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Syrische Rebellen nehmen Grenzübergänge ein

20. Juli 2012

Für das Assad-Regime wird es eng. Regierungsgegner bringen die regulären Truppen in Damaskus zunehmend in Bedrängnis. Mehrere wichtige Grenzübergänge zum Irak und in die Türkei sind offenbar unter Kontrolle der Rebellen.

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Von irakischer Seite wurden Angaben der syrischen Aufständischen bestätigt, dass mehrere wichtige Grenzübergänge zum Irak in den Händen der Rebellen sind. Bei der Einnahme der Grenzposten soll es zu Gefechten zwischen der überwiegend aus Deserteuren bestehenden "Freien Syrischen Armee" und Assad-treuen Regierungstruppen gekommen sein, wie der stellvertretende irakische Innenminister al-Assadi mitteilte.

Ein hochrangiger irakischer Militär sagte, bei Gefechten zwischen Oppositionstruppen und Armee um einen Grenz-Außenposten im Sindschar-Gebirge seien mehr als 20 syrische Soldaten getötet worden. Zuvor hätten die Rebellen bereits den wichtigen Grenzübergang nahe der Ortschaft Kaim in ihre Gewalt gebracht und die Grenzsoldaten in die Flucht getrieben.

Die Aufständischen seien nicht auf irakisches Gebiet vorgedrungen, betonte der irakische Brigadegeneral Kassim al Dulaimi. Der Irak habe die Streitkräfte jedoch in Alarmbereitschaft versetzt und zusätzliche Truppen in die Grenzregion entsandt. "Wir haben Sicherheitsbedenken, denn der Grenzübergang befindet sich jetzt nicht mehr unter der Kontrolle der syrischen Regierung, und niemand kann vorhersagen, was passieren wird", sagte al Dulaimi. Auch zwei Grenzübergänge in die Türkei sollen unter der Kontrolle der Rebellen sein.

Kämpfe in Damaskus

Die syrische Hauptstadt ist weiter hart umkämpft. Nach dem Anschlag am Mittwoch auf den engsten Machtzirkel von Präsident Baschar al-Assad hat sich die Lage weiter verschärft. Aktivisten meldeten Gefechte in Wohngebieten, hunderte Einwohner seien geflohen. Bei einem Angriff der Aufständischen auf das Polizeihauptquartier in Damaskus sollen zahlreiche Polizisten getötet worden sein. Auch in der Nähe des Regierungsviertels sei gekämpft worden. In der ganzen Stadt seien Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen aufgefahren, sie hätten Straßensperren errichtet. Bei dem Anschlag in Damaskus waren der Verteidigungsminister, ein Schwager Assads und ein hochrangiger Militär getötet worden.

Blutigster Tag seit Beginn des Aufstandes

Mehr als 250 Menschen sollen allein am Donnerstag bei Kämpfen getötet worden sein. Das meldet die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus Großbritannien. Unter den Opfern seien mehr als 150 Zivilisten, davon allein 44 in der Hauptstadt Damaskus. Auch 93 Angehörige der Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen. Die Organisation sammle noch Informationen. Die Zahl der Opfer könne daher noch deutlich ansteigen. Mehr Menschen seien seit Beginn des Aufstandes gegen das Assad-Regime vor 16 Monaten noch nie an einem Tag getötet worden. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Assad: Gejagter im eigenen Land

Über den Verbleib von Präsident Assad gibt es seit Tagen immer wieder teils widersprüchliche Berichte. Zuletzt meldeten arabische Medien unter Berufung auf syrische Sicherheitskreise, Assad befinde sich weiter in Damaskus. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag Bilder von der Vereidigung des neuen Verteidigungsministers Fahad Dschassim al-Freidsch. Wo der neue Minister seinen Eid vor Assad ablegte, wurde aber nicht erwähnt. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet unter Berufung auf Oppositionelle und Diplomaten, Assad sei schon vor Tagen in einen Regierungspalast in der Küstenstadt Latakia geflohen. Gerüchte, Assads Frau Asma und die drei Kinder seien außer Landes gebracht worden, ließen sich nicht bestätigen.

qu/wl (rtr, afp, dpa, dapd)