1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

El Salvadors Richtungswahl

Claudia Herrera Pahl9. März 2014

In El Salvador gibt es am Sonntag eine Stichwahl um die Präsidentschaft. Die nächste Regierung wird daran gemessen werden, wie sie die Gewalt der Jugendbanden bekämpft und die wirtschaftlichen Probleme angeht.

https://p.dw.com/p/1BM1E
El Salvador: Salvador Sánchez Cerén und Norman Quijano (Foto: DW)
Bild: picture alliance/Photoshot/Getty images/AFP

Rund fünf Millionen Wähler können sich am Sonntag (09.03.2014) in El Salvador die Frage stellen: Wollen sie weiter den sozialdemokratischen Regierungskurs der amtierenden "Nationalen Befreiungsfront Frabundo Martí" (FMLN) mitgehen, oder soll die konservative Arena-Partei fünf Jahre nach ihrer Abwahl wieder eine Chance erhalten? Kleinere und neu gegründete Parteien haben es in der ersten Runde nicht in die Stichwahl geschafft. Vorn liegt nach dem ersten Wahlgang die amtierende FMLN.

"Dieses Szenarium hätte man vor wenigen Jahren noch für unmöglich gehalten", meint die Politikwissenschaftlerin Elena Martínez Barahona von der Universität Salamanca. Arena hatte in den vergangenen Jahrzehnten ununterbrochen gesiegt. Doch diesmal werden die Wahllisten von einem ehemaligen Guerillakämpfer angeführt, nicht von einem Outsider wie bei vielen Wahlen zuvor. "Vermutlich wird er auch gewinnen, was zeigt, wie viel sich in El Salvador verändert hat", meint Martínez Barahona. Laut Prognosen hat die FMLN mit ihrem Kandidaten Salvador Sánchez Cerén zehn Punkte Vorsprung vor dessen Herausforderer Norman Quijano von der Arena.

Salvador Sanchez Ceren von der FMLN (Foto: afp)
Salvador Sanchez Ceren von der FMLN setzt auf Sozialprogramme gegen GewaltBild: AFP/Getty Images

Sozialprogramme und Prävention

Die "Befreiungsfront" FMLN ist seit 2009 an der Macht. Vor allem ihr Sozialprogramm gegen Gewalt sorgte für Aufsehen, auch wenn es nicht als großer Erfolg gilt. Politikwissenschaftlerin Martínez Barahona glaubt nicht, dass die FMLN bei den Wählern punktet, weil die Partei in der Vergangenheit alles richtig gemacht habe. Vielmehr würde die konservative Opposition keine wirkliche Alternative darstellen.

Andererseits hätten die Präventionsmaßnahmen gegen das schwere Gewaltproblem, unter dem El Salvador leidet, die Bevölkerung mehr überzeugt als die Arena-Programme der harten Hand. Die Konservativen bekämpften die Gewalt während ihrer Regierungszeit mit noch mehr Gewalt, erklärt die Politologin, die verschiedene Forschungen zum Thema im Land durchgeführt hat.

Norman Quijano ( Foto: dpa)
Der konservative Herausforderer Norman Quijano liegt in Umfragen zurückBild: picture-alliance/dpa

Die Zahlen sind erschreckend: In den vergangenen Wochen hat eine neue Welle der Gewalt das Land erfasst. Die Zahl der täglich verübten Morde stieg von etwa fünf im vergangenen Jahr auf rund zehn an.

"Das Gewaltproblem in El Salvador ist sehr kompliziert. Denn im Gegensatz zu Mexiko mit dem Dorgenhandel oder der Guerilla in Kolumbien hat es seinen Ursprung in den Jugendbanden, den sogenannten Maras, ähnlich wie in Honduras", erläutert Martínez Barahona. Er ist überzeugt, dass die sozialen Probleme im Land dazu führen, dass noch mehr Jugendliche aus Mangel an Alternativen den Maras beitreten. Die Gangs ersetzten oft nicht nur die Familie, sondern auch den Staat.

El Salvador Gangs Entwaffnung 27.05.2013 (Foto: epa)
Bei Entwaffnungs-Aktionen werden ab und an einige hundert Waffen abgegebenBild: picture-alliance/dpa

Ausstehende Probleme

Die soziale Ausgrenzung in den Griff zu bekommen ist nur eine der Herausforderungen, denen sich die nächste Regierung stellen muss. Sie erbt auch ein großes wirtschaftliches Problem: 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängt von Geldüberweisungen aus dem Ausland ab. "Die großen Vermögen dagegen sind unantastbar", sagt Martínez Barahona. Eigentlich müsse die neue Regierung auch noch eine Steuerreform und eine bessere Umverteilung des Reichtums angehen. Hierbei erwarte man sich vor allem etwas von der linksgerichteten FMLN.

Die Expertin der Universität Salamanca glaubt, dass der mögliche Gewinner der Wahlen, Salvador Sánchez Cerén von der FMLN, schnell handeln muss. Er sei sich der Herausforderungen durchaus bewusst, denn die FMLN werde keine dritte Chance bekommen, sollte sie es nicht schaffen, ein Zeichen zu setzen.