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"Nordkorea steckt hinter Sony-Angriff"

19. Dezember 2014

Die Hacker-Attacke auf den Filmkonzern Sony entwickelt sich zu einer Staatsaffäre. Die US-Bundespolizei FBI machte die Regierung in Pjöngjang für den Angriff und anschließende Drohungen verantwortlich.

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Filmplakat von "The Interview" wird abgehängt (Foto: AFP)
Bild: M. Thurston/AFP/Getty Images

Der Bundespolizei FBI liegen nach eigenen Angaben ausreichend Informationen vor, "um zu dem Schluss zu kommen, dass die nordkoreanische Regierung für diese Handlungen verantwortlich ist". Die bei der Attacke verwendete Schadsoftware weise Ähnlichkeiten zu anderer Schadsoftware auf, die in der Vergangenheit von nordkoreanischen Hackern entwickelt worden sei, erklärte ein Sprecher bei der Vorstellung der Untersuchung. So gebe es beim Programmiercode und bei der Verschlüsselungstechnik klare Gemeinsamkeiten. Auch mehrere IP-Adressen seien bereits bei früheren nordkoreanischen Cyberangriffen eingesetzt worden.

Das FBI zeigte sich "zutiefst besorgt über die zerstörerische Natur dieser Attacke" und kündigte Konsequenzen für "Individuen, Gruppen oder Staaten" an, die US-Interessen auf diese Weise bedrohen. Nordkorea habe einem in den USA tätigen Unternehmen "bedeutenden Schaden" zufügen und das Recht von US-Bürgern auf freie Meinungsäußerung unterdrücken wollen. Auch US-Heimatschutzminister Jeh Johnson sprach von "einer Attacke auf unsere Meinungsfreiheit und unseren Lebensstil". Die kommunistische Führung in Pjöngjang wies jede Verantwortung zurück.

Filmabsage nach Terrordrohung

Im November waren flächendeckend die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen und etliche Daten gestohlen worden. Eine Gruppe mit dem Namen "Guardians of Peace" (GOP) hatte außerdem Sony-Interna wie Dokumente und E-Mails im Internet veröffentlicht. Vor einigen Tagen sprach sie wegen des Films "The Interview" Drohungen aus und erinnerte dabei an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Sony Pictures zog die Komödie, in der es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geht, schließlich zurück. Der Film sollte kommende Woche in die Kinos kommen.

Obama kritisiert Absage

US-Präsident Barack Obama kritisierte die Absage des Nordkorea-Satirefilms nach dem Hacker-Angriff. Das Filmstudio Sony Pictures habe damit einen "Fehler begangen", sagte Obama bei seiner Jahresend-Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington. Er könne die Sorgen von Sony zwar verstehen, hätte sich aber gewünscht, dass das Filmstudio anders entschieden hätte. "Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben."

Kim Jong Un wird von einer Versammlung Koreanischen Volkspartei bejubelt. (Foto: rtr)
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un sollte ermordet werden - im FilmBild: Reuters/KCNA

Nach Informationen des US-Fernsehsenders CNN erhielt der Sony-Konzern inzwischen eine weitere unverhohlene Drohung. "Ihre Entscheidung, den Start von 'The Interview' abzusagen, war sehr weise. Wir versprechen die Sicherheit Ihrer Daten, wenn Sie keinen zusätzlichen Ärger bereiten" – so zitiert CNN aus der Botschaft an Sony.

Auch Künstler gegen Sonys Rückzug

Auch zahlreiche Künstler kritisieren die Absage des Kinostarts scharf. Hollywood-Star George Clooney sagte, der Vorgang betreffen nicht nur Filme. "Das betrifft alle Angelegenheiten. Wir sind in der Verantwortung, dagegen aufzustehen", so Clooney.

Eine "atemberaubende Offenbarung von Feigheit" nannte der "Game of Thrones"-Autor George Martin die Entscheidung. Und Bestseller-Autor Pablo Coelho sprach von einer Drohung gegen alle Künstler auf der Welt. Er sei bereit, den Film gratis in seinem Blog zu veröffentlichen, sagte Coelho und bot Sony Pictures umgerechnet rund 81.000 Euro für die Rechte an.

George Clooney geht am Weißen Haus entlang (Foto: Getty Images)
Clooney kritisierte den Sonys-Rückzieher scharfBild: Getty Images

61.000 Cyber-Attacken im Jahr

Experten gehen davon aus, dass die Zahl von Hackerangriffen, wie den auf Sony Pictures, steigen könnte. Die Cyberspionage nehme zu, warnte das Center für strategische und internationale Studien auf CNN. Allein im vergangenen Jahr gab es laut einem Report der US-Regierung 61.000 Attacken und Sicherheitsverletzungen gegen ihre Einrichtungen.

se/cw/wl (dpa, afp, rtr)