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Eon und RWE im Sog der Energiewende

Klaus Ulrich14. August 2012

Nach Energiewende und Atomausstieg im letzten Jahr hatten sich die Aussichten für Eon und RWE verdüstert. Mittlerweile scheint das Schlimmste überstanden, aber eine Menge Arbeit bleibt.

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Erdgasspeicher von E.ON (Foto: dpa)
Deutschland Kraftwerk Industriestandort mit AbgasenBild: picture-alliance/dpa

In den Kampf der großen deutschen Versorger gegen die Folgen der Energiewende und dem damit verbundenen Ausstieg aus der Kernenergie kommt wieder Bewegung. Die Konzernspitzen vom Branchenprimus Eon und vom Verfolger RWE haben längst eingesehen, dass erneuerbare Energien wichtiger sind als fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas. Bei beiden Konzernen stehen gewaltige Veränderungen ins Haus.

Unterschiedlich ist allerdings das Tempo, mit dem sie umgesetzt werden. Das spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen für das zweite Quartal wider, die die Versorger jetzt vorgelegt haben.

Eon-Chef Johannes Teyssen (Foto: dapd)
Efolgreicher Kurswechsel: Eon-Chef Johannes TeyssenBild: dapd

Unterschiedliches Tempo

Das größere Überraschungsmoment hat dabei Eon auf seiner Seite. Vor allem wegen eines verbesserten Gasgeschäfts verdreifachte der Versorger im ersten Halbjahr seinen Gewinn auf 3,1 Milliarden Euro. "Wir haben die Talsohle des letzten Jahres hinter uns gelassen und bei der Umsetzung unserer Strategie sichtbare Fortschritte erreicht", sagte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen am Montag (13.08.2012).

"Aufgrund des Erfolges der Rückverhandlungen von Eon mit dem russischen Gaslieferanten Gazprom hat sich die Situation für Eon gebessert", analysiert Manuel Frondel, Energieexperte vom Rheinisch-Westfälischem Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen die Situation im Gespräch mit der DW.

Hausgemachte Probleme

Während in der Öffentlichkeit 2011 vor allem der Atomausstieg nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima ein großes Thema war, machten Eon hausgemachte Probleme mindestens genauso zu schaffen. Die Tochter Ruhrgas musste in langfristigen Verträgen hohe Preise bezahlen, obwohl diese am tagesaktuellen Spotmarkt wegen neuer Gasvorkommen inzwischen drastisch gefallen waren.

"Diese langfristigen Gaslieferverträge laufen über Jahrzehnte", erklärt RWI-Experte Frondel, "dabei sind die Liefermengen festgelegt und die Preise abhängig von den Ölpreisen." Da sich aber die Erdgaspreise im Tagesgeschäft in letzter Zeit sehr stark von den Ölpreisen nach unten abgekoppelt haben, hätten Eon aber auch RWE auf Grund dieser langfristigen Gaslieferverträge mit Gazprom sehr hohe Gasbezugspreise zu zahlen. "Aber bei ihren Kunden konnten sie nur geringere Preise erzielen", so Frondel.

Gazprom-Logo (Foto: dpa)
Wichtiger Zulieferer: GazpromBild: picture-alliance/dpa

Neue Verträge

Den Durchbruch schaffte Konzernchef Teyssen erst kürzlich durch die Einigung mit der norwegischen Statoil, der niederländischen GasTerra und dem russischen Großlieferanten Gazprom.

Bei RWE dagegen steht die Einigung mit der russischen Gazprom noch aus. Allerdings berichtete Vorstandschef Peter Terium bei der Vorlage seiner aktuellen Quartalszahlen am Dienstag (14.08.2012), dass der Versorger mit dem norwegischen Statoil -Konzern eine Vereinbarung erzielt habe.

Rigides Sparen

Trotz der noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen mit Gazprom kehrt auch RWE nach den Einbußen durch die Atomwende nun zu alter Stärke zurück – allerdings langsamer als Konkurrent Eon.

RWE-Vorstandschef Peter Terium treibt nun das Sparprogramm voran und will zusätzlich rund 2.400 der 72.000 Arbeitsplätze streichen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte RWE angekündigt, rund 8.000 Jobs abzubauen.

Auch Eon zieht einen rigiden Sparkurs durch, dem bis zu 11.000 von insgesamt 80.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Überfälliger Stellenabbau

Begründet hatten beide Konzerne den Jobabbau mit den Verlusten, die ihnen durch den politisch aufgezwungenen Atomausstieg im Zuge der Energiewende entstanden sind. Dazu merkt RWI-Experte Manuel Frondel allerdings an, die Energiewende sei nur ein willkommener Anlass gewesen, nun endlich an den Stellenabbau heran zu gehen. "Der war eigentlich seit Jahren überfällig. Man hat ihn aber aufgrund der hohen Gewinne, die man mit der Kernenergie und mit den Atomkraftwerken erzielen konnte, eben nicht früher vollzogen", so Frondel.

Solarbranche im Aufruhr

Nach dem beschlossenen Atomausstieg im vergangenen Jahr hatte es übrigens zunächst so ausgesehen, dass die großen etablierten Energiekonzerne die Verlierer der Energiewende sein würden und noch vergleichsweise jungen Solarfirmen wie Phönix aus der Asche aufsteigen könnten.

Das Gegenteil scheint heute der Fall: Nach millionenschwere Investitionen in den Kapazitätsausbau sind die Solaruntenehmen hochverschuldet und können dem internationalen Preiskampf nicht standhalten. Rote Zahlen und Pleiten sind an der Tagesordnung. Die großen Versorger Eon und RWE scheinen dagegen langsam wieder auf dem richtigen Weg zu sein – und investieren ihrerseits nun in erneuerbare Energien.