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Deutschland hält Weltrekord beim Solarstrom

28. Mai 2012

Die Sonne hat Deutschland zu Pfingsten zeitweise einen neuen Rekord bei der Solarstromproduktion beschert. Doch geht der Boom so weiter, wird für den Verbraucher die Stromrechnung immer teurer.

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Ein Techniker kontrolliert Solar-Module im Solarkraftwerk Brandis bei Leipzig (Foto: dapd)
Bild: AP

Photovoltaikanlagen lieferten über Pfingsten erstmals eine Gesamtleistung von über 20.000 Megawatt. Das belegen Zahlen der Strombörse EEX. "Wir gehen von 22.000 Megawatt aus. Das entspricht der Leistung von mehr als 20 Atomkraftwerken", sagte der Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) in Münster, Norbert Allnoch. Kein anderes Land auf der Welt produziere so viel Solarstrom.

Während sich aber der Solarrekord auf einzelne Stunden am Mittag bezieht, sind Kern- oder Kohlekraftwerke grundlastfähig. Sie können rund um die Uhr feste Strommengen liefern und nicht einmalig bei idealen Bedingungen. Die nur zeitweise anfallenden Strommengen aus erneuerbaren Energien müssen deshalb gespeichert, intelligent verteilt und durch grundlastfähige Kraftwerke ergänzt werden.

Neue Infrastruktur

Diese Erneuerung der Infrastruktur wird viel Geld kosten. "Wir brauchen mehr als 4000 Kilometer neue Stromleitungen, wir brauchen Gaskraftwerke. Schon jetzt merken die Leute, dass die Stromrechnung nach oben geht", warnt der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Rainer Brüderle. Deshalb gehe es nicht so weiter, dass "auf Teufel komm raus" die Solarenergie gefördert werde. "Wir geben gut sieben Milliarden aus für knapp drei Prozent der Stromerzeugung", sagte Brüderle der Zeitung "Die Welt".

Norbert Allnoch hält dagegen: "Es wird häufig unterschätzt, dass die Sonne genau dann erhebliche Leistung bringt, wenn sie am meisten gebraucht wird: in den Spitzenzeiten am Mittag." Nachts lieferten konventionelle Quellen wie Atom und Braunkohle eine Grundlast von mindestens 32.000 Megawatt, erläutert Allnoch.

Der Zuwachs der Sonnenstromproduktion in einem eher sonnenschwachen Land wie Deutschland hängt vor allem damit zusammen, dass hier bereits mehr als eine Million Solaranlagen installiert sind. Dank guter Förderbedingungen und zugleich eines Preisverfalls bei Modulen durch einen starken Konkurrenzdruck aus China, schrauben sich immer mehr Bürger Photovoltaikanlagen auf ihre Dächer. Allein 2010 und 2011 wurden fast 15.000 Megawatt an neuen Anlagen installiert.

Zwangsabschaltung droht

Bundesumweltminister Peter Altmaier drängt darauf, dass der Solarausbau stärker mit dem Netzausbau in Einklang gebracht werden muss. Denn sonst drohe gerade bei viel Sonne die Zwangsabschaltung von Solarparks. Die Bundesregierung will die Solarförderung um bis zu 30 Prozent kürzen, doch die Länder haben dies mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat blockiert.

Besonders ostdeutsche Länder fürchten um ihre Solarindustrie. Nun soll bis zum Sommer im Vermittlungsausschuss von Bund und Ländern eine Lösung gefunden werden. Das Problem: Die Förderkosten zahlen die Bürger per Umlage über den Strompreis - zuletzt fielen bereits mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr nur für die Solarförderung an.

wen/nis (dpa, Die Welt)