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Keïta will Malis Präsident werden

Katrin Gänsler12. August 2013

Ibrahim Boubacar Keïta will neuer Staatschef von Mali werden. Zweimal versuchte er das bereits ohne Erfolg. Doch in der Stichwahl am 11. August 2013 stehen seine Chancen besser denn je zuvor.

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Titel: DW_Ibrahim-Boubacar-Keita1 und 2: Schlagworte: Bamako, Mali, Ibrahim Boubacar Keïta, Präsidentschaftswahl, Spitzenkandidat Wer hat das Bild gemacht/Fotograf?: Katrin Gänsler Wann wurde das Bild gemacht?: 04. August 2013 Wo wurde das Bild aufgenommen?: Bamako, Mali
Präsidentschaftswahl Mali Bamako Ibrahim Boubacar Keita Politik Afrika SpitzenkandidatBild: Katrin Gänsler

Hunderte Anhänger haben sich rund um das Wahlkampfbüro von Ibrahim Boubacar Keïta versammelt. Der Favorit für das Präsidentenamt in Mali hat sich in der vergangenen Woche rar gemacht. Seit wenigen Tagen vor der Stichwahl an diesem Sonntag (11.08.2013) tritt er wieder auf. Seine Unterstützer jubeln und klatschen ihm zu, als er seine Ambitionen noch einmal deutlich macht: "Ich fordere von Euch eine klare Mehrheit, eine Mehrheit, über die nicht diskutiert wird!" Denn jetzt zähle nur noch eines: Er wolle unbedingt Präsident des westafrikanischen Landes werden.

Anhänger von Kandidat Keïta (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Für seine Anhänger ist Ibrahim Boubacar Keïta bereits der neue PräsidentBild: Katrin Gänsler

Gute Chancen darauf hat der 68-Jährige, der in Dakar und Paris Geschichte, Politikwissenschaften und internationale Beziehungen studierte und anschließend für nichtstaatliche Organisationen, darunter "Terre des Hommes", gearbeitet hat. Bereits am 28. Juli konnte er mit seiner Partei RPM (Bewegung für Mali) 39 Prozent der Stimmen verbuchen. Kontrahent Soumaïla Cissé kam lediglich auf 19 Prozent.

Klare Mehrheit in der Hauptstadt Bamako

Besonders im Süden des Landes und vor allem in der Hauptstadt Bamako ist IBK - so wird Ibrahim Boubacar Keïta genannt - beliebt. In der ersten Runde errang er in allen Bezirken der Hauptstadt die absolute Mehrheit. Gewählt haben ihn oft junge Leute, die von Keïta sagen, dass er ehrlich und gerecht sei und sich für sein Land einsetze. Auch viele Taxifahrer unterstützen ihn: "Ja, das ist richtig. Ich habe für IBK gestimmt", sagt Issa Konaté und zeigt stolz auf das Poster seines Lieblingskandidaten, das auf der Heckscheibe seines Taxis klebt: "IBK ist jemand mit sehr viel Erfahrung. Ich vertraue darauf, dass er tatsächlich hart für Mali arbeiten wird."

Der erste Auftritt nach der Präsidentschaftswahl zieht hunderte Anhänger und Journalisten an (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Der erste Auftritt Keïtas nach der Präsidentschaftswahl zieht Hunderte Anhänger und Journalisten anBild: Katrin Gänsler

Engagement für sein Heimatland: Diese Karte hat IBK, der von 1994 bis 2000 Premierminister und von 2002 bis 2007 Parlamentspräsident war, gekonnt gespielt. Doch große Worte muss er darüber gar nicht verlieren. "Es ist ein Mann, der Ruhe ausstrahlt. Das signalisiert er mit seinem ganzen Körper. Bei uns ist das sehr wichtig", erklärt der Journalist Hamidou Konaté, Leiter des kommunalen Radios Jamana in Bamako. Genau das schaffe Vertrauen in Zeiten der Krise, die Mali nach den Wahlen überwinden wolle.

Vertreter des alten Malis

Für einen politischen Umbruch steht IBK allerdings nicht. Seit knapp zwei Jahrzehnten bewegt sich Ibrahim Boubacar Keïta auf dem politischen Parkett. Zweimal versuchte er bereits, Präsident zu werden. Doch er scheiterte. Da er bereits 68 ist, gilt seine Teilnahme an der Stichwahl am kommenden Sonntag als sein letzter Versuch, das Amt zu übernehmen.

IBK-Fanartikel-Verkäufer (Foto: Katrin Gänsler/DW)
Neuer Verkaufsschlager: IBK-FanartikelBild: Katrin Gänsler

International verfügt IBK über gute Kontakte: "Er ist bekannt in der Gebergemeinschaft und hat den Dialog mit uns immer gepflegt, auch als er keine Funktion hatte", sagt Richard Zink, Leiter der Delegation der Europäischen Union in Bamako. Die guten Kontakte dürften wichtiger sein denn je, denn seit dem Staatsstreich vom 22. März 2012 stagniert die Wirtschaft. Investitionen liegen auf Eis. Bei der großen Geberkonferenz in Brüssel im Mai 2013 hatte die Europäische Union 520 Millionen Euro Finanzhilfe für die Jahre 2013 und 2014 zugesagt. Geld, dass das Land unbedingt benötigt, um wieder auf die Beine zu kommen.

Verhandlungsgeschick mit dem Norden notwendig

Im Land selbst hoffen aber viele Menschen noch auf etwas ganz anderes: Sie halten es für dringend erforderlich, mit der Befreiungsbewegung von Azawad, der MNLA, einen nachhaltigen Friedensvertrag auszuhandeln. Seit gut zwei Wochen hat es in der Stadt Kidal zwar keine Anschläge gegeben, doch die gleichnamige Region gilt weiterhin als unruhig. 

Weit oben auf der Aufgabenliste steht auch die Stärkung der malischen Armee. Teile der Soldaten hatten geputscht, weil sie nach eigenen Angaben nicht genug Unterstützung der Regierung bekommen hatten, um die Abspaltungsversuche im Norden unter Kontrolle zu bekommen. IBK wird nachgesagt, einen guten Draht zur Armee zu haben. Journalist Hamidou Konaté schmunzelt fast darüber: "Gute Kontakte haben sie doch alle", sagt er. Durch den Staatsstreich hätten die Politiker schließlich gelernt, wozu auch eine seit Jahren als schwach geltende Armee fähig sei. Im Zusammenhang mit dem Putsch sei IBK, so die Einschätzung Konatés, jedoch zweigleisig gefahren: "Er hat den Coup verurteilt, aber auch die Putschisten besucht."

Mit diesem Besuch grenzte sich Ibrahim Boubacar Keïta vom ehemaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré ab. Schließlich putschten die Soldaten gegen ihn. Auch bei vielen Maliern stand ATT - so der Spitzname des einstigen Staatschefs - in seinen letzten Jahren nur noch für Stillstand, Korruption und den langsamen Zerfall des Landes. Keïta könnte zur Stichwahl am 11. August damit punkten, dass er sich rechtzeitig von der alten Führung des Landes distanziert hat.