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Neue Zeitrechnung

Thomas Klein1. Juli 2013

Die Fußball-Bundesliga hat ihre 50. Saison hinter sich gelassen. Am 28. Juli 1962 wurde ihre Gründung im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen beschlossen. Heute ist die Bundesliga ein milliardenschweres Unternehmen.

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Am ersten Spieltag der neuen Fußball-Bundesliga stehen sich am 24. August 1963 im Frankfurter Waldstadion Eintracht Frankfurt und der 1. FC Kaiserlautern gegenüber. Das Spiel endete 1:1 unentschieden. Hier flankt der Frankfurter Richard Kress (2.v.l.) den Ball in den Strafraum.
50. Jubiläum der Bundesliga-GründungBild: picture-alliance/dpa

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Bis heute gebe es "keine Institution in diesem Land", die Woche für Woche so viele Menschen begeistere, schwärmt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Die Bundesliga gehört zu den profitabelsten und beliebtesten Fußball-Ligen weltweit. Jedes Wochenende verfolgen unzählige Fans die Spiele ihrer Lieblingsklubs in den Stadien, Kneipen oder vor den heimischen TV-Geräten.

Mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund standen sich in diesem Jahr sogar erstmals zwei deutsche Teams im Finale der Champions League gegenüber. Sportlich ist die Bundesliga top und auch die Zuschauerzahlen erreichten in der Vergangenheit internationales Topniveau: In der abgelaufenen Saison besuchten im Schnitt 42.612 Zuschauer ein Bundesligaspiel, das bedeutete eine Auslastung der Stadien von durchnittlich fast 93 Prozent - das ist europaweit Spitze. Dabei war diese Erfolgsgeschichte 1962 noch nicht abzusehen, denn die Gründung vor 50 Jahren war eine richtig schwere Geburt.

Rostock und Dresden kommen dazu

Am 28. Juli 1962 um 17:45 Uhr war es endlich soweit: Nach einer Marathon-Sitzung von neun Stunden beschlossen die 129 Delegierten, darunter der Präsident des 1. FC Köln, Franz Kremer, mit 103:26 Stimmen die Einführung einer landesweiten Fußball-Bundesliga mit 16 Vereinen. "Diese Entscheidung macht mich froh. Endlich haben wir sie", zitiert das DFB-Journal den damaligen Bundestrainer Sepp Herberger, der als Delegierter des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes mitstimmte. "Es war für den deutschen Fußball eines der wichtigsten Ereignisse überhaupt. Diese Männer haben damals einen Meilenstein gelegt", kommentiert der heutige DFB-Präsident Niersbach die Bundesliga-Gründung.

Hamburgs Fußball-Profi Uwe Seeler (li.) wird 1964 der erste Fußballer des Jahres und erhält den "Goldenen Ball"
Hamburgs Idol Uwe Seeler (l.) wird 1964 erster Fußballer des Jahres und erhält den "Goldenen Ball"Bild: picture-alliance/dpa

Insgesamt bewarben sich 46 Vereine um einen Startplatz im neu gegründeten Fußball-Oberhaus. Darunter war auch der Hamburger SV, der als einziges Gründungsmitglied auch heute noch in der Bundesliga spielt und noch nie abgestiegen ist. Nicht dabei waren beispielsweise Rekordmeister Bayern München und Borussia Mönchengladbach, die beide erst 1965 den Bundesliga-Aufstieg schafften. 1965 wurde die Liga auf 18 Profi-Vereine aufgestockt, 1991 nach der Wiedervereinigung kurzzeitig mit den Ost-Vereinen Hansa Rostock und Dynamo Dresden sogar auf 20 Klubs erweitert, später dann aber wieder auf 18 Mannschaften reduziert.

