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Eislaufen auf einem UNESCO-Welterbe

Katrin Schlusen4. Januar 2013

Schlittschuhlaufen gehört zum Winter wie das Eis essen im Sommer. Orte wie Eishallen sind Schnee von gestern. In ist es, Pirouetten an ungewöhnlichen Orten zu drehen, zum Beispiel dort, wo früher die Kohle glühte.

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Zollverein EisbahnBild: Matthias Duschner/Zollverein

Nein, makellos ist das Eis nicht. Auf der weißen Oberfläche liegt eine dünne Wasserschicht. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu den letzten Tagen, erklärt Uwe Loch, der sich für die Stiftung Zollverein um den touristischen Ausbau der ehemals größten Steinkohlenzeche der Welt in Essen kümmert. Von 1961 bis 1993 leisteten hier hunderte "Kumpels" unter Tage Schwerstarbeit. Derzeit drehen dort Eisläufer ihre Pirouetten - auf einer der längsten Eisbahnen Europas unter freiem Himmel. "Die Wasserschicht steht manchmal bis zu 20 cm hoch", so Loch. "Aber die Leute waren trotzdem immer da."

Einst einer der heißesten Orte Deutschlands

Die Eislaufbahn ist seit zwölf Jahren immer im Winter in Betrieb. Die ehemalige Zeche und Kokerei Zollverein ist eine Ikone der Industriekultur mitten im Ruhrgebiet. Seit 2002 zählt die Zeche zum UNESCO-Welterbe, wie der Kölner Dom oder das Taj Mahal in Indien. Früher wurde auf Zollverein Steinkohle abgebaut. In der Kokerei wurden bei Temperaturen von über 1000 Grad tonnenweise Koks hergestellt – jetzt steht hier eine Eislaufbahn.

Aus dem Funkgerät von Uwe Loch ist ein Knistern zu hören und eine Stimme kündigt an: "Die Eismaschine ist bereit." Die kommt alle zwei Stunden zum Einsatz und glättet die durch die vielen Schlittschuhläufer beschädigte Eisfläche. Unter dem Eis, erklärt Loch, sind Kühlschläuche verlegt. Die arbeiten bis plus zwölf Grad. In diesem Winter liegen die Temperaturen oft darüber, aber bislang konnte die Bahn immer geöffnet bleiben.

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Nach Einbruch der Dunkelheit erstrahlt die Lichtinstallation von Jonathan Speirs und Mark MajorBild: Frank Vinken/Zollverein

Die lockt viele Besucher an. Michael Banneyer und seine Familie sind extra die fast 70 Kilometer aus der Kleinstadt Coesfeld angereist. Banneyer deutet auf die Eisbahn, die bis auf die Eismaschine gerade völlig leer ist: "Eislaufen ist romantisch behaftet."

Eiszeit ohne Minus-Temperaturen

Ob auf der Zeche in Essen, dem Potsdamer Platz in Berlin mit Blick auf das Sony-Center, in einem Hamburger Park oder in der Innenstadt des fränkischen Städtchens Erlangen – an vielen Orten in Deutschland sind in diesem Winter sogenannte mobile Eisbahnen aufgebaut worden. Ein Geschäftsmodell, das für die Freizeitindustrie interessant ist. So hat zum Beispiel auch das "Playa Cologne" in Köln erstmals eine Eislaufbahn aufgebaut. "Jeder, der in seiner Kindheit mal Schlittschuhgelaufen ist, liebt es", ist Organisator Olivér Szabó überzeugt. Im Sommer ist das Playa ein Beachvolleyball-Treffpunkt mit Strandbar, jetzt sollen die Gäste auch im Winter kommen. "Die Seen frieren nicht mehr zu – Eislaufen bleibt etwas Besonderes", so Szabó. Im Gegensatz zum süddeutschen Raum sind lange Winter in dieser Region ohnehin die Ausnahme.

Bilder vom UNESCO-Welterbe Zollverein. Zugeliefert am 1.6.2012 durch Frederieke Müller von: Stiftung Zollverein; Halle 6, Schacht XII [A6]; Gelsenkirchener Straße 181; 45309 Essen; Fon +49 201 246 81-123; Fax +49 201 246 81-133; sandra.klama@zollverein.de; www.zollverein.de. *****Wir stellen Ihnen die Daten kostenfrei für die redaktionelle Nutzung zur Verfügung. Bitte lassen Sie uns bei Nutzung den Link bzw. ein pdf zukommen.***** Copyright: Thomas Willemsen / Stiftung Zollverein.
Weltweit bekannt: der Förderturm von ZollvereinBild: Thomas Willemsen/Stiftung Zollverein

15.000 Schlittschuhläufer pro Saison

Titel: Eislaufen Schalgworte: Schlittschuhe, Schlittschuhlaufen, Eislaufen, Köln, Bildrechte: Olivér Szabó Aufnahme: Dezember 2012 Aufnahmeort: Playa Cologne, Köln Bildbeschreibung: Eislaufbahn der Playa Cologne in Köln (Anbei Original-Mail falls für die Akten benötigt)
Kunsteis im Playa CologneBild: Olivér Szabó

Die Schlittschuhbahn in Essen ist von der Eismaschine geglättet worden und wird wieder freigegeben. Die ersten Läufer stürmen das Eis. An dem Ausleih-Häuschen hat sich eine lange Schlange gebildet. 400 Paar Schuhe mit Kufen stehen hier bereit – oft sind alle ausgeliehen. Nur die wenigsten Gäste bringen ihre eigenen Schuhe mit – in dieser Region lohnt es sich selten, eigene Schuhe zu besitzen.

Heike und Martin Pfeifer aus Essen haben erst einmal genug für heute. Sie stehen auch in der Schlange an, wollen ihre Schuhe jedoch zurückgeben. "Jedes Jahr stelle ich fest, dass ich das Laufen wieder verlernt habe", sagt Martin Pfeifer schmunzelnd.