Eiseskälte im syrischen Kriegswinter
Der Wintereinbruch im Nahen Osten hat die Kämpfe in Syrien etwas abflauen lassen. Nun leiden die Menschen jedoch unter Schnee, Wind und Kälte. Es ist ihr vierter Winter im Krieg.
Schnee statt Bomben
Dieses Kind muss sich durch Schnee und Wind in einem Flüchtlingslager bei Idlib im Norden des Landes vorwärts kämpfen. Nach Angaben der privaten syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben am Sonntag (11.01.2015) sieben Menschen an den Folgen der Kälte. Am selben Tag sei im ganzen Land kein Zivilist durch Beschuss oder Bombardement gestorben.
Winter in Ruinen
Es ist demnach erst der zweite Tag seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011, an dem keine getöteten Zivilisten zu vermelden sind. Das schlechte Wetter verhindere Kämpfe. Wegen der starken Zerstörung, wie etwa hier in Aleppo, sind viele Menschen dem Winter jedoch schutzlos ausgeliefert. Auch die Kältetoten sind damit eine Folge des Krieges.
Eingeschneit und abgeschnitten
In der syrischen Hauptstadt Damaskus lagen die Temperaturen vergangene Woche im Schnitt bei vier Grad Celsius. Auch dort kamen die Kämpfe weitgehend zum Erliegen. Die von der Natur diktierte Waffenruhe hat jedoch auch hier ihre Schattenseiten: Wegen Schnee, Eis und Matsch auf den Straßen gelangen noch weniger Güter als sonst zu den Menschen.
Zu viel Schnee, zu wenig Schutz
Besonders heftig traf die Kaltfront die Bekaa-Hochebene im Nachbarland Libanon. Dort leben mehr als 400.000 syrische Flüchtlinge. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und bis zu einem halben Meter Schnee suchten die Menschen Schutz hinter dünnen Zeltwänden. Immerhin haben die Vereinten Nationen hier an viele Flüchtlinge Decken, Öfen und Baumaterial ausgegeben.
Mit Plastik durch die Kälte
Mit Planen und Holzstangen versuchten viele der Flüchtlinge, ihre Behausungen winterfest zu machen. Ein angemessener Schutz vor der Kälte sei jedoch derzeit kaum möglich, sagen Vertreter von Hilfsorganisationen. Besonders Brennstoff ist Mangelware. Wer kein Holz zum Heizen hat, sucht im Abfall nach Brennbarem. Auch Plastikflaschen oder -beutel landen deshalb im Heizofen.
Zu schwach für den Sturm
Lange nicht jede Schutzunterkunft ist dem Wetter gewachsen. Schnee und Wind rissen in vielen Lagern Zelte um. Auch Dächer aus Holz und Blech stürzten ein, wie hier in einer Flüchtlingssiedlung nahe der Stadt Marjayoun.
Kinder in Gefahr
Insbesondere Kinder leiden unter der Kälte. Bis zu minus acht Grad Celsius zeigte das Thermometer in höher gelegenen Regionen. Seit Beginn des Wintersturms "Zina" vergangene Woche sind mindestens sechs syrische Kinder erfroren. Insgesamt sind im Bürgerkrieg mehr als 200.000 Menschen getötet worden.
Spielen im Schnee
Das harte Winterwetter in der Region kann laut Vorhersagen noch einige Tage andauern. Nur für wenige Kinder im Kriegsgebiet ist der Schnee dabei das, was er für Kinder in anderen Teilen der Welt ist: eine willkommene Abwechslung. Zumindest einige unbeschwerte Momente beim Schneemann-Bau genießt dieser Junge in Aleppo.