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Ebola-Bekämpfung: Uganda als Vorbild

Hilke Fischer24. August 2014

Viermal hat es in Uganda bereits Ebola-Ausbrüche gegeben, die Zahl der Infizierten ließ sich zuletzt an einer Hand abzählen. Was ist das Erfolgsrezept gegen das Virus - und wieso funktioniert es nicht in Westafrika?

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Ebola-Aufklärung in Sierra Leone Foto: Meng Chenguang
Bild: picture alliance/Photoshot

Noch nie hat das Ebola-Virus so schlimm gewütet wie momentan in Westafrika. Seit Wissenschaftler das Virus 1976 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckten, hat es knapp 20 Ausbrüche gegeben - im Kongo, im Sudan, in Uganda und in Gabun. In den Jahren 2000 und 2001 erkrankten in Uganda 425 Menschen, vier Jahre später noch einmal 149 Personen. Zweimal gab es in den Folgejahren noch Ebola-Fälle in Uganda, insgesamt lag die Zahl der Infizierten nur noch knapp über 30. "Die frühen Ausbrüche blieben oft mehrere Monate lang unentdeckt. In der Zeit kam es zu vielen Ansteckungen", berichtet Trevor Shoemaker. Der Virologe arbeitet am Uganda Virus Research Insitute, ein Kooperationsprojekt mit der US-Behörde für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC). Sobald die Fälle bekannt wurden, mussten die Blutproben erst zur Untersuchung in die USA geschickt werden. Bis internationale Helferteams vor Ort waren, vergingen weitere wertvolle Tage oder sogar Wochen.

Seit 2010 haben Shoemaker und seine Kollegen nun ein permanentes Labor in Uganda. "Dadurch können wir das Virus schon in einer sehr frühen Phase des mutmaßlichen Ausbruchs in Blutproben nachweisen." Innerhalb eines Tages sei das Testergebnis da. Bei einem positiven Befund würde sofort ein Team in das betroffene Gebiet geschickt, um herauszufinden, wer mit dem Infizierten Kontakt hatte und diese Personen ebenfalls auf Ebola zu testen. "Dadurch können wir die Ausbrüche inzwischen so schnell stoppen", sagt Shoemaker.

Ebola Bekämpfung in Uganda (Foto: EPA/STRINGER)
Ebola-Ausbruch in Uganda 2012: Die Hilfsgüter standen bereitBild: picture-alliance/dpa

Die Ugander vertrauen auf ihr Gesundheitssystem

Weil Uganda bereits Erfahrungen mit größeren Ebola-Ausbrüchen habe, sei die Bevölkerung gut informiert und kooperiere mit den medizinischen Einrichtungen. "Anders als in einigen westafrikanischen Gemeinden wollen die Menschen in Uganda eine Ebola-Erkrankung nicht verstecken", erzählt Shoemaker. "Sie melden sogar Verdachtsfälle, die nur entfernt Ähnlichkeit mit den Symptomen von Ebola haben, weil sie sicherstellen wollen, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet."

Auf Widerstand, wie in Westafrika, seien die Krankenhäuser und Gesundheitsstationen nicht gestoßen. "In den meisten Fällen hatten wir keine Probleme, die Patienten zu identifizieren und sie waren gewillt, sich behandeln zu lassen."

Krankenhäuser in Westafrika sind überfordert

In den Ländern, die aktuell von Ebola betroffen sind, ist das Vertrauen in das Gesundheitssystem geringer. Nicht ganz zu Unrecht, denn das ist mit dem Ebola-Ausbruch hoffnungslos überfordert. Während des Bürgerkrieges in Sierra Leone von 1991 bis 2002 flohen tausende Menschen außer Landes - darunter etliche Ärzte und Krankenpfleger. "Es gibt wenig ausgebildetes, einheimisches Personal. Sie können kaum adäquat auf diese Krise reagieren", berichtet Katja Ment, Afrika-Koordinatorin der Hilfsorganisation German Doctors. Ment ist selbst mehrfach in Sierra Leone gewesen; die Organisation unterstützt dort ein Krankenhaus.

Hinzu kommt, dass es in dem Land bisher noch nie Ebola gegeben hat. Die Infrastruktur, die Uganda in den vergangenen Jahren aufbauen konnte, fehlt komplett - genau wie das Verständnis für die Problematik bei der Bevölkerung. "Die Menschen sind verunsichert, sie trauen der Regierung nicht", sagt Ment. Die Notstandgesetze würden weder verstanden, noch akzeptiert. "Unser Krankenhausmanager hat berichtet, dass vor kurzem im Radio durchgesagt wurde, dass niemand mehr die Bezirksgrenzen verlassen dürfe. Daraufhin hätten alle in Panik ihre Häuser verlassen und seien in den Busch geflüchtet." Die Polizei sperre die Straßen, die Menschen versuchten, die Grenzen auf Schleichwegen zu umgehen. "Wenn jemand krank ist, dann geht er zu seiner Familie. Und plötzlich darf er das nicht mehr. Deswegen haben wir diese aufgebrachten Menschen vor den Krankenhäusern, die das Personal dort angehen. Sie verstehen die Maßnahmen und die Gefährdung nicht."

Ebola-Aufklärung in Liberia (Foto: John Moore/Getty Images)
Medizinische Helfer informieren Bewohner MonroviasBild: John Moore/Getty Images

Ebola durch Aufklärung stoppen

In den Gebieten, die aktuell von Ebola betroffen sind, scheinen die Menschen mobiler zu sein als in Uganda. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das der Grund, warum sich die Krankheit in Westafrika so viel schneller ausbreitet, als sie es jemals in anderen Teilen Afrikas getan hat. "Die Menschen reisen sehr viel. Deswegen muss die Bewegung der Menschen in den Regionen, in denen es besonders viele Ebola-Fälle gibt, eingeschränkt werden", sagt WHO-Sprecherin Fadéla Chaib. "Nur so kann die Übertragungskette gestoppt werden."

Um den Menschen in den betroffenen Gebieten das zu vermitteln, setzen die WHO und die vielen internationalen Hilfsorganisationen auf Aufklärungsmaßnahmen. Das Radio hat eine Schlüsselfunktion, für viele Menschen ist es die einzige verlässliche Informationsquelle. Helferteams gehen in die Dörfer, Schulen, Moscheen und Kirchen und erklären, wie Ebola übertragen wird und wie man sich schützen kann. In Liberia haben sich zahlreiche der Aufklärungskampagne angeschlossen, sie haben Wassereimer vor ihren Türen stehen, damit die Besucher sich vor dem Gottesdienst die Hände waschen können. Pastoren und Imame predigen, wie die Menschen sich und andere vor Ebola schützen können. Die liberianischen Mobilfunkanbieter verschicken täglich SMS an ihre Kunden, die über Ebola informieren. Denn nur wenn die Bevölkerung über die Krankheit Bescheid weiß, da sind sich die Helfer in West- und in Ostafrika einig, kann man einen Ebola-Ausbruch stoppen.

Plakat mit Ebola-Warnhinweisen (Foto: John Moore/Getty Images)
Aufklärung mit einfachen Mitteln: Plakate in LiberiaBild: John Moore/Getty Images