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"Ein Krieg jeder gegen jeden"

20. Dezember 2012

Der Bürgerkrieg in Syrien verändert nach einer UN-Analyse seinen Charakter: immer mehr religiöse und ethnische Gruppen kämpfen immer erbitterter gegeneinander.

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Syrisxhe Aufständische reinigen ihre Waffen (Foto: AP/dapd)
Bild: AP

"Ganze Religionsgemeinschaft laufen Gefahr, aus dem Land gedrängt oder innerhalb des Landes getötet zu werden", heißt es in einem neuen Syrien-Bericht einer vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzten Kommission.

Der Kommissionsvorsitzende, der brasilianische Diplomat Paulo Pinheiro, sagte bei der Vorstellung des Reports in Brüssel: "Der Konflikt bekommt einen zunehmend religiösen und ethnischen Charakter". Diese Entwicklung habe sich in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt.

Kräfte der Regierung von Präsident Baschar al-Assad griffen sunnitische Zivilisten an. Regimefeindliche Gruppen attackierten Alawiten oder andere regierungsfreundliche Minderheiten wie Christen, Armenisch-Orthodoxe und Drusen.Inzwischen seien auch Christen, Kurden und Turkmenen in den bewaffneten Konflikt hineingezogen worden, teilte Pinheiro mit. Diese Minderheiten hätten bewaffnete Gruppen zur Selbstverteidigung gebildet.

Syrien: Vor einem Krieg der Konfessionen?

"Extrem besorgt" zeigte sich die Kommission über die Anwesenheit ausländischer Kämpfer in Syrien, von denen einige Verbindungen zu extremistischen Gruppen hätten. Diese Ausländer kämen aus Europa, Amerika und dem Nahen Osten. Einige Oppositionsmilizen kooperierten nicht mit der Freien Syrischen Armee der Aufständischen, sondern stünden unter Kontrolle von Islamisten. Kriegsverbrechen, heißt es in dem UN-Report, würden weiterhin von beiden Seiten begangen. So würden Aufständischen etwa gefangene Soldaten willkürlich exekutieren.

Kommissionschef Pinheiro warnte vor Waffenlieferungen an eine der zahlreichen Kampfgruppen. "Wir glauben, dass Waffenlieferungen nicht zum Ende des Krieges beitragen. Das macht alles nur schlimmer. Alle Seiten sind zunehmend rücksichtloser geworden. Wir denken, dass in diesem Krieg ein militärischer Sieg unmöglich ist", erklärte der brasilianische Diplomat namens der Kommission.

Die Europäische Union kündigte unterdessen an, ihre humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien um rund 21 Millionen Euro zu erhöhen. Das Geld soll vor allem in die Schulbildung von Kindern und die berufliche Ausbildung von Jugendlichen fließen, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Bislang seien syrische Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien durch die EU mit insgesamt rund 62 Millionen Euro unterstützt worden

wl/SC (dpa, rtr, dapd)