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Ex-IWF-Chef Rato wegen Geldwäsche festgenommen

16. April 2015

Der frühere spanische Spitzenpolitiker und ehemalige IWF-Direktor Rodrigo Rato ist in einem weiteren Korruptionsfall in die Fänge der Justiz geraten. Diesmal geht es um Steuerbetrug und Geldwäsche.

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Rodrigo Rato bei seiner Festnahme (Foto: reuters)
Bild: REUTERS/S. Perez

Für den offenbar in mindestens drei Finanzaffären verwickelten Ex-Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo Rato, wird es eng in seiner spanischen Heimat. Der 66-jährige frühere Wirtschaftsminister Spaniens wurde unter dem Vorwurf der Geldwäsche, des Steuerbetrugs und der betrügerischen Vermögensverschiebung in Madrid festgenommen. Im Rahmen einer Durchsuchung seiner Wohnung sei er von Polizisten abgeführt worden, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur efe und Onlineausgaben mehrerer Zeitungen.

Unter Berufung auf Justizkreise hieß es, der zuständige Richter habe eine vorläufige Festnahme zur Durchführung von Durchsuchungen unter anderem auch im Büro des Beschuldigten angeordnet. Nach offiziell noch unbestätigten Medienberichten geht es in dieser neuen Affäre um Rato um die Herkunft von 6,2 Millionen Euro, die dieser 2012 im Rahmen einer allgemeinen Steueramnestie aus der Schweiz nach Spanien transferiert hatte.

Rato ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Der 66-Jährige konnte nach einer mehrstündigen Durchsuchung seiner Wohnung und seines Büros in der Nacht zum Freitag heimkehren, wie spanische Medien berichteten. "Ich habe Vertrauen in die Justiz und habe aktiv mit ihr kooperiert", sagte Rato der staatlichen Nachrichtenagentur Efe. Der zuständige Ermittlungsrichter habe die Freilassung des Ex-IWF-Chefs angeordnet, hieß es.

Schwerer Schlag auch für Regierung Rajoy

Gegen den einst einflussreichen konservativen Politiker Rato wird bereits in zwei anderen Affären ermittelt. Er wurde deshalb inzwischen aus der konservativen Regierungspartei PP ausgeschlossen. Die Affären um Rato sind auch für die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy eine schwere Hypothek. Ende des Jahres wird in Spanien gewählt und die PP ist ohnehin schon von vielen Korruptionsskandalen erschüttert.

Im ersten Ermittlungsfall Rato geht es um Betrug und Bilanzfälschung beim Börsengang der Bank Bankia im Jahr 2011. Damals war Rato Präsident des Geldhauses. Die Anleger, darunter Hunderttausende Kleinsparer, verloren fast ihr gesamtes Vermögen. 2012 war Bankia dann von der Regierung mit 22,4 Milliarden Euro aus einem 41-Milliarden-Hilfspaket von Europäischer Union und IWF vor dem Bankrott gerettet worden.

Rato steht zudem im Mittelpunkt der sogenannten "Selbstbedienungs-Affäre". Er und mehrere weitere ehemalige Topmanager und Aufsichtsratsmitglieder sollen mit Bankkarten der Sparkasse Caja Madrid auf Kosten des Unternehmens private Ausgaben finanziert haben. Caja Madrid und sieben weitere Sparkassen fusionierten im Jahr 2010 mit Bankia.

In der Regierung von José Maria Aznar war Rato von 1996 bis 2004 für Wirtschaft zuständig und zugleich Vize-Ministerpräsident. Von 2004 bis 2007 stand er an der Spitze des IWF. Sein Vorgänger in diesem Amt war der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler, sein Nachfolger der über mehrere Sexaffären gestolperte frühere französische Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn.

qu/sp/kle (dpa, afp, rtre, APE)