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Erneut Tumulte in Brasilien

16. Mai 2014

Vier Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft kommt Brasilien nicht zur Ruhe. In zwölf Städten gab es Protestmärsche gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder. In São Paulo setzte die Polizei Tränengas ein.

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Mitglieder einer Obdachlosen-Organisation protestieren in Sao Paulo (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Images

Im WM-Gastgeberland Brasilien folgten zahlreiche Demonstranten einem Aufruf zu einem landesweiten Massenprotest gegen die hohen Kosten für teure Sportereignisse. Allein in São Paulo gingen nach Behördenangaben 6000 Menschen auf die Straße. Auf großen Durchgangsstraßen der Metropole errichteten sie Blockaden aus brennenden Reifen. Maskierte Demonstranten warfen Gegenstände auf Polizisten und zündeten auf den Straßen Müll an. Die Polizei ging mit Tränengas gegen Randalierer vor. Nach örtlichen Medienangaben wurden mindestens 20 Demonstranten festgenommen. Es kam zu massiven Verkehrsbehinderungen.

Einige Gruppen von Demonstranten zogen später zum WM-Stadion, in dem am 12. Juni das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien ausgetragen werden soll. "Die WM ohne das Volk zieht alle wieder auf die Straßen", war auf einem Plakat zu lesen.

In São Paulo und Rio de Janeiro demonstrierten auch streikende Lehrer sowie Vertreter von Obdachlosen-Verbänden und Gewerkschaften. Viele Demonstranten hielten Schilder in die Höhe, auf denen "Não Vai Ter Copa" (Es wird keine WM geben) zu lesen war.

Kundgebungen in etlichen Städten

Auch in der Hauptstadt Brasília sowie in Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Porto Alegre und Manaus kam es zu Protesten, die jedoch weitgehend friedlich blieben. Landesweit gingen nach Polizeiangaben rund 10.000 Menschen auf die Straße. Brasilien wird seit Mitte vergangenen Jahres von sozialen Protesten erschüttert, bei denen die hohen Kosten für die Fußball-WM und die 2016 anstehenden Olympischen Spiele kritisiert werden. Die Demonstranten werfen der Regierung vor, viel Geld in Prestigeprojekte wie die WM zu stecken und notwendige Ausgaben für Bildung und Gesundheit sowie die Infrastruktur zu vernachlässigen.

Die Organisatoren hoffen, an die Protestwelle im vergangenen Sommer anzuknüpfen. Damals gingen Millionen Brasilianer auf die Straßen. Teilweise kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Wut richtete sich damals nicht nur gegen die großen Ausgaben für die Fußball-WM, sondern auch gegen die Korruption und Mängel bei Schulen und Krankenhäusern.

Mit Blick auf die jüngsten Protestaktionen erklärte die Regierung, diese richteten sich aus ihrer Sicht nicht gegen das Fußball-Turnier. Die Demonstranten nutzten lediglich die Gelegenheit, "um Forderungen zu präsentieren, die legitim sind, aber wenig mit der WM zu tun haben", sagte Präsidialamtsminister Gilberto Carvalho in Brasília. Die Proteste schreckten die Regierung nicht. "Was uns besorgt ist, wenn antidemokratische Methoden, wenn Gewalt angewendet wird, sei es aufseiten der Polizei oder aufseiten der Demonstranten", sagte Carvalho. Ähnlich äußerte sich auch Sportminister Aldo Rebelo. Dies seien keine Proteste gegen die WM, sagte er. Die Verfassung schütze ausdrücklich friedliche Demonstrationen. Was nicht toleriert werden könne, seien gewaltsame Aktionen.

Plünderungen während eines Polizeistreiks in Recife (Foto: Reuters)
Mutmaßliche Plünderer schleppen während des Polizeistreiks in Recife Waren wegBild: Reuters

Polizei arbeitet wieder in Recife

Im Bundesstaat Pernambuco beendeten unterdessen Polizei und Feuerwehr nach drei Tagen ihren Streik. Einen entsprechenden Beschluss fassten die Streikenden nach Gesprächen mit der Regionalregierung bei einer Versammlung in Recife. Sie konnten die geforderten Gehaltserhöhungen zwar nicht durchsetzen, es soll aber weitere Verhandlungen geben. Der Ausstand hatte in der WM-Stadt Recife, wo die deutsche Fußballnationalmannschaft am 26. Juni auf die USA trifft, für erhebliche Unruhe gesorgt. Im Großraum der Stadt war es zu Plünderungen und Überfällen gekommen. Die Zentralregierung entsandte zusätzliche Sicherheitskräfte in den Bundesstaat. Der nationale Fußballverband CBF verschob wegen der angespannten Sicherheitslage zudem eine Zweitliga-Partie, die am Samstag im WM-Stadion Arena Pernambuco stattfinden sollte.

kle/se (afp, rtr, dpa)