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Griechenland - ein Fass ohne Boden

25. September 2012

Griechenland benötigt anscheinend noch weitere Milliarden. Die Regierung in Athen spricht nur von einer Finanzierungslücke. Doch bei der EU steigt schon wieder die Nervosität. Steht die Rettung wieder auf der Kippe?

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Die Akropolis in Athen (Foto: Fotolia)
Symbolbild GriechenlandBild: Fotolia/anastasios71

13 Milliarden Euro? 15 Milliarden? Oder gar 30? Über das genaue Ausmaß der Misere wird noch spekuliert, aber eines ist schon jetzt klar: Griechenland benötigt noch mehr Geld - und noch mehr Zeit, seine Schulden zurückzuzahlen.

Finanzminister Yannis Stournaras sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Griechenland benötige zusätzlich 13 bis 15 Milliarden Euro, wenn zugleich die Frist zur Einhaltung seiner Defizitziele um zwei Jahre verlängert werde. Er sei aber überzeugt, dass sein Land diese "Finanzierungslücke" überbrücken könne, ohne die europäischen Steuerzahler zu belasten. Dies könne durch kurzfristige Anleihen geschehen oder durch niedrigere Zinsen auf griechische Anleihen, die die EZB halte, oder durch eine Umschuldung.

Vor allem die Möglichkeit einer Umschuldung von Staatsanleihen wird schon seit einigen Wochen von den Gläubigern Griechenlands hinter den Kulissen diskutiert. Der griechische Vertreter beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Thanos Katsambas, hatte sich bereits dafür ausgesprochen.

Schlechte Nachrichten aus Athen

Nach anderen Angaben ist diese Lücke deutlich größer: Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt unter Berufung auf Informationen aus der EU und mehreren europäischen Notenbanken, dass gar 30 Milliarden Euro fehlten. Außerdem würden zwei zeitliche Vorgaben verfehlt: Demnach kann Griechenland voraussichtlich nicht wie geplant von 2015 an seinen Haushalt ohne zusätzliche Hilfen finanzieren. Und auch das Ziel, von 2020 an die Schulden wieder komplett an den Finanzmärkten refinanzieren zu können, werde verfehlt. Athen benötige "mindestens zwei Jahre" zusätzlich Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen, schreibt das Blatt.

Schon seit Monaten wird über die Finanzierungslücke spekuliert. Aus Kreisen der Troika von Europäischer Zentralbank, IWF und EU-Kommission hieß es bislang, robuste Zahlen lägen noch nicht vor. Klar ist nur: Wenn der IWF die Schuldentragfähigkeit Griechenlands nicht auf Dauer gesichert sieht, muss er laut seinen Regeln aus der Rettung aussteigen. Dann wiederum würde die ganze Sanierung zusammen brechen, weil für Deutschland und andere Europartner die IWF-Beteiligung Voraussetzung für das eigene Engagement ist.

Zuckerbrot und Peitsche

Wird Griechenland also doch fallen gelassen? EU-Kommissar Günther Oettinger rechnet nicht damit: "Ich habe feste Anzeichen sowohl in der Kommission wie auch in der deutschen Politik, dass man Griechenland halten wird", sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Bedingung sei, dass die griechische Regierung eine Mehrheit im Parlament bekomme und glaubwürdig ihre Verpflichtung aufnehme. Ein drittes Hilfspaket sei nicht in Vorbereitung und nicht notwendig. "Man kann mit dem jetzt vereinbarten Hilfspaket den Griechen etwas früher und etwas stärker helfen."

Die "Neue Züricher Zeitung" berichtet, die Schuldenkontrolleure würden neue Hilfen nur gutheißen, wenn sich die griechische Regierungskoalition rasch zu weiteren konkreten Kürzungen bei Renten und Gehältern verpflichtet, für den Fall, dass 2014 die vereinbarten Sparziele wieder gerissen sind. Bevor es keine entsprechenden Signale gebe, werde die Troika ihre unterbrochene Mission nicht fortsetzen und nach Athen zurückkehren.

mm/sc (dapd, rtr, afp)