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Ebola-Medikamentenforschung

Fabian Schmidt20. August 2014

Bis jetzt wären 30.000 Impfdosen nötig gewesen, um Ebola in Schach zu halten, haben britische Forscher für die WHO errechnet. Das Problem: Es gibt noch keine Impfungen. Aber das könnte sich bald ändern.

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Symbolbild: Impfung in einer Arztpraxis (Foto: dpa).
Ebola-Impfstoff-Kandidaten gibt es schon, aber keine geprüftenBild: picture-alliance/dpa

Ein Forscherteam der Universität Oxford hat im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO den akuten Medikamentenbedarf zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika errechnet. In einer Studie, die in der Zeitschrift "Nature" am Mittwoch (20.08.2014) veröffentlicht wurde schätzt der Epidemiologe Oliver Brady von der Universität Oxford, dass bis jetzt eigentlich 30.000 Impfdosen notwendig gewesen wären, um das Virus erfolgreich zu bekämpfen. Das Dilemma dabei: Es gibt noch gar keine zugelassene Impfung.

WHO will auch nicht-geprüfte Medikamente einsetzen

Die Studie geht auf eine Initiative der WHO zurück. Sie hatte in der vergangenen Woche eine Expertenkommission zusammengerufen, um neue Wege im Kampf gegen Ebola zu erörtern. "Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass es ethisch angemessen ist, nicht-geprüfte Medikamente zur Bekämpfung von Ebola einzusetzen, solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind", erklärte Oliver Brady kurz vor der Veröffentlichung gegenüber der Deutschen Welle. "Wir haben versucht, die Frage zu beantworten: Wie viele Medikamente wir wirklich für die jetzige Situation brauchen."

Ebola Isolierstation Charite Berlin (Foto: Reuters).
Die forschenden Unternehmen sollten jetzt viele Dosen herstellen, fordern die WissenschaftlerBild: Reuters

Brady und seine Kollegen haben Daten von früheren Ebola-Ausbrüchen gesichtet und daraus Ansteckungsgefahren abgeleitet. Der Bedarf an Impfdosen könnte allerdings noch deutlich steigen. "Der Ausbruch zeigt keine Anzeichen abzuflauen, wir wissen also nicht, wie hoch der Bedarf in der Zukunft sein könnte", sagt Brady.

Impfschutz für alle Hochrisiko-Gruppen

Bei der jetzigen Schätzung gingen die Forscher davon aus, dass alle Angehörigen von Patienten, medizinisches Personal, Leichenbestatter und andere, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, vorsorglich behandelt werden müssten. "Wir haben auch Notfallrücklagen einberechnet, also etwa Medikamentenreserven für Länder, in denen es noch keinen Ebola-Ausbruch gab, aber in denen ein hohes Risiko herrscht, dass zum Beispiel Einreisende an Ebola erkrankt sein könnten," erklärt der Epidemiologe.

Zudem müsse auch ein weiterer Kreis von Menschen behandelt werden, die zwar nicht in engem Kontakt zu Patienten stehen, aber trotzdem gefährdet sind. Dazu gehören etwa Behördenvertreter oder Mitarbeiter medizinischer Vorsorgeprogramme.

Massenproduktion muss vorbereitet werden

Brady versteht seine Studie in erster Linie als einen Aufruf an Regierungen und Unternehmen, die Ebola-Medikamentenforschung finanzieren und durchführen, ihre Anstrengungen jetzt zu verstärken. Sie sollten alles dafür tun, frühzeitig die Produktion großer Mengen der Präparate in Angriff zu nehmen. "Es gibt bereits bei einigen Medikamentenherstellern erste Impfstoff-Kandidaten und auch Medikamente für die spätere Behandlung, die bereits in der Entwicklung sind", sagt Brady.

Die WHO Stellungnahme habe jedenfalls die Rahmenbedingungen für die Nutzung neuer Präparate verändert. Sie könnten also auch ohne aufwendige Feldstudien schnell dorthin gebracht werden, wo die Not am größten ist. "Es ist vor allem nötig, schnell die Produktion zu steigern. Das wird nicht nur für diesen Ausbruch relevant sein, sondern auch für zukünftige Ausbrüche", sagt der Epidemiologe.

Logistiker bringen Schutzkleidung in ein Krankenhaus in Uganda (Foto: EPA).
Schutz brauchen alle, die mit Patienten in Berührung kommen könntenBild: picture-alliance/dpa

ZMapp ist kein Ersatz für einen Impfstoff

Das bisher wichtigste Medikament zur Behandlung bereits Erkrankter heißt ZMapp. Die vorhandenen Reserven des Medikaments gehen langsam zur Neige. ZMapp besteht aus drei Proteinen, die aus Tabakpflanzen gewonnen werden. Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie in Aachen und seine Außenstelle in Delaware (USA) könnten nach einem Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. August 2014 in einer speziellen Anlage für die Produktion von Proteintherapeutika recht schnell große Mengen des Stoffes produzieren.

Brady ist indes klar, dass sowohl die Wirksamkeit der Präparate als auch mögliche Risiken sich erst im Einsatz zeigen werden "Die Effizienz zu testen ist in einer solchen Notsituation sehr schwierig, weil die Krankheit sehr selten ist. Deshalb ist es auch schwierig, einen gut geplanten klinischen Feldversuch durchzuführen." Die Zeit dränge aber: "Wir brauchen eine Lösung, bei der große Mengen von Dosen produziert und auch schneller und gerechter verteilt werden können als es mit ZMapp bisher der Fall war."

Die Hoffnung, dass einer der entwickelten Impfstoffe sich in der Praxis bewähren wird, ist scheinbar durchaus gerechtfertigt. So hat sich bei denjenigen, die eine Ebola-Infektion überlebt haben, offensichtlich auch eine gewisse Immunität gebildet.