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Ermordeter Erzischof Romero seliggesprochen

23. Mai 2015

Die Zustände in seiner Heimat El Salvador machten ihn zu einem tatkräftigen Anwalt der Armen und Unterdrückten. 1980 wurde Romero während einer Messe erschossen. Jetzt würdigt die katholische Kirche sein Engagement.

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Freude über Seligsprechung Oscar Romeros in El Salvador (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Castillo

El Salvador feiert die Seligsprechung des vor 35 Jahren ermordeten Erzbischofs Óscar Arnulfo Romero. Rund 200.000 Gläubige sowie zahlreiche kirchliche Würdenträger und neun Staats- und Regierungschefs nahmen an der Zeremonie im Zentrum von San Salvador teil. Zudem waren offizielle Delegationen aus 57 Ländern angereist. Romero wird in ganz Lateinamerika als "Stimme der Stimmlosen" verehrt. Kardinal Angelo Amato, zuständig im Vatikan für Selig- und Heiligsprechungsverfahren, eröffnete die unter freiem Himmel stattfindenden Feierlichkeiten.

"Einer der besten Söhne der Kirche"

Papst Franziskus würdigte Erzbischof Romero als einen der "besten Söhne der Kirche". In einem vom Vatikan veröffentlichten Brief des Papstes heißt es: "In schwierigen Zeiten des Zusammenlebens hat es Monsignore Romero vermocht, seine Herde zu führen, zu verteidigen und zu schützen, treu im Glauben und in Gemeinschaft mit der Kirche." Als Märtyrer habe er den Glauben und die christliche Barmherzigkeit mit seinem Leben bis zum Extrem bezeugt und sei so zum Abbild Christi geworden. Der Erzbischof sei Vorbild für die Kirche in der ganzen Welt. Nach der Seligsprechung wurde ein riesiges Porträt von Romero enthüllt.

Zu Zehntausenden strömten die Menschen in die Hauptstadt (Foto: dpa)
Voller Freude und Stolz kamen sie zu Zehntausenden in die HauptstadtBild: picture-alliance/dpa/O. Rivera

Zehntausende strömen ins Stadtzentrum

Bereits Stunden vor Beginn der Zeremonie waren die Menschen zu Tausenden auf den Platz Salvador del Mundo im Zentrum der Hauptstadt geströmt. Sie skandierten "Romero, Romero" und sangen religiöse Lieder. Auf Transparenten und Fahnen war zu lesen: "Märtyrer der Liebe" und "Heiliger von Amerika".

Romero war vor 35 Jahren erschossen worden, als er gerade die Messe feierte. Er hatte sich für die Belange der Armen eingesetzt und damit die reichen Eliten und das Militär gegen sich aufgebracht. Als Auftraggeber der Bluttat stehen Militärs im Verdacht, die Hintergründe wurden jedoch nie ganz aufgeklärt. Das Attentat gilt als Auslöser des salvadorianischen Bürgerkriegs zwischen staatlichen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen, in dem bis 1992 rund 75.000 Menschen getötet wurden.

"El Salvador ist voller Freude"

"El Salvador ist voller Freude", sagt Weihbischof Georgio Rosa Chávez, der vor 25 Jahren den Prozess der Seligsprechung angeschoben hatte. Das Verfahren wurde aber mehrfach unterbrochen, weil der Erzbischof als Vertreter der sozialkritischen Befreiungstheologie gilt. Im Vatikan wurde Romero vorgeworfen, von der politischen Linken vereinnahmt worden zu sein. Der aus Argentinien stammende Papst Franziskus, der den Ermordeten hoch verehrt, setzte das Verfahren unmittelbar nach seiner Ernennung zum Kirchenoberhaupt 2013 wieder in Gang.

US-Präsident Barack Obama würdigte Romero in einem Grußschreiben als "mutigen und ehrlichen Menschen". Er habe die Fähigkeit besessen, Massen zu begeistern, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren sowie stets für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.

se/gmf (dpa, epd, kna)