Netzer leitet Diskothek

Viel Geld konnten Spieler und Trainer in den Anfangsjahren der Bundesliga allerdings nicht verdienen. Die Delegierten stimmten 1962 zwar für die Gründung der Liga, aber gegen die Einführung des Profitums. Lediglich der Schaffung des Lizenzspielers wurde zugestimmt. Zudem wurde der Verdienst der Spieler auf monatlich höchstens 1200 D-Mark inklusive Prämien begrenzt. Darüber dürften die heutigen Bundesliga-Profis wohl eher schmunzeln. Bayern-Spieler und Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm verdient beispielsweise geschätzte 583.000 Euro - pro Monat. Damals mussten die Spieler also nebenbei Geld verdienen: Mönchengladbachs Star Günther Netzer leitete eine Diskothek und HSV-Idol Uwe Seeler arbeitete nebenbei beim Sportartikelhersteller Adidas, um sich zum Lebensunterhalt etwas dazu zu verdienen.

Die erste Saison startete 1963 und war noch nicht einmal eine Minute alt, als bereits das erste Tor bejubelt wurde. Der Dortmunder Timo Konietzka traf am 24. August gegen Werder Bremen bereits nach 58 Sekunden. Kurios: Von diesem Treffer existieren weder ein Foto noch eine Bewegtbildaufnahme. Deutscher Meister der Premieren-Saison wurde der 1. FC Köln um den späteren Weltmeister Wolfgang Overath, der auch das erste Bundesliga-Tor für die Kölner erzielte.

Timo Konietzka (2.v.l.) im Trikot von Borussia Dortmund erzielt das erste Tor in der Bundesliga-Historie. (Foto: dpa)
Timo Konietzka (2.v.l.) im Trikot von Borussia Dortmund erzielt das erste Tor in der Bundesliga-HistorieBild: picture-alliance/dpa

Skandale in der Bundesliga

Anfang der 1970er Jahre sorgte ein Bestechungsskandal für Aufsehen. Aufgrund von manipulierten Punktspielen schafften es die Vereine Rot-Weiß Oberhausen und Arminia Bielefeld, den Abstieg zu vermeiden. Doch die Affäre flog auf und zahlreiche Spieler, sowie einige Trainer und Funktionäre wurden gesperrt. Bielefeld und Kickers Offenbach verloren ihre Bundesliga-Lizenz und mussten absteigen. Kurze Zeit später wurden die meisten Spieler begnadigt, doch es dauert mehrere Jahre, bis das Vertrauen aller Fans zurückgewonnen werden konnte.

Eine weitere Zäsur war die Affäre Robert Hoyzer im Jahr 2005. Allerdings schadete der Fußball-Wettskandal um den ehemaligen Schiedsrichter dem Ansehen der obersten Spielklasse weit weniger als der Skandal von 1971, der die Liga in ihren Grundfesten erschütterte und vieles in Frage stellte.

1973 rückte die Liga in den Fokus von Sponsoren. Eintracht Braunschweig lief als erste Bundesliga-Mannschaft mit Trikotwerbung auf und legte so den Grundstein für die Kommerzialisierung des Fußballs.

"Der Platz ist 60 mal 100 Meter"

Die Gründung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am 18. Dezember 2000 in Frankfurt am Main gilt als weiterer Meilenstein in der Bundesliga-Historie. Die Profivereine schlossen sich im Ligaverband zusammen. Seitdem kann die DFL eigenständig über Lizenzierung und Vermarktung der Liga verhandeln und bestimmen. Im Jahr 2011 erzielten die Verantwortlichen so einen Umsatz von 1,75 Milliarden Euro.

Trotz hoher wirtschaftlicher Einkünfte ist das Geheimnis des Erfolges in der Einfachheit des Spiels zu finden, weiß auch Kult-Trainer Otto Rehhagel: "Der Platz ist 60 mal 100 Meter und hat sich nicht verändert, kein Spieler ist früher unter 10,0 Sekunden gelaufen und heute auch nicht, nur das Spiel ist mit seinem One-touch-Fußball schneller geworden."