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Neue UN-Vorgaben für Entwicklung

Helle Jeppesen5. August 2012

Das Projekt Millenniumsziele ist noch gar nicht zu Ende, da gehen die Vereinten Nationen den nächsten Schritt und fordern nachhaltige Entwicklungsziele. Mit im Beraterteam: Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler.

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Ban Ki Moon bei der Konferenz Rio+20 im Juni 2012 (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS

Die Liste der Mitglieder liest sich wie ein internationales Who is Who der Spitzenpolitiker. Als UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Ernennung zum neuen Panel zur globalen Entwicklungspolitik bekannt gab, wurde klar wie hoch das Thema nachhaltige Entwicklung auch auf internationaler Ebene eingeschätzt wird. Das neue Gremium soll die Weichen für die internationale Entwicklungspolitik für die Zeit nach 2015 stellen. In dem Jahr laufen die im Jahr 2000 beschlossenen Millenniumsentwicklungsziele aus.

Horst Köhler (Foto: AP)
Auch Horst Köhler - Bundespräsident a.D. ist in dem GremiumBild: AP

Ein Dreier-Team - bestehend aus dem britischen Premierminister David Cameron, dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Youdhoyono und der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf - wird die neue Arbeitsgruppe leiten. Unter den 23 übrigen Mitgliedern sind auch Königin Rania von Jordanien und der ehemalige japanische Regierungschef Naoto Kan. Auch der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler ist berufen worden - nicht zuletzt auf Grund seines langjährigen Engagements für Afrika und seinen Erfahrungen als ehemaliger Chef des Internationalen Währungsfonds, IWF.

Im Auftrag von Rio

Auf dem UN-Gipfel Rio+20 im Juni 2012 einigten sich die UN-Mitglieder darauf, bereits vor Ablauf der Millenniumsziele 2015 die Visionen für die weitere globale Entwicklungszusammenarbeit aufzustellen. Genau das soll die neue Arbeitsgruppe tun – und dabei, wie UN-Generalsekretär Ban betonte, "wagemutige" neue Ziele vorschlagen.

Die neuen Richtlinien sollen dann die acht Millenniumsentwicklungsziele ersetzen. Einige von ihnen, wie die Halbierung der weltweiten Armut, werden dann zwar erreicht sein. Zum Teil gehen die Ziele angesichts der heutigen Erkenntnisse allerdings auch nicht weit genug. János Pásztor ist Berater von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Klimafragen und beschäftigt sich seit über 25 Jahren auch mit internationaler Entwicklungspolitik. Die Frage nach Nachhaltigkeit habe sich schon lange abgezeichnet, betont er in einem Interview mit der Deutschen Welle.

Internationaler Handlungszwang

"Wir wissen heute viel mehr über diese Probleme als früher. Wir kennen die Zusammenhänge", sagt der ungarische Experte, der bereits in den 80-er Jahren in der Brundtland-Kommission mitgearbeitet hat. Damals sei ein Thema wie Klimawandel ein Problem gewesen, das in weiter Ferne lag. "Heute wissen wir, wie der Klimawandel funktioniert. Wir kennen die Auswirkungen und wir wissen was passieren wird, wenn wir nicht handeln. Wir wissen sogar was es kostet, wenn wir nicht handeln."

Forum Globale Fragen am 16. Mai 2012 in Berlin im Auswärtigen Amt (Vorbereitung zu Rio+20): Janos Pasztor, Vorsitzender der UN-Arbeitsgruppe für globale Nachhaltigkeit; Copyright: Auswärtiges Amt/ Jürgen Gebhardt***ACHTUNG: Das Bild darf ausschließlich im Rahmen einer Berichterstattung (über Forum Globale Fragen am 16. Mai 2012 in Berlin im Auswärtigen Amt) genutzt werden***
Fordert mehr Verantwortung von der Politik: Klima Experte János PásztorBild: Auswärtiges Amt/ Jürgen Gebhardt

Pásztor hatte den Vorsitz einer internationalen Arbeitsgruppe, die vorab zur Rio-Konferenz einen Katalog mit Forderungen zur nachhaltigen, globalen Entwicklung veröffentlichte. Ein Umdenken auf internationaler Ebene sei überfällig, betont er. Denn Entwicklung hatte nicht nur etwas mit kurzfristigem Wirtschaftswachstum zu tun. Man müsse auch an die soziale Folgen für kommende Generationen und die Umwelt denken, stellt er fest und gibt ein aktuelles Beispiel: "Schauen Sie sich zum Beispiel die Ereignisse in Griechenland an und die sozialen Folgen der Finanzkrise. All das muss berücksichtigt werden und ich glaube, diese Erkenntnis setzt sich langsam durch."

"Wir sind alle Entwicklungsländer"

Der Begriff Nachhaltigkeit umfasst viel mehr als nur Umwelt-Aspekte. Auch soziale und wirtschaftliche Faktoren gehören zum Begriff Nachhaltigkeit, mahnt auch Mohan Munasinghe, Leiter des Munasinghe Institut für nachhaltige Entwicklung in Sri Lanka und Professor für nachhaltige Entwicklung an der Universität Manchester. "Die jetzige Wirtschaftskrise zeigt doch, dass auch die so genannten reichen Länder sehr unnachhaltig sind – nicht nur wirtschaftlich, aber auch in Sachen Umwelt und Soziales."

Deshalb sei eine nachhaltige Entwicklung nicht nur ein Problem der armen Länder oder der Schwellenländer. "In diesem Sinne sind wir alle Entwicklungsländer", so der ehemalige Weltbankberater in einem Interview mit der Deutschen Welle.

Solaranlage und Windrad auf grüner Wiese (Foto: VRD - Fotolia)
Nicht nur die Umwelt soll nachhaltiger werdenBild: VRD - Fotolia

Neuer Kenntnisstand - neues Gremium

Aus dieser Erkenntnis heraus hat der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nun im Auftrag der Mitgliedsstaaten die neue, hochrangige Arbeitsgruppe einberufen. Erstes Arbeitstreffen der Polit-Prominenz wird Ende September am Rande der jährlichen UN-Vollversammlung in New York stattfinden. Bis Mitte 2013 soll ein erster Bericht vorliegen, der die Nachfolgestrategie der Millenniumsentwicklungsziele aufzeigen wird.

Für János Pásztor ist das das richtige Signal. Er sehe zwar viele Anzeichen in Wirtschaft und Gesellschaft dafür, dass sich die Idee der Nachhaltigkeit durchsetze. Doch nachhaltige Entwicklung sei ein politisches Projekt, das von der politischen Führung aufgegriffen werden müsse.

Mit drei Regierungs- und Staatschefs im Vorstand und 23 namhaften internationalen Politikern in der neuen Arbeitsgruppe ist das neue UN-Gremium bereits hochrangig besetzt. Nun müssen die Mitglieder nur noch den Mut und die Kreativität zeigen, die UN-Generalsekretär Ban Ki Moon von ihnen fordert.