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Neuer deutscher Exportrekord

Johanna Schmeller8. September 2014

Erst Delle, jetzt spontane Gesundung: Die deutschen Ausfuhren haben im Sommer trotz weltweiter Krisenherde ein Rekordhoch erreicht. Ist die Sommergrippe damit überwunden?

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Containerhafen Duisburg
Bild: imago

Der Juli ist ein Rekordmonat für den deutschen Außenhandel: Waren im Wert von 101 Milliarden Euro wurden exportiert.

Damit hat das Ausfuhrvolumen zum ersten Mal die Marke von 100 Milliarden Euro innerhalb eines Monats überschritten. Hauptabnehmer für deutsche Güter war wie immer die Europäische Union: Dorthin gingen Waren im Wert von knapp 57 Milliarden Euro, fast ein Zehntel mehr als noch vor einem Jahr.

Die Importe lagen im selben Zeitraum bei 77,6 Milliarden Euro, der Außenhandelsüberschuss im Juli bei 23,4 Milliarden Euro - laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ebenfalls ein neuer Rekord. Vergleicht man die Zahlen mit dem Vorjahreszeitraum, legten die Ausfuhren um 8,5 Prozent zu, die Einfuhren um ein Prozent.

Erholung nach Delle

Die guten Zahlen kamen nicht ganz unerwartet. Im zweiten Quartal war die deutsche Wirtschaftsleistung zwar zunächst zurückgegangen. Experten versuchten, die Sorgen mit Verweis auf den milden Winter zu zerstreuen – sie sprachen von einer "Delle".

Die Ukraine-Krise hatte die Exportaussichten getrübt, die EU-Sanktionen gegen Russland bezüglich Öl- und Gasversorgung auf die Stimmung geschlagen, die Industrie weniger Aufträge verzeichnet, und Krisenherde im Nahen Osten hatten Anleger verunsichert. Hinzu kommt die Angst vor einer Deflation in der Euro-Zone, also einer gefährlichen Mischung aus immer weiter sinkenden Preisen und entsprechender Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen.

Der Präsident des Bundesverbandes für Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), warnt deshalb davor, das gute Ergebnis überzubewerten: "Die zahlreichen Krisenherde drücken auf die Stimmung der Unternehmer und führen zu wachsender Unsicherheit." Zu einer langfristigen Stabilisierung des Außenhandels seien vielmehr "neue Wachstumsanreize unentbehrlich", etwa ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen zu einem transatlantischen Freihandelsabkommen, so Börner.

Auch der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, mahnte, den "Tag nicht vor dem Abend zu loben: es gibt genügend Risiken, die hohes Rückschlagpotential bergen." So hätten die Sommerferien in diesem Jahr sehr spät gelegen, und die Exporte nach Russland hätten in gewisser Weise auch davon profitiert, "aus Angst vor verschärften Sanktionen noch schnell Geschäfte unter Dach und Fach" zu bringen.

Geopolitische Krisen

Wegen des schwächelnden Außenhandels und sinkender Investitionen war die deutsche Wirtschaftsleistung zwischen April und Juni überraschend um 0,2 Prozent zum Vorquartal gefallen - und damit stärker als erwartet.

Auch der Zuwachs der Exporte war für die Experten so nicht vorhersehbar. "Ganz so stark hatten wir die Daten nicht erwartet", sagt Johannes Mayr von der Bayerischen Landesbank im DW-Interview. Mit Blick auf das "unruhige Fahrwasser", in dem sich die deutsche Exportwirtschaft derzeit befände, sei der Anstieg überraschend und aller Vorsicht zum Trotz "sehr erfreulich: Diese Entwicklung hat etwas die Sorge genommen, dass es jetzt mit der deutschen Konjunktur tatsächlich bergab geht."

Im ersten Quartal war die deutsche Weitschaft noch um 0,7 Prozent gewachsen. Und auch die Jahresprognose ist günstig: Für 2014 rechnet die Bundesregierung mit 1,8 Prozent Wachstum, für 2015 mit einem Plus von 2,0 Prozent. Bislang sehe man keinen Grund, davon abzurücken, heißt es in Berlin.