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Tourismus in Griechenland

Panagiotis Kouparanis30. September 2012

In Griechenland stagniert seit Jahren die Zahl der Touristen. Dabei gäbe es Möglichkeiten für Wachstum. In der deutsch-griechischen Zusammenarbeit geht man auf kommunaler Ebene schon neue Wege.

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Kirche von Sianna auf Rhodos (Foto: DW)
Touristen kommen nur im Sommer - Kirche von Sianna auf RhodosBild: picture-alliance/Friedel Giert

Jahrzehntelang ging es dem griechischen Tourismus gut. Sonne, Meer und Strände lockten viele Urlauber in das Land. Seit einigen Jahren hat sich die Situation aber verändert. Die globale Konkurrenz auf dem Reisemarkt bremst das Wachstum der Tourismusbranche. Die Griechen wollen sich dieser Herausforderung mit Qualitätsentwicklung, Professionalisierung und gezielter Eigenwerbung stellen. Dabei ist Hilfe aus Deutschland höchst willkommen, denn obwohl der Tourismus mit 16 Prozent des Bruttosozialproduktes der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes ist, gibt es bisher keine griechische Universität oder Fachhochschule mit dem Studienschwerpunkt Tourismus. Die Tourismus-Akademien auf Kreta und Rhodos sind international nicht anerkannt.

"Wie sehen uns die anderen?"

Auf Rhodos trafen sich Tourismus-Experten aus Deutschland mit ihren griechischen Kollegen im Rahmen einer deutsch-griechischen Initiative zur Zusammenarbeit auf kommunaler und regionaler Ebene. Der Gouverneur der südägäischen Inseln, Jannis Mahairidis glaubt, dass die deutschen Erfahrungen wertvoll sein können. "Wir haben Sommertourismus, die Deutschen haben Wintertourismus. Die Deutschen haben es aber geschafft, auch in den Sommertourismus einzusteigen. Uns ist das für den Winter nicht gelungen. Können wir das überhaupt schaffen?", fragt sich Mahairidis.

Anja Wollesen, Tourismusprofessorin an der Fachhochschule Westküste in Heide (Foto: Panagiotis Kouparanis/DW)
Die bestehenden Stärken des Urlaubsorts sollen im Vordergrund stehen, meint Anja WollesenBild: DW

Die Antwort der Fachleute lautet: Ja! Vorausgesetzt, es gelinge, Angebote zu entwickeln, die auch in den kälteren Jahreszeiten für Touristen attraktiv sind, wie beispielsweise Wandern oder Radfahren, meint Anja Wollesen von der Fachhochschule Westküste in der norddeutschen Stadt Heide. Noch wichtiger sei es aber, die bestehenden Stärken des Urlaubsorts in den Vordergrund zu stellen. Dazu will die Tourismusprofessorin ein Modell anwenden, das seit Jahren in einer Reihe von Ländern erprobt wurde. Zunächst wird eine Marktstudie unter deutschen Touristen durchgeführt. "Der erste Schritt ist, herauszufinden, was der deutsche Tourist beispielsweise mit Rhodos assoziiert", erklärt Wollesen. Dann wird das mit dem tatsächlichen Angebot der Insel abgeglichen. Ziel ist dabei: "zu schauen, wo ist die Insel gut aufgestellt, wo wird sie so wahrgenommen, wie sie wahrgenommen werden will und wo passt das noch nicht."

Touristen suchen das Besondere

Die Marktstudie soll aufdecken, was die Besonderheit eines bestimmten Urlaubsortes für die Touristen ausmacht. Kommen beispielsweise viele Menschen nach Rhodos, weil sie die Altstadt sehen wollen, die zum Weltkulturerbe gehört, dann sollte diese Besonderheit in den Vordergrund des touristischen Angebots der Insel gestellt werden. Denn ein solches kulturgeschichtliches Merkmal kann ebenso wenig kopiert werden, wie Landschaft und Natur. Allerdings ist in der Tourismusbranche nicht nur Marketing wichtig: Wenn Urlauber einen Ort als Wanderregion besuchen, müssen auch die Wanderwege in Ordnung sein und entsprechende Broschüren und Wanderkarten vorliegen.

Jannis Mahairidis, Gouverneur der südägäischen Inseln in Griechenland (Foto: Panagiotis Kouparanis/DW)
Jannis Mahairidis, Gouverneur der südägäischen Inseln, freut sich über die Hilfe aus DeutschlandBild: DW

Die Marktstudie, die deutsche Touristen im Blick hat, wird im Dezember erstellt. Anfang 2013 will Anja Wollesen in Rhodos die Ergebnisse den Kommunalpolitikern und Vertretern der Tourismusbranche präsentieren. "Wir kommen mit Daten und haben unsere eigene Erfahrung, eine eigene Vorstellung, was sie bedeuten können." Das sei aber nur die eine Seite. "Die andere Seite ist die Interpretation durch die Menschen vor Ort. Sie sind die eigentlichen Experten und sie müssen aus diesen Daten ihre Schlüsse ziehen. Danach kommen wir in die Diskussion."

Wissenschaftliche Zusammenarbeit im Tourismus

Da die Tourismus-Akademien auf Kreta und Rhodos keine internationale Anerkennung genießen, gestaltet sich die Kooperation auf institutionaler Ebene schwierig. Damit es aber zu einer Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Westküste kommt, soll die Ägäis-Universität der Insel Lesbos als Partner beteiligt werden. Dadurch wird es auch möglich, über das Erasmus-Programm, das die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen in Europa fördert, den Austausch von Studenten und Lehrkräften sowie gemeinsame Forschungsprogramme zu finanzieren.

Kyriakos Petakos, Prof. An der Tourismus-Akademie auf Rhodos (Foto: Panagiotis Kouparanis/DW)
Griechenland braucht eine Tourismus-Universität, sagt Kyriakos PetakosBild: DW

"Für eine große Zahl unserer Studenten ist Deutsch die Muttersprache", erklärt Kyriákos Petákos von der Tourismus-Akademie auf Rhodos. Das sei ein Vorteil für den Studentenaustausch, aber auch für die gemeinsame Forschung. Vielleicht wird auf diesem Weg mittelfristig der Grundstein gelegt für eine griechische Tourismus-Universität und für die Ausbildung von Tourismus-Managern für Griechenland in Griechenland - das hoffen jedenfalls die lokalen Fachleute.