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Engel leuchten wirklich

31. Januar 2015

Dr. Uwe Wolff, Buchautor und Lehrer hat sie erlebt, die leuchtenden Engel. Mit dem Engelforscher sprach Antje Borchers von der evangelischen Kirche.

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Bildergalerie Weihnachtsland Erzgebirge
Bild: picture-alliance/dpa/Bernd März

Autorin:

Wenn in der Bibel von sehr hellem, strahlendem Licht die Rede ist, dann ist meistens Gott im Spiel. Und oft auch seine Engel. Zum Beispiel bei Jesu Geburt: Als da in der dunklen Nacht die Hirten auf dem Feld waren, umstrahlte sie plötzlich ein Leuchten vom Himmel. Und die Engel jubelten: Ein Menschensohn ist euch geboren, „Gott wird euch retten“, heißt das Kind. Schade, denke ich manchmal, schade, dass wir heutzutage keine leuchtenden Engel mehr erleben. Dieses strahlende Licht – herrlich, aber das gab’s wohl nur zu biblischen Zeiten. Und: Wahrscheinlich ist das mit dem Licht sowieso nur symbolisch gemeint. Ganz im Gegenteil, sagt der Engelforscher Dr. Uwe Wolff, Buchautor und Lehrer. Auch er hat sie erlebt, die leuchtenden Engel. Auf einer Forschungsreise in die Russische Arktis:

Uwe Wolff:

„Wir waren auf Franz-Josef-Land gewesen, das war eine Reise mit dem Hubschrauber, zwölf Stunden über das Eis und ich dachte: Du kommst hier nie wieder lebend raus! Es ist einfach schrecklich. Und hättste bloß nicht diese grauenhafte Reise unternommen!“

Autorin:

Der Religionslehrer empfand diese Reise wie eine Reise zurück, zurück in die dunklen Anfangszeiten der Schöpfung, in die Zeit, als die Erde nur aus Wasser und Eis bestand. Auf Franz-Josef-Land erlebte er diese Zeit selbst: nur nackter Fels, kein Leben möglich, keine Pflanzen. Erst recht keine Menschen. Und Uwe Wolff fühlte sich dort in der Arktis vom Tod bedroht, er hatte große Angst.

Uwe Wolff:

„Inmitten meiner Angst sah ich plötzlich drei große Lichtgestalten, drei Engel am Horizont stehen. Und plötzlich kehrte eine ganz große Ruhe in meine Seele. Und ich sagte: Es ist eigentlich völlig egal, ob du hier lebend rauskommst aus dem Eis der Arktis oder ob du jetzt hier untergehst, du bist geborgen und dir kann nichts passieren. Das war ein ganz großes Gefühl innerer Geborgenheit, was ich hatte. Und was mir dann auch half, diese Reise zu überstehen.“

Autorin:

Die Boten Gottes, die Engel, hatten Uwe Wolff gezeigt „Du bist auch hier nicht gottverlassen“. Wie gut, denke ich, wie gut, dass doch auch heute Gott seine Engel schickt und Menschen tröstet, ermutigt, stärkt. Und das Licht der Boten, so sagt Uwe Wolff, war eindeutig nicht symbolisch, das Licht leuchtete tatsächlich in der trüben Dunkelheit der Arktis. Aber Uwe Wolff sagt trotzdem: Von Engeln zu sprechen, heißt auch, sich vertraut zu machen mit der Welt der Symbolik. So wie es die Künstler im Laufe der Zeit gemacht haben:

Uwe Wolff:

„Das beginnt bei den Flügeln, Engel haben natürlich keine Flügel. Denn ‚schnell wie der Gedanke fliegen sie‘, sagt die heilige Hildegard von Bingen. Aber die Flügel hat man ihnen dennoch angemalt oder an den Körper gesetzt: weil Engel uns beflügeln. Oder wenn sie einen Heiligenschein haben, dann nicht deshalb, weil sie so eine Leuchtdiode oben auf dem Kopfe haben, sondern: weil sie uns Erleuchtung schenken.“

Autorin:

Angeregt durch seine eigene Engelerfahrung erforscht Uwe Wolff seit mehr als zwanzig Jahren die Engel und die Erfahrungen von Menschen mit Engeln. Die Engel in der Weihnachtsgeschichte liebt er besonders. Denn Weihnachten und die Engel dort stehen für ein Geheimnis, sagt Uwe Wolff: Weihnachten, das ist die dunkle Nacht unseres Lebens. Und diese dunkle Nacht geht ja nicht weg, die begleitet uns, solange wir leben. Das erlebt jeder von uns: Die Nacht gehört mit zu dieser Welt. Aber in der dunklen Nacht erscheint das Licht der Engel.

Damals, bei Jesu Geburt, erschienen die Engel den Hirten, mitten in deren Arbeitsalltag. Denn damals war die „Weih-Nacht“ ja noch nicht das hochheilige Familienfest, „Weih-Nacht“ war einfach eine Nacht wie jede andere. Und Menschen aus der Nachtschicht haben die himmlischen Nachrichten erfahren, die Arbeiter, nicht die Könige, Menschen wie Sie und ich. Und das ist ganz typisch für die Engel: Sie kommen nicht auf die großen Plätze der Stadt oder zu den besonderen Menschen. Sie kommen dorthin, wo die normalen Menschen ihren Alltag leben. Die Engel Gottes kommen in die Alltagsnächte, zu den Alltagsmenschen. Und bringen denen gute Nachrichten: Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. – Gott kommt auch heute, kommt auch uns heute nahe, gerade dann, wenn es dunkel ist. Er bringt Licht in die Dunkelheit, nimmt Angst, schenkt Geborgenheit.

Lassen Sie sich vom Licht umfangen! Und wenn Sie ein richtig helles Licht sehen, passen Sie auf: Vielleicht ist es Ihr Engel, der für Sie eine gute Nachricht hat.

Borchers
Antje Borchers, LemgoBild: DW

Zur Autorin: Antje Borchers ist Diplom-Medienwirtin und Journalistin. Sie betreibt eine Agentur für Kommunikation, Medienarbeit und Pressearbeit. Vorher hat sie viele Jahre als Chefredakteurin einer christlichen Jugendzeitschrift gearbeitet. Seitdem macht sie auch Radio, zum Beispiel Morgenandachten. Vorher war sie in Idstein/Taunus und hat dort als Gemeindediakonin die Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde geleitet. Sie wohnt mit ihrem Mann in Lemgo/Lippe.

Verantwortlicher Redakteur: Pfarrer Christian Engels