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ESC: Finalisten stehen fest

Silke Wünsch22. Mai 2015

17 Länder, siebenmal Frust, zehnmal Jubel: Im zweiten ESC-Halbfinale setzen sich die Favoriten durch. Ein Altmeister aber schafft es nicht ins Finale am Samstag. Aus der ESC-Stadt Wien berichtet Silke Wünsch.

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Der schwedische Sänger Måns Zelmerlöw und sein Auftritt im ESC-Halbfinale
Bild: Reuters/L. Foeger

Das Starterfeld für den ESC ist komplett, die große Party kann beginnen. Am wichtigsten aber: Wien ist in ESC-Stimmung. Das zeigte sich schon am Dienstag im ersten Halbfinale - und auch im zweiten Halbfinale am Donnerstagabend ist die Wiener Stadthalle gut gelaunt. Die knapp 13.000 Zuschauer in der Halle sind eingestimmt und von Anfang an in Partylaune: Jubelndes Publikum, das unter lautem Gejohle und viel Applaus fröhlich mit seinen Landesfähnchen wedelt.

Die 17 Auftritte sind bis auf wenige Ausnahmen wieder begleitet von Pyrotechnik, Windmaschine, Stroboskop und Lasershow. Was vor dem Fernsehschirm zu Hause schon wie eine Dauerkanonade auf den Zuschauer prasselt, das wirkt in der Halle noch einmal gigantischer.

Litauen startet den Wettbewerb mit einer netten Popnummer. Monika Linkyté & Vaidas Baumila machen gute Laune mit der Nummer “This Time“ und kommen weiter.

Montenegro schickt seinen Pophaudegen Knez ins Rennen. “Adio“ - in Landessprache gesungen - hat mit folkloristischen Klängen den erfrischenden Worldmusic-Faktor, der den Song schließlich auch ins Finale bringt.

Die Favoriten

Norwegens Duo Mørland & Debrah Scarlet verzaubert Zuschauer und Jury mit “A Monster Like Me“. Ihr schlichter Auftritt ist Genuss und Ruhepause, das wird mit tosendem Applaus belohnt. Die Nummer hat auch im Finale die allerbesten Chancen.

Für Israel startet Nadav Guedj mit der poppigen Dancenummer “Golden Boy“, die, gespickt mit Orientalbeats, auch im Finale weit oben landen dürfte. In der Halle jedenfalls jubeln nicht nur die israelischen Fans frenetisch.

Auch der Sänger Måns Zelmerlöw aus Schweden (Artikelbild) zählte schon vor diesem Abend zu den Favoriten. Das Publikum feiert seinen spritzigen Ohrwurm “Heroes“ und wählt ihn die Endrunde.

Wenig Überraschungen

Dass Lettland weiterkommen würde, damit haben nicht viele gerechnet. Die zierliche Aminata Savadogo bewegt sich kaum zu dem von elektronischen Klängen begleiteten Song “Love Injected“, der in der Mitte explodiert - ein ungewöhnliches Lied, das den Juroren und auch den Zuschauern in der Halle größten Respekt abringt.

Zypern schickt Giannis Karagiannis mit einem schlicht-schönen Song ins Rennen. Die Lightshow beschränkt sich auf einen Lichtkegel, als er “One Thing I Should Have Done“ vorträgt, ohne Schnickschnack, mit schöner Stimme. Wir hören ihn am Samstag wieder.

Die polnische Sängerin Monika Kuszyńska und ihr Auftritt im ESC-Halbfinale
"In the Name of Love": Auch die Polin Monika Kuszyńska darf am Samstag wieder auf die BühneBild: Reuters/L. Foeger

Elnor Hüseynov sang für Aserbaidschan und bekam die nötigen Stimmen für einen eher schwachen, dafür umso lauteren Song “Hour Of The Wolf“.

Maraaya brachte Slowenien mit der Dancenummer “Here For You“ ins Finale - mit einem eher witzigen Auftritt: Die Sängerin hatte große Kopfhörer an und wurde von einer Luftviolinistin begleitet.

Zum Schluss überzeugte die im Rollstuhl sitzende Monika Kuszyńska aus Polen das Publikum mit “In The Name Of Love“. Insgesamt gab es an diesem Abend weniger Überraschungen als im ersten Halbfinale am Dienstag.

Ausgeschieden sind dagegen Island, Portugal, Tschechien, die Schweiz, Irland, Malta und San Marino. Mit dem Zwergstaat war der deutsche Komponist und ESC-Altmeister Ralph Siegel angetreten.

Schlagerkomponist Ralph Siegel
Wollte es nochmal wissen: Ralph SiegelBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Was das Fernsehen nicht sieht

Eine Veranstaltung wie diese wirkt im Fernsehen fast klinisch sauber und durchgetaktet. Die Zuschauer, die live dabei sein können, sehen mehr: Etwa die Videoleinwände, auf denen das Publikum zum Klatschen aufgefordert wird, wenn der Act auf der Bühne nicht überzeugend genug ist. Oder die schnellen Aktionen, die zwischen den Auftritten auf der Bühne stattfinden, während die nächsten Künstler mit einem kleinen Film vorgestellt werden. Da wird schon mal ein Kleid drapiert, eine Sängerin bekreuzigt sich, die Techniker checken, ob auch wirklich aus jedem Rohr das Trockeneis herausschießt oder ob die Pyrotechnik steht.

In der Halle ist schnell zu spüren, wen das Publikum mag - ein gutes Barometer für die Ergebnisse der Votings. Die Jury hatte bereits am Mittwoch ihre Entscheidungen getroffen, das Voting der Zuschauer ergab die zweite Hälfte der Gesamtpunktzahl.

Warum Ann Sophie direkt im Finale ist

Die deutsche Teilnehmerin Ann Sophie (“Black Smoke“) hat Glück, dass sie sich nicht durch die Semifinals kämpfen musste. Sie kämpft mit einer Erkältung, ist aber guter Dinge, dass sie am Samstag wieder fit sein wird. Einen garantierten Startplatz im Finale haben die größten Geldgeber der beteiligten Länder und der Titelverteidiger. Dazu zählen die “Big Five“-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien sowie das Land, das im Vorjahr den Titel gewonnen hat - diesmal ist es also der Gastgeber Österreich. Australien ist in diesem 60. Jahr des Eurovision Song Contests als Gast eingeladen und gehört ebenfalls zu den gesetzten Finalisten. Insgesamt treten am Samstag 27 Länder gegeneinander an.

Die deutsche ESC-Teilnehmerin Ann Sophie
Erkältet, aber guter Dinge: Ann SophieBild: Getty Images/N.Treblin