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IWF-Chefin warnt vor Zerfall Europas

9. Juni 2012

Der Konflikt zwischen starken und schwachen Euro-Ländern eskaliert. IWF-Direktorin Lagarde fürchtet einen Rückfall in Kleinstaaterei. Sie appelliert, am Projekt Europa unbedingt festzuhalten. Eine Vision müsse her.

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IWF-Direktorin Christine Lagarde (foto:rtrs)
Christine LagardeBild: Reuters

Die Integration der Euro-Zone sieht die IWF-Chefin durchaus nicht nur als eine Frage des gemeinsamen Geldes, sondern auch hochpolitisch, ja gar historisch: "Das europäische Projekt ist außerordentlich, ich würde sogar sagen, aus Sicht der gesamten Menschheit. Nationen, die sich jahrhundertelang aufs blutigste bekämpften, beschließen, dass sie zusammen mehr sind als die bloßen Einzelstaaten", so die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Und fügt warnend an, dass sich Politiker unter dem Druck von Wahlen immer mehr kurzfristigen Interessen unterordnen könnten und somit der "Wunsch nach nationaler Souveränität" wachse.

Notwendig sei aber im Gegenteil mehr Gemeinsamkeit in der Krise, und dies nicht nur in der Haushalts- und Bankenpolitik. Die Bemühungen zur Erhaltung des Euro würden bisher durch "die Unsicherheit und die Zweifel über die langfristige Vision der Politiker" unterminiert.

In der Finanzkrise plädiert die Französin unter anderem für einen Schuldentilgungspakt, so wie ihn der Wirtschaftsrat der "Fünf Weisen" in Deutschland angeregt hat. Danach sollen die Staatsschulden der Euro-Länder, die über 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen, von allen garantiert werden. "Das Modell sollten wir uns näher anschauen", meint Lagarde in der "Süddeutschen" - im Gegensatz zur Bundesregierung, die keine weiteren Risiken übernehmen will. Der Schuldentilgungspakt würde den Finanzmärkten zumindest das "klare Signal" geben, dass "Europa ein gemeinsames Projekt" habe, und seine Mitglieder es verfolgen wollten, so die Hoffnung Lagardes.

SC/qu (SZ)