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Sprit der Zukunft - das elektrische Benzin

24. Oktober 2011

Sauber, unbegrenzt verfügbar und hochexplosiv: Wasserstoff gilt als Autotreibstoff von morgen, damit soll der Weg in die Elektromobilität geebnet werden. In Hamburg fährt er schon, der Wasserstoff-Bus.

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Elektrosprit, gelbliche Flüssigkeit in Messbecher. Foto: DW-TV
Bild: DW-TV

Wenn Thomas Blümel, Ingenieur bei der Hochbahn Hamburg, seinen Bus startet, hört er keinen dröhnenden Motor und produziert auch keine Abgase. Doch für das Betanken des Fahrzeugs mit Wasserstoff muss er aufwändige Schutzmaßnahmen treffen.

Wasserstoff tanken - eine Wissenschaft für sich

An seiner Tankanlage muss Thomas Blümel das Fahrzeug zunächst einmal erden, um sicherzustellen, dass es beim Kontakt zwischen Zapfpistole und Fahrzeug keine Funken gibt.

Denn ab einer gewissen Konzentration bildet Wasserstoff mit dem Luftsauerstoff ein hochexplosives Gas - Knallgas. Beim Tankvorgang darf deshalb kein Wasserstoff austreten, selbst bei einer Druckbetankung mit mehreren Hundert Bar muss das sichergestellt sein.

Druckbetankung mit mehreren Hundert Bar. Foto: DW-TV
Beim Tankvorgang darf kein Wasserstoff austreten.Bild: DW-TV

Das Carbazol-Automobil – ein Modell für die Zukunft?

Der Forscher Peter Wasserscheid will das ändern, er will Wasserstoff sicherer machen. Carbazol heißt die Flüssigkeit, auf die der Erlanger Chemiker setzt. "Carbazol kann Wasserstoff binden", sagt Wasserscheid, "wir haben festgestellt, dass sich der Wasserstoff im Carbazol nicht mehr entzündet oder explodiert."

Prof. Wasserscheid beim Versuch im Labor. Foto: DW-TV
Die aus Carbazol und Wasserstoff entstandene Flüssigkeit sieht aus wie Diesel-Treibstoff.Bild: DW-TV

Die aus Carbazol und Wasserstoff entstandene Flüssigkeit sieht aus wie Diesel-Treibstoff. Durch die chemische Reaktion wird das Gas stark verdichtet: In eine Liter-Flasche passt dasselbe Volumen an Wasserstoff wie in einen 700-Bar-Tank.

Fazit: Der im Carbazol gebundene Wasserstoff kann nicht entweichen und könnte in dieser Form wie ganz normaler Diesel getankt werden.

"Um eine Brennstoffzelle zu betreiben", sagt Wasserscheid, "muss das aufgeladene Carbazol auf 200 Grad Celsius erhitzt werden." Dadurch löst sich der Wasserstoff wieder und kann eine Brennstoffzelle versorgen. Die Brennstoffzelle produziert dann Strom für den Elektromotor. Wasserscheid: "Bei einem Carbazol-Auto gibt es kaum freien Wasserstoff, nur den, der für den direkten Verbrauch freigesetzt wird."

Darin genau sehen die Autohersteller ein Problem: Sie befürchten, dass die Freisetzung des Wasserstoffs zu langsam vor sich geht, zu langsam für sportliches Autofahren. Wasserscheid jedoch lässt sich durch solche Einwände nicht entmutigen: In zwei Jahren wollen er und seine Kollegen sich mit einem Testfahrzeug auf die Straße wagen.

Sprit der Zukunft: das elektrische Benzin