die Bühne gegangen ist, sogar mit jährlich zwei Millionen Euro Gehaltsverzicht am Transfergeschäft beteiligen. Er wollte unbedingt nach München. Was einiges aussagt über den Charakter der Neuerwerbung. Und Spaniens Nationaltrainer Vincente Del Bosque gratulierte den Bayern zu dieser Personalentscheidung in einem Interview mit der Bild-Zeitung: "Bayern wird viel Freude an ihm haben. Er ist ein Super-Spieler und großartiger Mensch. Er ist der geborene Anführer. Ein kompletter Spieler."

Mit breitem Kader zur breiten Brust

Auch sonst haben die Bayern investiert, um den Kader größer und ausgeglichener zu machen im Vergleich zur letzten Saison. Mario Mandzukic kam für 13 Millionen Euro aus Wolfsburg, um dem manchmal lethargischen Stürmer Mario Gomez Druck zu machen, Claudio Pizarro, ablösefrei von Werder Bremen losgeeist, steht künftig als Backup im Angriff zur Verfügung.

Der junge Schweizer Xherdan Shaquiri vom FC Basel ist als Entlastung für die Flügelzange Arjen Robben/Franck Ribery gedacht. Mit 11,6 Millionen war er sicher kein Schnäppchen, eher ein Investment in die Zukunft. Mit dem Brasilianer Dante, der mit 4,7 Millionen Euro vergleichsweise günstig war, wurde ein fertiger Spieler aus Mönchengladbach verpflichtet. Er soll der manchmal wackligen Bayern-Abwehr zu mehr Stabilität verhelfen. Vor allem Mandzukic hat schon beim Ligapokal gegen Borussia Dortmund angedeutet, wozu er fähig ist. Ein Tor schoss er selbst, eines bereitete er vor zum 2:1-Sieg gegen den Meister und Pokalsieger. Womit der erste Titel der Saison schon eingefahren wäre. Ein bedeutungsloser zwar, aber immerhin schon mehr als in der letzten Spielzeit.