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Zusammenarbeit der Feuerwehren

Hilke Fischer22. Juni 2012

Die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Daressalam reicht bis in den Katastrophenschutz. Zwischen den Feuerwehren beider Hafenstädte gibt es seit Jahren regelmäßige Kontakte - von denen beide Seiten profitieren.

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Tansanische Feuerwehrmänner bei einer Übung in Hamburg. Copyright: R. Paulsen 2009, Hamburg
Bild: R. Paulsen

Wenn Häuser brennen, Gebäude einstürzen oder Flüsse über die Ufer treten: Die Feuerwehr ist immer zur Stelle, um Menschenleben zu retten. Die Aufgaben sind auf der ganzen Welt gleich. Schaut man sich aber die finanzielle Ausstattung und die Personalstärke an, findet man aber oft große Unterschiede.

Das gilt zum Beispiel für Hamburg und Daressalam: Die Partnerstädte trennen mehr als 7000 Kilometer - und doch haben die sie vieles gemeinsam: Als bedeutende Hafenstädte spielen sie eine wichtige Rolle im globalen Handel. Die Feuerwehren beider Städte stehen deshalb auch vor ähnlichen Herausforderungen: Gefährliche Stoffe, die vom Hafen durch die Stadt transportiert werden, Chemiebetriebe, Verkehrsunfälle. Diese Woche haben sich Vertreter der Feuerwehren beider Metropolen in Hamburg getroffen, um gemeinsam Pläne für neue Projekte zu schmieden.

Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen

Die Feuerwehr in Daressalam hat mit vielen Problemen zu kämpfen", sagt Feuerwehr-Chef Fikiri Salla. Es fehle an Material und Geräten wie zum Beispiel Feuerwehrautos und Rettungsmitteln. Aber auch personell ist die Feuerwehr der tansanischen Metropole nicht gut aufgestellt. Während es in Hamburg über 4000 Feuerwehrleute gibt, sind es in Daressalam nur 126, erzählt Salla. Dabei ist die Stadt doppelt so groß wie Hamburg.

Fünf Feuerwehrautos aus Hamburg sind in der Zwischenzeit in den Fuhrpark der tansanischen Feuerwehr übergegangen. Neben der materiellen Unterstützung steht aber vor allem der persönliche Kontakt und der Wissensaustausch im Mittelpunkt der Zusammenarbeit. Vor sieben Jahren baute Feuerwehrmann Reinhard Paulsen die Kooperation zwischen den beiden Feuerwehren auf. "Das sind Feuerwehrleute aus Leidenschaft und die haben ein gemeinsames Interesse, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen", sagt Paulsen.

Freiwillige Feuerwehr am Dogodogo Centre in Daressalam. (Foto: Bernhard Staub)
Einsatzbesprechung der Freiwilligen Feuerwehr in DaressalamBild: Bernhard Staub

Mitglieder der Jugendfeuerwehren beider Länder besuchen sich regelmäßig, pensionierte Hamburger Feuerwehrleute geben ihr Wissen in Daressalam an ihre dortigen Kollegen weiter. So entstand mit Hamburger Unterstützung eine Atemschutzwerkstatt, in der die Feuerwehrleute die lebenswichtigen Geräte nun selbst reparieren und warten können. Außerdem kommen Feuerwehrleute aus Daressalam für mehrmonatige Praktika nach Hamburg - um anschließend das, was sie in der Zeit gelernt haben, zu Hause an ihre Kollegen weiter zu geben. Auch hier ging es zunächst um Atemschutz, denn: "Was bei uns selbstverständlich ist, nämlich dass jeder Feuerwehrmann eine Sauerstoffflasche auf dem Rücken trägt, wenn er ins Feuer geht, ist in Tansania noch lange nicht Standard", so Reinhard Paulsen.

Aber die Weiterbildung beschränkt sich nicht nur auf technische Aspekte: Die Feuerwehr-Offizierin Puyo Elenor Nzalayaimisi absolviert gerade ein dreimonatiges Management-Praktikum in Hamburg. Aktuell auf dem Lehrplan: Wie leite ich eine Feuerwehrakademie?

Nutzen für beide Seiten

Auch die Hamburger Seite profitiert von der Zusammenarbeit mit Daressalam, indem sie zum Beispiel Praktikanten entsendet. Janne Börold studiert Rescue Engineering in Hamburg und ist selbst in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Als im Dezember vergangenen Jahres heftige Regenfälle ganze Stadtviertel in Daressalam überschwemmten, absolvierte sie gerade ihr Praxissemester bei der dortigen Feuerwehr. Tagelang rettete sie mit ihren tansanischen Kollegen Menschen vor dem Ertrinken und erlangte dadurch nationale Berühmtheit und Anerkennung.

Jane Börold bei ihrem Hochwasser-Einsatz in Daressalam (Foto: Ibrahim Dominick Luena)
Janne Börold beim Hochwassereinsatz in DaressalamBild: Ibrahim Dominick Luena

Die Einsätze forderten sie stärker, als sie es von zu Hause gewohnt war: "In Deutschland gibt es Standard-Einsatzregeln, da ist alles sehr festgelegt auf Strukturen." In Tansania mussten sich die Studentin und ihre Kollegen bei jedem Einsatz selbst eine geeignete Strategie überlegen. Die Erfahrungen und Eindrücke, die Janne Börold aus Tansania mitgebracht hat, gehen weit über Feuerwehr-Einsätze hinaus: "Die Zeit in Daressalaam hat mich in vielen Lebenslagen bereichert. Ich habe unglaublich nette Menschen und unglaublich viel Lebensfreude kennen gelernt", sagt sie. "Ich habe Sachen erlebt, die mein ganzes Leben prägen werden."

Internationale Feuerwehr-Freundschaften

Grundlage für die Erfolgsgeschichte dieser Kooperation ist das Selbstverständnis, das Feuerwehrleute mit ihrem Beruf verbinden. Die innere Bereitschaft zur Hilfeleistung schweißt die internationale Feuerwehr-Familie zusammen - auch über kulturelle Grenzen hinweg. "Es ist egal welche Feuerwache auf der Welt Sie betreten; wenn Sie sagen 'Guten Tag, ich bin Feuerwehrmann', dann öffnen sich die Tore", sagt Klaus Maurer, Chef der Feuerwehr Hamburg. Und das gelte natürlich auch umgekehrt. "Gäste, die zu uns kommen, sind jederzeit herzlich willkommen."

Fikiri Salla und Reinhard Paulsen in Hamburg. (Foto: Hilke Fischer)
Gute Freunde: Fikiri Salla und Reinhard PaulsenBild: DW

Und auch enge Freundschaften haben sich über die Jahre entwickelt, erzählt Initiator Paulsen. "Der Chef der Feuerwehr in Daressalam, Fikiri Salla, und ich, wir sind privat befreundet. Er ist bei mir zu Hause gewesen, ich bin bei ihm gewesen. Er kennt meine Familie, ich kenne seine." Und Salla pflichtet ihm bei: "Es ist inzwischen nicht bloß eine Feuerwehr-Partnerschaft, sondern es ist auch zu einer Partnerschaft auf familiärer Ebene geworden."