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Rentner spucken kräftig in die Hände

28. August 2012

Ist es die Lust, auch im Alter noch aktiv zu sein - oder doch eher die Notwendigkeit, die zu karg geratene Rente aufzubessern? Jedenfalls wächst die Zahl der Ruheständler mit Minijob oder gar einer Vollzeitstelle.

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Älterer Bauarbeiter (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia

Immer mehr Rentner in Deutschland arbeiten auch noch in hohem Alter. Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Ruheständler mit einem Minijob um knapp 60 Prozent oder rund 280.000 auf etwa 761.000 gestiegen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Unter ihnen waren demnach im Jahr 2011 etwa 120.000 Minijobber, die 75 Jahre und älter sind. Das geht aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die der Zeitung vorliegen.

Zudem hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit Ende vergangenen Jahres mehr als 150.000 Rentner eine sozialversicherungspflichtige Stelle. Damit hat sich ihre Zahl seit Ende 1999 knapp verdoppelt, wie es in dem Bericht weiter heißt. Der Großteil dieser Beschäftigten - gut 80.000 - hatte sogar eine Vollzeitstelle. Selbstständige sind in dieser Statistik nicht berücksichtigt.

Gründe für Jobs umstritten

Viele Ruheständler wollten arbeiten, weil sie sich noch fit fühlten, sagte Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), zu den Gründen. Untersuchungen zeigten, dass Menschen, die im hohen Alter noch arbeiteten, meistens relativ hoch qualifiziert seien. "Das deutet darauf hin, dass die finanzielle Notlage in vielen Fällen eher nicht das Hauptmotiv sein dürfte", sagte der IW-Experte der "Süddeutschen Zeitung".

Dagegen erklärte Ulrike Mascher, Vorsitzende des größten deutschen Sozialverbands VdK, dass immer mehr Menschen Probleme hätten, mit ihrem Alterseinkommen auszukommen. "Bei den 120.000 über 75-jährigen Minijobbern wird es sich nicht um Universitätsprofessoren handeln, die gerne länger arbeiten wollen, sondern eher um Rentner, die Zeitung austragen, Supermarktregale einräumen und andere wenig attraktive Jobs ausüben, um ihre karge Rente aufzubessern."

Ulrike Mascher, Vorsitzende des Sozialverbands VdK (Foto:Sozialverband VdK)
Sieht Entwicklung kritisch: Ulrike Mascher vom Sozialverband VdKBild: Sozialverband VdK

Renten kontinuierlich gesunken

Laut dem Bericht zeigen die Zahlen der Regierung auch, dass die Renten zuletzt weitgehend kontinuierlich gesunken sind. Wer im Jahr 2000 erstmalig eine Altersrente bezog und mindestens 35 Jahre gesetzlich rentenversichert war, erhielt demnach im Durchschnitt umgerechnet 1021 Euro im Monat. Bis 2011 sank dieser Betrag auf 953 Euro, wie das Blatt weiter schreibt. Noch stärker sei das Minus bei Renten wegen voller Erwerbsminderung: Sie verringerten sich bundesweit im selben Zeitraum von 738 auf 634 Euro.

Das Arbeitsministerium wies dem Bericht zufolge in seiner Antwort darauf hin, dass sinkende Renten nicht gleichbedeutend seien "mit einer rückläufigen Entwicklung des Wohlstands" der Ruheständler. Vielmehr sei zu berücksichtigen, dass in den vergangenen Jahren andere Einkommensarten wie Mieten, Kapitaleinkünfte oder Betriebsrenten für die Rentner an Bedeutung gewonnen hätten.

sti/wl (dpa, afp)