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Zeichen setzen gegen Antisemitismus

14. September 2014

Am Brandenburger Tor setzt der Zentralrat der Juden in Deutschland zusammen mit Vertretern aus Politik und Kirchen ein Zeichen gegen Antisemitismus. Das Motto der Großkundgebung: "Steh auf! Nie wieder Judenhass!"

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Mann mit Kippa (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Als Redner erwartet der Zentralrat der Juden Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sowie den Präsidenten des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder. Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat sein Kommen zugesagt. Zudem wird eine ganze Reihe von Bundesministern zu der Kundgebung im Herzen von Berlin erwartet.

Damit "Juden gerne in Deutschland leben"

Die Unterstützung geht quer durch alle Fraktionen des Bundestages. Er wolle, begründete Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) seine Teilnahme an der Kundgebung, dass "Juden gerne in Deutschland leben". Sein Kabinettskollege, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), betonte: "Wer Juden hasst und bedroht, hasst und bedroht uns alle." Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hob hervor: "Wir müssen Gesicht zeigen! Judenhass hat keinen Platz in unserer Gesellschaft."

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, beklagte sich unterdessen über einen wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Dem rbb-Inforadio sagte er, die Juden hätten einen schlimmen Sommer hinter sich. Im Zuge des Gaza-Krieges sei Israels Politik nicht nur kontrovers diskutiert worden. Unter die Vorwürfe gegen das militärische Vorgehen Israels hätten sich auch judenfeindliche Parolen gemischt.

"Schockwellen von Judenhass"

Es sei ihm "manchmal schlecht bei Ausmaß und Unverfrorenheit der Hetze in den Blogs" geworden, betonte Graumann. "Da sind Dinge passiert, von denen wir dachten, dass sie gar nicht möglich sein würden im Deutschland von heute", so Graumann. "Wir haben Schockwellen von Judenhass gehabt, Synagogen sind angegriffen worden, jüdische Menschen sind bedroht worden."

Wenn kübelweise Häme und Hetze über Juden ausgegossen würde, solle die Demonstration nun ein klares Signal sein. "Erstens, wir Juden sind getroffen; zweitens, wir lassen uns nicht unterkriegen, resignieren gilt nicht", so Graumann. Er ergänzte: "Wir sind jetzt aber sehr froh und erleichtert, dass unsere Kundgebung derart hochrangige politische Unterstützung erfährt und wir viele Signale der Solidarität aus der ganzen Gesellschaft bekommen."

Ein Gefühl der Entfremdung

Seine Vorgängerin, die frühere Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch, bedauerte im "Tagesspiegel am Sonntag" allerdings, dass die Initiative für die Kundgebung nicht "aus der Mitte der Gesellschaft" gekommen sei. Momentan stoße in Deutschland alles auf Zustimmung, was sich gegen Israel richte, sagte Knobloch weiter. Viele Juden hätten das Gefühl einer Entfremdung zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft. "Dieser Judenhass, der uns in ganz Europa entgegenschlägt, belastet mich sehr", so die 81-Jährige. Die Judenfeindlichkeit sei unter Muslimen ein Problem, "doch auch viele Ewiggestrige sind erwacht, das sehen wir an der Sprache der Hassbriefe, die wir bekommen," sagte sie.

haz/fab (dpa, kna, epd, rtr)