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Eiserne Stöpsel im Deich

16. Juni 2013

Der wohl ungewöhnlichste Plan, gegen das Hochwasser vorzugehen, ist in Sachsen-Anhalt mit der Versenkung zweier Schiffe aufgegangen. Wenn auch nicht gänzlich: An diesem Sonntag soll nachgearbeitet werden.

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Rauch steigt auf nach einer Sprengung in Fischbeck: Zwei Schiffe wurden in Sachsen-Anhalt in der Elbe versenkt, um ein Loch in einem gebrochenen Deich zu stopfen. ( Foto: Thomas Butzek/dpa)
Elbe Hochwasser Fischbeck Damm Schubverband SprengungBild: picture-alliance/dpa

Gesprengte Schiffe als Stöpsel für einen gebrochenen Deich - Sachsen-Anhalt hat das einmalige Experiment gewagt und weitere Flächen zwischen Elbe und Havel vor der Überflutung bewahrt. Im Kampf gegen das Hochwasser ist am Samstagabend bei Fischbeck mit Sprengungen die gezielte Versenkung zweier Lastkähne in der Elbe geglückt. Mit den Schiffen wurde damit nach Angaben des Kommandeurs des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, eine rund 90 Meter lange Lücke im Deich auf etwa 20 Meter reduziert. "Wir werten das als echten Erfolg. Das hat noch nie jemand versucht", sagte Körbi. Das Hochwasser kann sich jetzt nicht mehr so stark wie bislang ausbreiten.

Ministerpräsident Reiner Haseloff sagte nach der Versenkung der Schiffe: "Es war eine extrem schwierige und gewagte Aktion. Aber wir mussten handeln und das Menschenmögliche versuchen, um die Wassermassen aufzuhalten.

Weiterer Kahn soll Lücke komplett schließen

Die sogenannten Schuten - Lastkähne ohne eigenen Antrieb - wurden per Sprengung auf den Grund des Flusses gesetzt. Bei einem Kahn gelang es komplett, der andere sollte besonders schnell mit der Hilfe von neun Hubschraubern mit großen Sandpaketen gefüllt werden. Im Minutentakt flogen die Hubschrauber bis in die Nacht. Die Schiffe konnten nicht vollständig die Lücke im Damm schließen - die verbliebene Öffnung von rund 20 Metern Länge soll noch an diesem Sonntag geschlossen werden. Dazu werde ein dritter Lastkahn vor den verbliebenen Durchfluss geschoben, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs der Landesregierung. Zusätzlich soll die Lücke mit Schiffscontainern geschlossen werden. Die Bundeswehr warf auch riesige Sandsäcke und Betonteile von Hubschraubern aus ins Wasser.

Ein Schubverband wird an dem Dammbruch an der Elbe in Fischbeck zur Sprengung vorbereitet (Foto: Jens Wolf/dpa)
Ein Schubverband wird zur Sprengung vorbereitet.Bild: picture-alliance/dpa

Weiter südlich versuchten unterdessen Einsatzkräfte derweil eine Lücke im Deich zu vergrößern, um den Abfluss aus überfluteten Gebieten zu beschleunigen. Am Saaledeich bei Breitenhagen wurde eine zweite Sprengung vorbereitet. Gegen Mittag sollte die am Samstag mit Sprengstoff geöffnete Stelle vergrößert werden, teilte der Krisenstab weiter mit. Das Wasser könne so noch schneller aus den überschwemmten Gebieten zurück in den Fluss laufen. Die erste Sprengung sei zwar ein Erfolg gewesen, doch wegen des sandigen Bodens habe das explosive Material nicht tief genug eindringen können.

Allgemein entspannte sich die Hochwasserlage langsam. Der Elbe-Pegelstand im brandenburgischen Wittenberge erreichte am Morgen einen Wert von 6,91 Metern. Beim historischen Höchststand vor einer Woche lag der Wert bei 7,85 Metern. Auch die Pegelstände der Flüsse in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gingen allmählich zurück.

Aufräumarbeiten

Unterdessen sind vielerorts die Aufräumarbeiten nach sinkenden Pegelständen im Gange. Entwarnung gibt es auch in Lauenburg in Schleswig-Holstein: Der Pegelstand der Elbe lag am Samstagnachmittag bei "nur noch" neun Metern und damit etwa noch vier Meter höher als normalerweise. Die Elbbrücke nach Lauenburg wurde für den Verkehr wieder freigegeben.

Die ersten von rund 300 Bewohnern konnten in die evakuierte Altstadt von Lauenburg zurückkehren. Begleitet von Statikern, Versorgungsexperten und Notfallseelsorgern inspizierten sie ihre Wohnungen und Häuser auf Schäden hin. Wer wolle, könne auch in seiner Wohnung bleiben, erklärte der Krisenstab.

sti/re/kle (dpa)