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EZB bringt schwerstes Geschütz in Stellung

22. Januar 2015

Die Europäische Zentralbank hat wie erwartet ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen aufgelegt. Der Umfang des Programms sprengt aber die Erwartungen: 1,2 Billionen Euro werden in die Märkte gepumpt.

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Mario Draghi Overlay
Bild: Reuters/Kai Pfaffenbach

Die EZB öffnet die Geldschleusen sperrangelweit und will Staatsanleihen sowie andere Wertpapiere im Volumen von mehr als einer Billion Euro kaufen. Geplant seien bis Herbst kommenden Jahres 60 Milliarden Euro pro Monat, wie EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt ankündigte.

Darin enthalten seien auch bereits beschlossene Käufe von sogenannten ABS-Papieren und Pfandbriefen. Mit der Geldflut wollen die Währungshüter ein Abrutschen der Wirtschaft in eine langanhaltende Schwächephase mit fallenden Preisen auf breiter Front und schrumpfenden Investitionen verhindern.

Nicht einstimmig aber im Konsens

Eine große Mehrheit im EZB-Rat habe die Notwendigkeit gesehen, das Programm jetzt zu starten, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Allerdings habe es auch andere Meinungen im Rat gegeben. Gleichzeitig sei die Entscheidung im Konsens getroffen worden, die gemeinsame Haftung gering zu halten. Zudem wies Draghi Zweifel an der Zulässigkeit von Staatsanleihenkäufen durch die Notenbank zurück: «Der Rat ist einstimmig der Meinung, dass es sich bei den Wertpapierkäufen um ein gewöhnliches Instrument der Geldpolitik handelt.»

Alles für die Inflation

"Die Inflationsdynamik ist anhaltend schwächer als erwartet", begründete der Italiener die Geldflut. Im März soll mit dem Kauf von Staatsanleihen und Papieren europäischer Institutionen mit Top-Bonitätsnoten begonnen werden. Das Programm soll insgesamt bis Ende September 2016 laufen. Sie sollen solange fortgeführt werden, bis die Teuerung in der Euro-Zone wieder nach dem Geschmack der EZB ist.

Damit hält sich Draghi eine Hintertür offen, womöglich noch mehr zu kaufen, falls erforderlich. Die Währungshüter streben eine Inflationsrate von mittelfristig knapp zwei Prozent an. Davon sind sie derzeit aber meilenweit entfernt. Zuletzt fielen die Preise in der Euro-Zone sogar um 0,2 Prozent.

Tokio und Washington als Beispiel

Der Aufkauf der Staatsanleihen und Papiere europäischer Institutionen soll laut Draghi gemäß den Anteilen der nationalen Notenbanken am Kapital der EZB erfolgen. Insgesamt sollen bei den Käufen 20 Prozent des Risikos vergemeinschaftet werden - 80 Prozent lägen dann bei den nationalen Notenbanken.

Bei einem Leitzins nahe der Null-Linie gelten solche Käufe als probates Mittel: Die US-Notenbank Fed hatte so gehandelt und auch die Währungshüter in Japan pumpten auf diese Weise bereits riesige Summen ins Finanzsystem, um die Wirtschaft anzukurbeln beziehungsweise aus einer jahrelangen Deflation zu befreien.

Erste Börsenreaktionen

Der Dax schnellte in der Spitze um ein Prozent nach oben auf ein frisches Rekordhoch von 10.399,67 Punkten. Der Euro ging auf Tauchstation und fiel um mehr als ein Prozent auf 1,1464 Dollar. Am Vormittag hatte er noch bei über 1,16 Dollar gelegen. Am Rentenmarkt drehte der Bund-Future ins Plus und legte auf 157,84 Zähler zu. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen fielen bis auf 0,377 Prozent. Die Verzinsungen der spanischen und italienischen Pendants fielen auf Rekordtiefs.

dk/hb (dpa/rtr)