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Deutschland lehnt EU-Frauenquote ab

15. September 2012

Die Bundesregierung hat sich offen auf die Seite der Gegner einer EU-weiten Frauenquote für Unternehmensführungen gestellt. Damit steht das Vorhaben von EU-Kommissarin Viviane Reding vor dem Aus.

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ARCHIV: Ein weibliches Mitglied des niedersaechsischen Kabinetts steht in Hannover am Gaestehaus der Landesregierung fuer ein Kabinetts-Foto neben maennlichen Kabinettsmitgliedern (Foto vom 01.02.11, dapd).
Bild: dapd

In einem gemeinsamen Brief von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Familienministerin Kristina Schröder (CDU), der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt, heißt es: "Eine rechtlich bindende Vorgabe der Europäischen Union für eine Quote sehen wir (...) nicht als den richtigen Weg an." Die Quote werde "weder den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten noch den branchenspezifischen Bedürfnissen der Unternehmen gerecht".

Der Brief ist dem Bericht zufolge an den britischen Wirtschaftsminister Vince Cable adressiert. Großbritannien bemüht sich unter Federführung von Cable seit längerem, die von der EU-Justizkommissarin Viviane Reding geplante Frauenquote zu verhindern. In ihrem Brief schreiben die beiden deutschen Ministerinnen: "Wir begrüßen und unterstützen (...) ausdrücklich die Initiative Großbritanniens", gegenüber der Europäischen Kommission noch einmal die Gründe für die Ablehnung der Quote darzulegen.

EU-weite Frauenquote droht zu scheitern

Am 4. September hatten sich in Brüssel Vertreter von Staaten getroffen, die eine EU-Frauenquote kritisch sehen. Dabei sprachen sich neben Großbritannien auch Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Litauen, Malta, die Niederlande, Schweden und Slowenien gegen Redings Quoten-Vorschlag aus. Der deutsche Vertreter hatte sich bei dem Treffen noch der Stimme enthalten. Mit dem Brief der beiden Ministerinnen hat sich nun auch Deutschland offen auf die Seite der Quoten-Gegner gestellt.

Redings Entwurf sieht vor, dass börsennotierte Unternehmen bis 2020 mindestens zwei von fünf Aufsichtsratsposten mit dem "jeweils unterrepräsentierten Geschlecht", meist also Frauen, besetzen sollen. Firmen mit staatlicher Beteiligung sollen die Quote bereits 2018 einführen. Betriebe, die die Auflagen nicht einhalten, werden bestraft. Die Vorschrift soll nur für Unternehmen gelten, die mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen und über 50 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.

Deutschland und die zehn Staaten, die sich bereits Anfang September gegen eine EU-Quote gestellt haben, verfügen in Brüssel zusammen über eine Sperrminorität. Reding wird ihre Quote damit voraussichtlich nicht durchsetzen können.

GD/det (rtr, dpa)