1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Musik und Kunst beim Africa Festival

Aude Gensbittel7. Juni 2015

Sie sind jung und talentiert: Das Africa Festival in Würzburg setzt auf den weiblichen Nachwuchs. Die Musikerinnen mixen Stile ihrer Heimatländer mit westlichen Traditionen. Drei Frauen, die es sich lohnt zu kennen.

https://p.dw.com/p/1Fcvw
Africa Festival Würzburg 2013
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

"Oft sagt man, dass Frauen die ganze Welt tragen", erzählt die Senegalesin Marema. Die junge Sängerin und preisgekrönte Gitarrespielerin aus Dakar mischt die traditionellen Rhythmen ihres Landes mit Blues, Pop und Rock. Und ist damit in ihrer Heimat ein Star. Beim Africa Festival in Würzburg, dem größten seiner Art in Europa, stand sie zum ersten Mal in Deutschland auf der Bühne. Bekannt wurde die Künstlerin durch das Lied "Femmes d'affaires" (Geschäftsfrauen), mit dem sie die arbeitenden Frauen in Senegal würdigen wollte. "Bei einem Besuch auf dem Fischmarkt habe ich einmal eine sehr alte Dame gesehen", erinnert sich Marema. "Sie hätte zu Hause zu bleiben sollen, wo ihre Enkelkinder sich um sie gekümmert hätten, aber nein, sie hat gearbeitet, um für sich selbst und ihre Familie zu sorgen." Auch Frauen, die den ganzen Tag auf viel befahrenen gefährlichen Straßen Waren verkaufen, bewundert die Musikerin. Ihnen hat dieses Lied eine Stimme verliehen.

Ein Zeichen für Gleichberechtigung

Dass Afrika viele starke Musikerinnen hat, wollten die Organisatoren in der 27. Ausgabe des Africa Festivals unter Beweis stellen. Was früher mal angetreten ist als "Musikalische Entwicklungshilfe für Deutschland", wie die Macher das Festival anfangs bezeichneten, ist zu einem wichtigen Forum für afrikanische Kultur geworden. In diesem Jahr soll ganz nebenbei auch noch ein Zeichen für die Gleichberechtigung der Frauen gesetzt werden. Bei dem viertägigen Festival, das alljährlich in Würzburg stattfindet, kann das Publikum Musikströmungen aus allen Ecken des Kontinents entdecken, von Marokko über Südafrika bis zu den Kap Verden oder Äthiopien. Am Samstag war das Musikprogramm sogar komplett von Frauen besetzt. Unter ihnen war auch die junge Sängerin Shishani aus Namibia. Die Tochter eines belgischen Vaters und einer namibischen Mutter wurde in Windhuk geboren, wuchs aber in den Niederlanden auf, bevor sie 2011 in ihr Heimatland zurückging und eine Solo-Karriere startete. "Urbanen Afro-Folk" nennt sie ihren Stil, in dem sowohl traditionelle Instrumente aus Simbabwe (das Daumenklavier Mbira) und Westafrika (die Stegharfe Kora) als auch orientalische und kubanische Klänge ihren Platz finden. Auch ihre Texte spiegeln die Lebenserfahrung der Sängerin wieder, wie zum Beispiel das Lied "Minority" (Minderheit), das alle Formen von Diskriminierungen anprangert, sei es auf Grund von Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung.

Die Sängerin Marema aus dem Senegal
Marema will eine Musik machen, in der sich jeder wiederfinden kannBild: DW/A. Gensbittel

Das Africa Festival bietet einen Überblick über neue Musikstile

Die Künstlerin habe gesehen, wie ihre Mutter in den Niederlanden als Afrikanerin diskriminiert und nicht ernst genommen wurde. Sie selbst will als Lesbe gegen Vorurteile kämpfen. "Schwul oder lesbisch zu sein, wird in vielen Kulturen einfach nicht akzeptiert", sagt Shishani. "Leute werden verstoßen, verfolgt und sogar ermordet." Mit Liedern könne man die Welt vielleicht nicht verändern, aber vielleicht darauf einwirken, wie Menschen reden oder denken.

Die Sängerin Shishani aus Namibia
In ihren Liedern spricht Shishani aus Namibia politische und soziale Themen anBild: DW/A. Gensbittel

Neben den Newcomerinnen waren in Würzburg auch etablierte Musikerinnen auf der Bühne zu sehen, wie die äthiopische Sängerin Minyeshu, die schon 2004 und 2009 beim Africa Festival auftrat. Ihre Inspiration findet sie in den verschiedenen Musikrichtungen Äthiopiens, die sie mit Pop, Blues und Jazz verbindet, um mit einem sehr individuellen Stil ein breites Publikum anzusprechen.

Botschafterin Äthiopiens: Minyeshu

Besonders wichtig ist es ihr, in ihrer Muttersprache Amharisch zu singen: "Amharisch ist mein Markenzeichen, meine Identität. Es ist einfacher auf English zu singen, aber das tun schon genug andere Musiker." Minyeshu, die seit vielen Jahren in Europa lebt, sieht sich als kulturelle Botschafterin Äthiopiens und will die positiven Seiten und die kulturelle Vielfalt ihres Landes zeigen. Auch wenn sie heute als professionelle Tänzerin und Sängerin international erfolgreich ist, kann sie sich an die Anfangsjahre gut erinnern: "Als ich vor 19 Jahren hier anfing Musik zu machen, war der Start nicht einfach." Lange habe es gedauert, bevor sie von ihrer Musik leben konnte. "Nur wer sein Ziel nicht aus den Augen verliert, kann es auch erreichen." Ein Ratschlag, den sie ihren jüngeren Kolleginnen mit auf den Weg gibt.

Die Sängerin Minyeshu aus Äthiopien
Minyeshu aus Äthiopien hat ihren Weg gemachtBild: DW/A. Gensbittel