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Moskauer Masleniza

Evgenij Haperskij24. Februar 2009

Bald beginnt in Russland die orthodoxe Fastenzeit. Doch zuvor schwelgen die Russen noch einmal im Genuss - bei der traditionellen Masleniza-Feier. Neu ist, dass dabei nun auch an die Wirtschaft gedacht wird.

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Themenbild Moskau
Bild: DW

Was erwartet man eigentlich von einer typisch russischen Feier? Das Klischee: Alkohol, klar! Doch der fehlt bei der Moskauer Masleniza. Kein Bier, kein Wodka - dafür aber viele Blinis und russische Folklore bis zum Abwinken. Bei minus 15 Grad Celsius und leichtem, aber eisigem Wind, der einem die Kälte erst so richtig bewusst machte, begann die Moskauer Masleniza in diesem Jahr mit einer großen Party auf dem Roten Platz. Direkt vor dem Kreml stehen große Zelte und eine Bühne. Hier soll eine Woche lang getanzt, gesungen und konsumiert werden.

Die Geschichte des Festes

Die Wurzeln von Masleniza reichen weit zurück, in die heidnische Kultur der Slawen. Mit diesem Fest wurden der Eintritt des Frühlings und der Abschied vom Winter gefeiert. Nach der Christianisierung Russlands im späten zehnten Jahrhundert blieb die Tradition bestehen. Eine kirchliche Feier wurde Masleniza zwar nicht, die Kirche setzte aber durch, dass man während dieser Woche kein Fleisch essen durfte. Auch heute noch werden die Blinis, so nennt man die dünnen russischen Pfannkuchen, nur mit Kaviar, Smetana (eine Art saure Sahne) oder Käse gegessen. Blinis sind das Hauptattribut der Feier und symbolisieren durch ihre runde Form die Sonne, die immer höher und früher aufgeht.

Masleniza ist auch eine Figur aus der slawischen Mythologie und verkörpert den Winter und Tod. Mitten auf dem Roten Platz wurde am ersten Tag des Festes eine riesige Puppe, die Masleniza personifiziert, aufgestellt. Am Ende der Woche wird sie verbrannt. In alten Zeiten sollte das eine gute Ernte sichern. Heute soll die rituelle Verbrennung vor allem Zuschauer anlocken, denn Masleniza soll ein Touristenmagnet werden.

Mit Folklore aus der Krise

"Wir wollen, dass Masleniza schon bald so viele Menschen anlockt wie der Karneval in Rio oder das Oktoberfest in München", verkündete Dmitrij Schulzew vom Moskauer Tourismuskomitee auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Masleniza selbstbewusst. Denn die russische Tourismusbranche steckt in einer Krise.

Nach fast zehnjährigem Wachstum werde für das Jahr 2009 ein starker Touristenrückgang prognostiziert, erzählte Schulzew. Masleniza soll diesen Trend umkehren. Dabei setzt das Tourismuskomitee auf Besucher aus Europa und den USA. Viele von ihnen habe ich am ersten Tag nicht gesehen, sagt Schulzew, dafür aber einige aus dem osteuropäischen Ausland. So wie Magdalena Ostrowska aus dem polnischen Posen, die begeistert war von der Feier: "All die schönen Lieder und bunten Verkleidungen, es war wirklich super." Im nächsten Jahr will sie wieder kommen, nur: "Der Alkohol hat gefehlt."

Der erste Tag der Masleniza fiel auf einen russischen Nationalfeiertag, den Tag des Verteidigers des Vaterlands. Überall auf den Straßen in Moskau sah man junge Russen, deren Patriotismus sich im Fahnenschwenken und in "Rossija, Rossija-Rufen" entlud. Und spätestens da war man froh, dass kein Alkohol geflossen ist.