Eine Reise in die Kunstszene der Elfenbeinküste
Die Ausstellung "Afrikanische Meister. Kunst der Elfenbeinküste" in der Bonner Kunsthalle zeigt unter anderem Masken und Skulpturen. Eine Reise zu den Ursprüngen dieser Kunst stellt Land und Leute vor.
Die Tradition lebt!
Seit Jahrhunderten sind Masken und Skulpturen aus Holz der Ausgangspunkt für die Kunst Westafrikas. Auf dem Basar der Co Cava im Quartier Treichville in Abidjan bieten lokale Händler Kunsthandwerk aus allen Regionen der Elfenbeinküste und den Nachbarländern an. Zu erschwinglichen Preisen und von hoher Qualität. Allerdings alles Neuware.
"Très, très ancien"
"Nein, nein, antik ist hier gar nichts", sagt Lorenz Homberger. Die gegenteilige Behauptung des Händlers entlarvt er binnen Millisekunden. Der Afrika-Experte des Museums Rietberg Zürich hat die Ausstellung "Afrikanische Meister" kuratiert. Sie ist noch für kurze Zeit in Bonn zu sehen und zieht dann weiter nach Amsterdam und Paris.
Eine typische Guro-Maske
Die Ethnie der Guro leben im Zentrum der Elfenbeinküste. Sie ist berühmt für ihre profanen wie sakralen Masken. Manche Masken sind so heilig, dass sie für Frauen verboten sind. Die Guro gelten als große Tänzer. Manche werden gefeiert wie Pop-Stars.
Mindestens so traditionell wie modern
Der ivorische Bildhauer Jems Robert Koko Bi führt die Tradtion der Holzbildhauerei seines Landes fort – und bricht mit ihr. In der Bonner Ausstellung "Afrikanische Meister" sind Werke Koko Bis zu sehen: Diese Skulptur ist eine von fünf überlebensgroßen Figuren des Ensembles "Diaspora" aus gebranntem Pappelholz.
Besuch bei den "illegalen Künstlern"
Koko Bi (rechts im Bild) hat viel von ihnen gelernt: Als er vor über 20 Jahren von der Kunstakademie flog, weil er sich das Arbeiten mit Holz nicht verbieten lassen wollte, ging er zur Siedlung der Holzschnitzer. Sie kommen aus dem Landesinneren, Mali oder Burkina Faso und wollen einfach nur einen Platz zum Bleiben. Für die Behörden sind sie Illegale. Für Koko Bi sind sie "illegale Künstler".
Wie ein Uhrwerk
Der eine macht den Rohschnitt, der andere arbeitet die Details aus. Die nächsten polieren den Rohling, bevor der dann bemalt wird. Über ihr arbeitsteiliges System geben die "illegalen Künstler" bereitwillig Auskunft. Nur nicht darüber, wie sie die Figuren auf alt trimmen.
Einfach schön
Diese Figur wird einmal die Replik einer traditionellen Lobi-Figur. Die Lobi sind eine Ethnie aus dem Norden der Elfenbeinküste und dem benachbarten Burkina Faso. Die Kunst der Lobi wurde erst spät bekannt und löste im Deutschland der 1970er Jahre einen regelrechten Afrika-Hype aus.
Für eine Flasche Gin
Die Wege, auf denen echte antike Kunstwerke nach Europa und Nordamerika gelangten, sind vielfältig und meist mehr als suspekt, sagt Kurator Lorenz Homberger. So mancher Händler ließ eine Kopie anfertigen, pries sie als neu, schenkte sie dem Dorf – und bekam dafür das Original. Die sind heutzutage Millionen wert.
Zeitgenössische Kunst aus Westafrika
Einen Mainstream gibt es nicht wirklich. Aber einen gemeinsamen Nenner. Tola Wéwé ist ein Künstler aus Nigeria. Sein "Elephant Danse" zeigt, wie wichtig den Künstlern die Auseinandersetzung mit ihrer Identität und ihren kulturellen Wurzeln ist.
Rückbesinnung
Ein Mensch, der seine Identität aufgibt, ist wie ein Baum ohne Wurzeln - nicht nur in Afrika. "Deraciné"- "Entwurzelt" heißt dieses Ensemble. Zu sehen ist es ebenso wie der "Elefantentanz" in der Rotonde des Art in Abidjan – einer Galerie, die von einem lokalen Geschäftsmann und Kunstmäzen finanziert wird.
Oase im Großstadtdschungel
Die Donwahi-Stiftung in Abidjan ist ein wahres Kleinod. Diese, von internationalen Unternehmen getragene Galerie präsentiert aktuell einen Ausschnitt aus dem Schaffen von vier Künstlern. Das Werk "Die Stigmatisierten" von 2013 ist von Désiré N'Guessan.
Raus aus der Ecke
Pascal Konas "Marché Gouro" - "Markt in der Guro-Region" - ist noch so ein Beleg dafür, dass es DIE westafrikanische Kunst nicht gibt. Illa Donwahi, die Leiterin der Galerie, sagt sehr selbstbewusst: "Wir möchten nicht in eine Ecke gestellt werden: zeitgenössische afrikanische Kunst. Zeitgenössische Kunst ist global."