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Aus für Schufa-Forschungsprojekt

8. Juni 2012

Das ging schnell: Nach zwei Tagen Dauerkritik haben die Verantwortlichen für das Facebook-Forschungsprojekt der Schufa die Reißleine gezogen. Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut kündigte den Vertrag.

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Das Facebook-Logo unter einer Lupe (Foto: dapd)
Facebook Datenschutz Internet SymbolbildBild: dapd

Das Facebook-Projekt der Schufa ist geplatzt: Nach der massiven Kritik von Politikern und Datenschützern sagten die größte Auskunftei des Landes und das Hasso-Plattner-Institut (HPI) ihre Zusammenarbeit ab. Das Institut sollte erforschen, ob und wie öffentliche Informationen aus sozialen Netzwerken die Kreditwürdigkeit der Verbraucher beeinflussen könnten.

Erst kündigte das HPI den Vertrag für das Projekt. Wenig später gab auch die Wiesbadener Schufa bekannt, die Idee nicht weiterzuverfolgen. "Das Forschungsprojekt hat eine Debatte über den Umgang mit frei verfügbaren Daten angestoßen, die die Schufa erst mit Vorlage der Forschungsergebnisse erwartet hätte", erklärte die Auskunftei. Angesichts "mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit" über den vereinbarten Forschungsansatz und darauf aufbauender Reaktionen könne ein solches wissenschaftliches Vorhaben nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden, sagte HPI-Direktor Christoph Meinel.

Massive Kritik von Datenschützern und Politikern

Schufa will Facebook-Daten sammeln

"Freunde und Status geben keine Auskunft über die Bonität eines Verbrauchers. Deshalb finden solche Daten auch keine Verwendung in unserem Datenbestand", betonte jetzt auch Schufa-Vorstand Peter Villa. Man dürfe jedoch nicht die Augen vor der Realität des Internets verschließen: "Die grundsätzliche Frage des Umgangs mit öffentlichen Daten im Netz bleibt eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung."

Obwohl Schufa und HPI betont hatten, es handele sich ausschließlich um ein ergebnisoffenes Forschungsprojekt mit öffentlich zugänglichen Informationen, war die Idee am Donnerstag unter massiven Beschuss von Politikern aller Parteien und der Datenschützer geraten.

"Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden", warnte etwa Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Es könne nicht sein, dass soziale Netzwerke systematisch nach sensiblen Daten abgegrast werden, die dann in Bonitätsbewertungen von Kunden einfließen. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) machte ebenfalls deutlich, dass sie keinen Spielraum für solche Ideen sieht.

re/rb (dapd, dpa, rtr, afp)